Energie: Gas – Öl - Kohle - 12/2013

Aus Tansania Information
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Lagerstätten von Erdöl und Erdgas

In den letzten Jahren stellte sich heraus, dass Tansania über substantielle Vorkommen an Kohlenwasserstoff-Energieträgern verfügt. So werden allein die Erdgasvorräte vor Tansanias Küste auf 30 bis 90 Billiarden Kubikfuß geschätzt, was dem Energie-Bedarf Großbritanniens für 10 bis 30 Jahre entspricht. Hinzu kommen bedeutende Lagerstätten an Land, namentlich das umstrittene Malawisee-Gebiet (s. oben „Grenzdisput“), das Tanganyikasee-Becken und das Kilosa-Kilombero-Becken (Morogoro-Region). (DN 17.10.; Guardian 13.11.13)

Geologische Entwicklung

In unterschiedlichen Erdzeitaltern entstanden tiefe Erdspalten, die sich mit Wasser und Pflanzenresten füllten und von Sedimenten überlagert wurden. Am bekanntesten ist das ostafrikanische Rift-Valley-System, das im Tertiär (Paläogen – ab 65 Mill. Jahren und Neogen – ab 23 Mill. Jahren) entstand. Abhängig von Druck und Hitze bildete sich aus den in tiefen Spalten abgelagerten organischen Stoffen Kohle, Gas oder Öl. In den Tiefsee-Feldern findet sich vor allem Erdgas in 2000 bis 3000 m Tiefe, im Tanga-nyikasee vor allem Erdöl bei ca 1500 m.

In- und ausländische Unternehmen

Im Gas- und Ölgeschaft in Tansania sind verschiedene Firmen tätig: Ophir Energy (UK), BG-Gruppe, Exxon Mobil, ENI und Statoil, sowie die australische Swala Oil and Gas Tanzania Limited (zu 35 % in tansani-scher Hand). Anteile dieser Firma sollen auch an der Dar-Es-Salaamer Börse gehandelt werden. Zusammen mit Otto Energy erforscht Swala in den nächsten Jahren ein 17.000 Quadratkilometer großes Tiefwasserfeld vor Pangani und ist auch in Kenia und Sambia aktiv. (DN 15.09.13; Guardian 13.10.13)

Die staatliche Tanzania Petroleum Deve-lopment Corporation (TPDC) führte 2013 ein neues Modell der Produktions-zusammenarbeit (production sharing agreement - PSA) ein. Demnach müssen Firmen, die sich an der Öl- oder Gasproduktion beteiligen wollen, USD 2,5 Mill. bei Beitritt anzahlen und bei Produktionsbeginn mindestens USD 5 Mill. einbringen. Dies bedeutet beträchtliche Anpassungen und Anstrengungen für potenzielle tansanische Teilhaber. Einheimische Firmen oder Firmen mit tansanischen Teilhabern sollen beim Zu-schlag neuer Öl- und Gas-Blocks an der Küste und dem Tanganyikasee Vorrang haben. Die gesamten Erschließungs- und Entwicklungs-Investitionen für die zu vergebenden Blocks werden auf USD 2.437 Mill. geschätzt. (Guardian 24.11.13; DN 27.11.13)

Staatliche Regelungen

Das tansanische Energieministerium hat einen lang erwarteten Gesetzentwurf zur Erdgaspolitik mit straffen Auflagen für ausländische Firmen vorgelegt. Es soll den Vorrang des Inlandsmarkts vor Exporten und angemessene tansanische Gewinnbeteiligung sichern. In 26 Produktionsvereinba-rungen (PSA, s. oben) wurden die Prozeduren zu Erzeugung, Verflüssigung, Transport, Lagerung und Verteilung von Erdgas festgelegt. Im Gegensatz zu den Wünschen internationaler Konzerne, die see-basierte Anlagen (off-shore) vorziehen, besteht die Regierung auf land-basierten Produktionsstätten. Der Plan der Tansania-Petroleum-Entwicklungskörperschaft (TPDC) sieht vor, dass innerhalb eines 11-Jahre-Zeitraums Lizenzen für jeweils vier bzw. drei Jahre erteilt und 50 % des Gewinns an die Regierung abgeführt werden. Die Abgaben auf Öl und Gas sind damit deutlich höher als die auf Gold. Tansanische Unternehmer kritisieren, dass die hohen Investitionskosten sie praktisch vom Mitbieten um einzelne Blocks ausschlössen. So müssten allein für die Versteigerungsunterlagen für einen Block USD 750.000 entrichtet werden. Präsident Kikwe-te erklärte, zunächst werde der tansanische Staat mit 65 oder 75% als Teilhaber an Öl- und Gasfirmen auftreten. So kämen die erwarteten Einnahmen allen Tansaniern zugute. In den vergangenen sieben Jahren hätten die Öl- und Gas-Aktivitäten allein an Mehrwertsteuer Tshs 321 Mrd. (ca € 160 Mill.) erbracht. Die vierte Versteigerungsrunde von Bohrrechten läuft von Oktober 2013 bis Mai 2014 und findet erstmals in Tansania statt. Sie betrifft Offshore-Blocks vor der Küste und im Tanganyikasee. (DN 20.07.13; Citizen 18.11.13; Guardian 13.10.13; 21. und 24.11.13)

Flüssiggas

Eine Multimilliarden-Anlage zur Produktion von Flüssiggas soll von einem Konsortium (BG, Statoil, Axon, Ophir and Tanzania Petroleum Development Corporation -TPDC-) von 2016 bis 2020 in der Mtwara-Region errichtet werden. Erdgas aus dem Meeresboden soll dort im großen Stil als Flüssiggas sowohl dem heimischen wie dem internationalen Markt zur Verfügung gestellt werden. Besonders für asiatische Abnehmer, deren Energiebedarf weiter zunimmt, befindet sich Tansania in günstiger Lage. Der Ausbau des Hafens von Mtwara begann bereits 2010.

