Bodenschätze und Bergbau - 12/2013

Aus Tansania Information
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Bedeutung des Bergbaus für die Volkswirtschaft

Der Vorsitzende der tansanischen Kammer für Bodenschätze und Energie (TCME), J. Kahama, präsentierte einen optimistischen Bericht über die weitere Entwicklung der Branche und ihren wachsenden Beitrag zur nationalen Wirtschaft. In den entsprechenden Regionen nähmen Arbeitsplätze und Regierungseinnahmen zu, Infrastruktur und soziale Dienste verbesserten sich. Die Mitglieder der TCME hätten zwischen 1997 und 2011 Mineralien im Wert von USD 10,1 Mrd. verkauft. 2011 seien USD 178,6 Mill. an Steuern und Abgaben geleistet worden, während Kommunen USD 1,5 Mill. zugute gekommen seien. In den offiziell lizenzierten Minen arbeiteten 1997 insgesamt 1781 Personen; 2011 seien es bereits 15.000. Die Bergbau-Buchprüfungs-Agentur (TMAA) nahm von Mai bis Dezember 2013 Tshs 70 Mrd. (€ 35 Mill.) an Steuern ein. Nach dem strategischen Plan „Vision 2025“ soll der Bergbau-Sektor bis 2025 mindestens 10 % zum Bruttoinlandsprodukt betragen. (Guardian 22.04.13; DN 04.12. und 06.12.13)

Verschiedene Mineralien-Lagerstätten werden erschlossen

Die Firmen Barrick Gold und Xstrata Nickel wollen gemeinsam ein großes Nickel-Bergwerk in Kabanga, Kagera Region, betreiben. Die 58 Mill. Tonnen Nickel sollen für etwa 30 Jahre 40.000 Jahrestonnen Nickelkonzentrat liefern und 2000 Personen Arbeit geben. Auch andere Mineralien wie Kupfer, Kobalt, Chrom und Platin finden sich in der Region. Im Zusammenhang mit dem geplanten Großbergwerk soll gemeinsam mit den Nachbarländern Burundi und Ruanda ein 80 MW-Wasserkraftwerk an den Rusumo-Wasserfällen entstehen. Der Transportminister Dr. Harrison sagte, die neue 1.672 km lange Eisenbahnlinie von Dar-Es-Salaam über Isaka – Mungozi (Burundi) nach Kigali (Ruanda) werde das Kabanga-Bergwerk verkehrsmäßig erschließen.

Ganz im Süden des Landes hat die Firma URANEX Ltd. bei Nachu in der Nähe der Nachingwea-Graphit-Lagerstätte ein neues, umfangreiches Graphit-Vorkommen von hoher Qualität entdeckt. Die Firma URANEX ist in Tansania an zahlreichen Orten in der Uran-Exploration aktiv. (DN 06.06. und 02.08.13)

Kleinunternehmer in Katavi, Rukwa-Region haben u.a. 4,1 kg Gold, 111 Tonnen Kupfer, 50 Tonnen Bleiglanz gefördert. Der Minister für Energie und Bergbau erklärte, dass mit Hilfe eines neuen Computerprogramms Lizenzanträge nun in längstens 28 Tagen bearbeitet würden.(DN 30.10.13)

Regierung und Bodenschätze

Der Energieminister S. Muhongo teilte mit, dass 102 Bergbau-Lizenzen in der Mtwara-Region (ausgestellt zwischen 2006 und 2012) gestrichen würden, nachdem die Inhaber sie nicht ausgeübt hätten. Horten von und Spekulieren mit Bergbau-Lizenzen sei strafbar. (EA Business Week 01.12.13)

Professor Gaudens Mpangala von der Uni Dar-Es-Salaam forderte die Regierung auf, aktiver Anteile an Bergbau-Unternehmen zu erwerben. Mit der seit 1997 verfolgten Politik absoluten Privatunternehmertums in diesem Bereich habe man Pressionen der Weltbank nachgegeben, um Darlehen und Investoren zu bekommen. Die bis 2009 lizensierten Unternehmen exportierten praktisch ihren gesamten Gewinn und die Bevölkerung gehe leer aus. (Guardian 25.11.13)

Die regierungseigene STAMICO (Staatliche Bergbau-Körperschaft) übernahm die Tulawaka-Gold-Mine der Africa Barrick Gold Mining Ltd. für USD 4,5 Mill. und eine Gewinnbeteiligung. Sie übernahm auch den USD 17 Mill. schweren Renaturierungs-Fonds der Gesellschaft. Die STAMICO wird mit neun ähnlichen Projekten die Regierungsbeteiligung am Bergbausektor ausbauen. Zusammen mit der Tanzania Petroleum Development Corporation (TPDC), die im Energie-Sektor tätig ist, soll so eine breite Beteiligung der Bevölkerung an den Profiten erreicht werden. (DN 16.11., Guardian 28.11.13)

Edelsteine: Förderung und Vermarktung

Der Vorsitzende der Manyara Minenvereinigung (MAREMA) erklärte, es gäbe im Tansanit-Schürfgebiet Mererani weder illegales Schürfen, noch Kinderarbeit. Alle Bergleute gehörten zur offiziellen Vereinigung und keine nicht autorisierte Person gelange in das umzäunte Minen-Gelände. Eine Lizenz zu bekommen dauere allerdings ein Jahr und koste Tshs 160.000. Die Unfälle im Bergbau seien dramatisch zurück gegangen, seit man das 45-Grad-System eingeführt habe, bei dem die Schächte horizontal gegraben werden. Die Hilfsarbeiter im Bergbau, wana Apollo (Söhne Apollos) genannt, arbeiten oft jahrelang ohne Bezahlung. Der Lizenzinhaber versorgt sie nur mit Mais und Bohnen, solange kein Tansanit gefunden wird.

Seit langem fordern Mineure und lokale Verantwortliche eine Verarbeitungszone für Exporte (EPZ) für Mererani. Dort könnten die Edelsteine weiter verarbeitet werden und dem Land Gewinn bringen. Gegenwärtig nimmt der tansanische Staat aus der Tansanit-Produktion USD 20 Mill. ein, während die verarbeiteten Steine auf dem US-Markt USD 500 Mill. jährlich erbringen. (DN 05., und 06.12.13)

Die weltgrößte Fördergesellschaft für Tansanit, TanzaniteOne Mining Ltd. musste für 2012 einen Verlust von USD 13,6 Mill. ausweisen. Sie führte das schlechte Jahresergebnis einerseits auf Steuernachforderungen in Höhe von USD 4,4 Mill. zurück, andererseits auf Schäden durch illegales Schürfen auf ihrem Gebiet. Es kommt immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit illegalen Konkurrenten, bei denen es sogar Tote gab. Ferner wurden bei einem Einbruch in den Sortierbereich Edelsteine im Wert von USD 1,46 Mill. gestohlen.

Das Unternehmen verkaufte 50 % seiner Lizenz für USD 4 Mill. an die staatliche Bergbau-Körperschaft (STAMICO) in der Hoffnung, dann weniger durch Raubschürfer, Schmuggler und Diebe beeinträchtigt zu werden. (DN 10.05., 20.05., 08.07., 07.08., 06.12.13; Guardian 08.07.,15.07.13)

In Arusha fand zum zweiten Mal die Internationale Messe für Edelsteine, Juwelen und Mineralien statt. 700 bis 1000 Verkäufer und Käufer aus Afrika, Asien, USA, Europa und dem Mittleren Osten nahmen teil. Der Vorsitzende der Organisation und der stellvertretende Bergbauminister betonten, Arusha entwickle sich zur kontinentalen Achse für den Edelstein-Markt. Zusammen mit ihren touristischen Attraktionen werde die nordtansanische Stadt zum Zentrum des einschlägigen Handels. Der Bau eines permanenten Handelszentrums sei angedacht (DN 30.10., 06.12.13; Arusha Times 14.11.13)

Uran

Tansania könnte bald unter den führenden Uranproduzenten sein. Schon nach Anlaufen des ersten geplanten Uranbergwerks Mkuju-River (Namtumbo / Ruvuma-Region) wäre Tansania der drittgrößte afrikanische Produzent nach Niger und Namibia. Bei voller Ausbeutung aller Ressourcen träte Tansania sogar an die zweite Stelle der Welt-Uran-Produktion nach Kasachstan.

Bisher sind vier bedeutende Uran-Lagerstätten bekannt:

  • Mwanga, Kilimanjaro-Region
  • Bahi, Dodoma-Region
  • Manyoni, Singida-Region
  • Mkuju River, Ruvuma-Region

Die Schätzungen der gesamten Vorräte Tansanias gehen weit auseinander. Zwischen 54.000 und 200.000 Tonnen Uranoxyd werden genannt. Eine Jahresproduktion von 14.000 t wird für möglich gehalten (Kanada produziert 9.451 Jahrestonnen).

Akteure im Urangeschäft

Etwa 20 Firmen sind in der Prospektion tätig und an Bergbaurechten interessiert. Am weitesten fortgeschritten ist das Mkuju River Projekt der ursprünglich australischen Explorations-Firma Mantra Tanzania. Sie gehört inzwischen zum russischen Unternehmen Atomredmetzoloto (ARMZ), das den Abbau mit seiner kanadischen Tochter Uranium One durchführen will. Die komplizierten Firmenkonstruktionen rühren u.a. daher, dass ausländische Investoren fünf Jahre lang steuerfrei bleiben. Nach Ablauf dieser Frist versucht man gern, die Vorteile mit neuem Firmenmantel weiter wahrzunehmen. Daher führt die Regierung einen Prozess, um von Mantra Tanzania fällige Steuern auf Veräußerungsgewinne in Höhe von USD 187 Mill. einzutreiben. Allerdings erhielt die Firma Schürfrechte gegen Zahlung einer Million USD, ohne dass diese an die Steuernach-zahlung gekoppelt wurden.