Der Beauftragte für Energie- und Petroleum-Angelegenheiten, H. Mbise, sagte, die Regierung erwarte von der einheimischen Gasproduktion erhebliche Einsparungen bei Energie- und Transportkosten. „Bis 2016 erwarten wir, 3000 Megawatt elektrischer Energie aus Erdgas zu gewinnen, wovon ein Teil exportiert werden kann“. Zur Zeit kämen 50 % des Stromverbrauchs aus Erdgas. Ein chinesisch-tansanisches Gemeinschafts-unternehmen werde mit Erdgas aus dem Mnazi-Bay-Feld in Mtwara 400 MW produzieren. Zur Zeit würden noch bis zu 90 % des Energie-Bedarfs aus Holz gewonnen, 2 % aus Wasserkraftwerken und ca 7% aus Ölderivaten. Erdgas dient nicht nur als Energieträger, wobei es teure Ölimporte einsparen hilft, sondern auch als Rohstoff für eine breite Palette petrochemischer Produkte wie z. B. Kunststoffe. So können mittelfristig weiterverarbeitende Industrien im Land entstehen. (DN 20.07.13; 27.11.13; Guardian 13.10.13).

Erdgaspläne und Unruhen in Mtwara

Die Regierung schloss Anfang 2013 ein Kredit-Abkommen mit China über USD 1,22 Mrd. Der mit 1,5% verzinsliche Kredit soll eine 522 km lange Gaspipeline nach Dar-Es-Salaam finanzieren. In Mtwara und Umgebung gab es daraufhin heftige Demon-strationen, weil die lokale Bevölkerung befürchtet, dass die Profite aus den reichen Erdgasvorkommen in ihrer Gegend nicht ihr, sondern Anderen zugute kämen. Im Verlauf der Unruhen kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Das Haus der regierenden CCM, Geschäftsräume und private Anwesen wurden geplündert und in Brand gesetzt. Angeblich hätten sich auch Angehörige der Polizei an den Plünderungen beteiligt, was von der Polizeiführung zurückgewiesen wurde. Eine Brücke, die Mtwara und Lindi verbindet, wurde zerstört. Einige Menschen kamen bei den Unruhen zu Tode (Anzahl ist umstritten). Etwa 90 Personen wurden festgenommen. (Citizen 22. und 24.05., DN 23.05., Guardian 28.05.)

Milliarden-Investitionen

Regierungsvertreter erklärten der aufgebrachten Bevölkerung, dass auch vor Ort in der Mtwara Region bedeutende Investitionen getätigt würden. Mehr als 50 Unternehmen der Branchen Kunstdünger, Kunststoff, Boots- und Fahrzeugbau, sowie 14 Tourismus-Unternehmen seien vorgesehen. Die größten Investoren sind: eine neue Zementfabrik der Dangote-Gruppe für USD 500 Mill. (geplanter Ausstoß 3 Mill. Jahrestonnen), eine Flüssiggas-Anlage mit ca 100 Arbeitsplätzen, sowie ein gasbasiertes 400-Megawatt-Kraftwerk. Letzteres wird gemeinsam von der Firma Symbion Power Tanzania Ltd. und der US-amerikanischen Firma General Electric International realisiert. Die von diesem Kraftwerk erzeugte Elektrizität soll wesentlich zur Entlastung des instabilen Stromnetzes der TANESCO beitragen. Dazu soll über 650 km eine Hochspannungsleitung (220 KV) von Mtwara nach Songea gebaut werden. Von dort aus soll eine weitere Stromtrasse nach Makambako diese Elek-trizitätsquelle an das nationale Elektrizitätsnetz anbinden. (Citizen 22.05., Guardian 21., 27., 28. 05.)

Kohle

Der Direktor von Tancoal Energy Limited erklärte, die Firma wolle durch verstärkte Exploration ihre Produktion bis 2015 auf 500.000 Jahrestonnen steigern. Zur Zeit verfügt sie über nachgewiesene Kohlevorräte von 423 Mill. Tonnen. Tancoal will dann Kohle nach Kenia, Uganda und Malawi exportieren. Der industrielle Kohleverbrauch in Ostafrika liege zur Zeit bei 450.000 Jahres-tonnen und werde bis Ende 2015 etwa 1 Mill. Tonnen pro Jahr erreichen. Der Manager hob die gute Qualität der schwefelarmen Kohle hervor, deren Ascheanteil bei nur 20 % liege. Sie sei wesentlich umweltverträglicher als Holz und preisgünstiger als Erdgas. Er fügte hinzu, ein weiteres Ziel seiner Firma sei es, ein 225 MW-Kohlekraftwerk zu errichten und mit Kohle zu beliefern. Für dieses USD-480-Mill.-Projekt suche sie einen Partner, vorzugsweise den staatlichen Strom-versorger TANESCO. (Guardian 13.10.13)