Regierung und Uranfirma betonen, dass alle internationalen Standards und Auflagen eingehalten würden, um einen umweltgerechten und sozialverträglichen Abbau des Minerals sicher zu stellen. Tansania selbst hat mit der Tanzania Atomic Energy Com-mission eine Aufsichtsbehörde eingerichtet. Eine Delegation der Internationalen Atom-energie-Agentur (IAEA) besuchte das Land. Die Welterbekommission der UNESCO hat gestattet, das Selous Wildreservat zu verkleinern, um an die Uran-Lager heran zu kommen. Der nationale Umwelt-Rat hat ein Umwelt-Auswirkungs-Zeugnis ausgestellt. Die Uran-Firma empfiehlt sich durch Aussicht auf hohe Investitionen (USD 448 Mill.), hohe Steuerzahlungen (USD 249 Mill. /Jahr), viele Arbeitsplätze (750), Stimulation der lokalen Wirtschaft, und kräftige Förderung des Selous Wildreservats. Ein Mantra-Vertreter sagte, die Firma habe in Zusammenarbeit mit den Behörden Programme zur Bekämpfung der Wilderei gestartet, und 20 neue Wildhüter, sowie Fahrzeuge finanziert. (Citizen 09.04.13; Sabahi 26.04.13; DN 20., 25.06., 05.10.13; Guardian 22.04. und 25.07.13; EA Business Week 12.08.13)

Kritik und Warnungen

Antony Lyamunga, Direktor einer Erwachsenenbildungs-Organisation, sagte in Bahi / Dodoma: „Wir wissen nicht, wo all das mit dem Uran verdiente Geld landen wird, das Wenigste wohl bei der lokalen Bevölkerung. Wir haben unsere Erfahrungen mit dem Gold“. Sehr wenig von den Gold-Profiten sei dem Land oder den Menschen zugute gekommen. Die deutsche Grünen-Abgeordnete Ute Koczy warnte bei einem Besuch in Tansania vor den bekannten, unkalkulierbaren Risiken auch der friedlich genutzten Atomenergie. Ein Kommentator der Zeitung The Citizen erinnerte an Umweltschäden durch Goldminen und sagte, aus einem Bergwerk würden immer große Mengen Wasser in die Umgebung gepumpt. Auch radioaktive Stäube, die vom Wind verbreitet würden, seien kaum zu vermeiden. Der parlamentarische Ausschuss für Land, natürliche Ressourcen und Umwelt kritisierte die Schürferlaubnis für Mantra / Uranium One und forderte die Regierung auf, sie zurück zu nehmen. Sein Sprecher sagte, der Ausschuss sei bestürzt darüber, dass ihn das Ministerium für Energie und Bergbau in einer so wichtigen Angelegenheit übergangen und nicht konsultiert habe. (Citizen 02.05., 28.05.; Sabahi 28.05.; DN 28.05.; Deutsche Welle 10.10.13)

Soda-Mine am Natronsee geplant

Der Chef der Arusha-Region M. Mulongo sagte bei einer Investorentagung für die Nordregion, die Regierung halte aus sozio-ökonomischen Gründen an der geplanten Gewinnung von Natriumkarbonat im ökologisch sensiblen Becken des Natronsees (Longido / Monduli) fest. Der See sei zwar 2001 in die Ramsar-Liste wichtiger Feuchtgebiete aufgenommen worden. Aber man werde alle ökologischen Aspekte, wie auch die Empfehlungen des Nationalen Umweltrates (NEMC) berücksichtigen.

Die Reserven an Natriumhydrogenkarbonat im Becken des Lake Natron werden auf 300 Mill. Tonnen geschätzt. Vor drei Jahren musste die indische Firma Tata Chemicals nach weltweiten Protesten ihre Investitionspläne aufgeben. Etwa 75 % der Weltpopulation des Zwergflamingos sind am Natronsee beheimatet. Ende 2012 hatten Experten der Sokoine Landwirschafts-Universität in einer Kosten-Nutzen-Analyse festgestellt, dass der Natron-Abbau in einem Zeitraum von 50 Jahren Verluste zwischen USD 44 Mill. und 492 Mill. zur Folge hätte. Hingegen würden Land und Bevölkerung im selben Zeitraum etwa USD 1,5 Mrd. Gewinn machen, wenn die Regierung in Tourismus, Umweltschutz und alternative Erwerbsmodelle für die Lokalbevölkerung investierte. Von 175 befragten Ortsansässigen sprachen sich 84 % gegen das Soda-Projekt aus. (Guardian 03.04. und 20.09.13)