Frauen - Probleme und Erfolge - 02/2014

Aus Tansania Information
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Schwierige Lebensumstände

Eine Studie der Medienfrauen (Tanzania Media Women Association - TAMWA) unter Landfrauen in der Singida-Region ergab, dass viele Männer ihre Familien im Stich lassen. In der Ernte-Saison melden sich monatlich etwa 300 Frauen bei der Sozialstation des Landkreises mit diesem Problem. In den meisten Fällen verkaufen die Ehemänner die Ernte in der Stadt und suchen sich dann eine neue Frau, gründen eine neue Familie. Früher wurde die Rolle des Vaters in der Erziehung für sehr wichtig gehalten. Heute spüren viele Väter keine Verpflichtung gegenüber Kindern und Ehefrau. Kinder verlassener Frauen haben schlechtere Zukunftschancen als Kinder aus intakten Familien.

Der Victoriasee ist stark überfischt. Um sich etwas von den spärlichen Fischfängen zu einem erschwinglichen Preis zu sichern, müssen sich immer mehr Frauen der traditionellen Praxis „Sex für Fisch“ („jaboya“) bedienen. Frau Tabu erklärt: „Wegen des Mangels ist die Nachfrage groß. Die Fischer diktieren die Bedingungen. Wir leben vom Fisch und müssen uns die Fischer mit allen Mitteln gewogen machen. Wer naiv ist, geht leer aus.“

Die Sozialministerin der Regierung von Sansibar rief am „Internationalen Tag der Hausangestellten“ (12. Dez.) dazu auf, die häuslichen Mitarbeiterinnen menschlich zu behandeln. Noch immer würden sie ausgebeutet durch unbezahlte Überstunden, verweigerte Lohnzahlungen, Freiheitsberaubung, Misshandlungen und sexuelle Übergriffe. Der Sekretär der Hausangestellten-Gewerkschaft forderte die Regierung auf, die ILO-Konvention zu anständiger Hausarbeit (ILO - Internationale Arbeitnehmer-Organisation) zu ratifizieren.

Frauen und Mädchen leiden besonders unter den prekären sanitären Verhältnissen. Der Wasser-und Abwasser-Rat gab am „Tag der Toilette“ bekannt, dass 40 Mill. Tansanier/innen keine zeitgemäßen sanitären Einrichtungen hätten. Dies führt zu Belästigung von Frauen, Krankheiten und sogar Todesfällen (auf 1500 jährlich geschätzt). Die meisten Schulen verfügen nicht über ausreichende und für Jungen und Mädchen getrennte Toiletten. Häufig fehlen Türen und Waschgelegenheiten. Daher versäumen menstruierende Mädchen viele Schultage.

Heiraten minderjähriger Mädchen

In der Mara-Region wurde ein 54-Jähriger wegen wegen Entführung und Vergewaltigung verhaftet. Er hatte für ein Brautgeld von Tshs 55.000 (€ 26) ein 12-jähriges Mädchen geheiratet. Ihm drohen bis zu 30 Jahre Haft. Der Vater des Mädchens gab an, das Geld für Medikamente zu benötigen.

Mehrere Ärzte forderten, die zunehmende Praxis, minderjährige Mädchen zu verheiraten, als das zu bezeichnen, was sie ist, nämlich Missbrauch Minderjähriger und damit eine kriminelle Handlung. Tansania gehört zu den Ländern mit den meisten derartigen Fällen. Schwangerschaften, Geburten und Abtreibungen führten bei minderjährigen Müttern zu deutlich vermehrten Komplikationen, Todesfällen und bleibenden Gesundheitsschäden. Die Kinder dieser Mütter hätten ein 30-fach erhöhtes Krankheits-, bzw. Sterberisiko. Statistisch gehen auch erhöhte Geburten- und HIV-Infektionsraten mit der Verheiratung von Kindern einher. Das „Gleichberechtigungs- und Frauenförderungs-Programm“ der tansanischen Medienfrauen (Gender Equality and Women Empowerment Programme – GEWE II) engagiert sich im Kampf für Menschen- und Bildungsrechte der Mädchen (www.tamwa.org).

Die Frau des Ministerpräsidenten, Tunu Pinda, tadelte Eltern und Erziehungsberechtigte, die sich mit Männern arrangieren, die Schulmädchen geschwängert haben. Anstatt die Schuldigen anzuzeigen, willigen sie in eine schnelle Eheschließung ein. Damit bricht das Mädchen seine Schulbildung ab und findet sich in einer meist unglücklichen Ehe wieder. Frau Pinda forderte die Mitglieder der CCM-Frauenvereinigung (UWT – Umoja wa Wanawake Tanzania) auf, in Gruppen Sekundarschulen zu besuchen und die Mädchen vor unehrlichen Männern zu warnen. Sie hatte zuvor erfahren, dass an einer Schule gleich sechs Mädchen wegen Schwangerschaft die Schule verlassen hatten.

Am 11. Oktober 2013 wurde erstmals auch in Tansania der „Internationale Tag des Mädchens“ begangen. Teilnehmende aus Regierung, Kirchen und Frauenorganisationen hoben hervor, dass in Tansania immer noch 2 von 5 Mädchen unter 18 Jahren verheiratet würden, häufig gegen ihren Willen; Manche schon im Alter von 12 Jahren. Dies schränke ihre Bildungs- und Entwicklungschancen ein. Besonders Mädchen aus armen und bildungsfernen Familien seien betroffen.

Der Verfassungsminister räumte ein, dass es einen Widerspruch in der tansanischen Gesetzgebung gibt: Das Ehegesetz von 1971 erlaubt, Mädchen ab 14 Jahren zu verheiraten (mit Zustimmung von Eltern und eines Gerichts). Das Gesetz gegen Sexualvergehen von 1998 definiert dagegen jede Person unter 16 als minderjährig. Der Minister versprach, dass die Gesetzgebung entweder mit der neuen Verfassung oder auf Initiative der Regierung modernisiert würde. Graca Machel, Witwe von Nelson Mandela, sagte, auch im letzten Dorf des afrikanischen Kontinents müsse bis 2030 die Kinderehe der Vergangenheit angehören.

Erfolgreiche Frauen

Frau Oliva Temu erhielt für ihre Firma Kipipa Millers den Preis 2013 für das beste mittelständische Unternehmen. Sie begann 2008 mit einem Kapital von Tshs 1,5 Mill. und setzt nun jährlich Ths 5 Mrd. (€ 2,4 Mill.)um. Allein der Umsatz an Getränken beträgt täglich Tshs 30 Mill. Die erfolgreiche Unternehmerin will weiter in die DR Congo, Südsudan, Ruanda und Burundi expandieren. Ihre Erfolgsgeheimnisse: Finanzdisziplin, Gefühl für den Markt und Unterstützung des Ehemanns. Die ehemalige Lehrerin sagte: „Alles liegt an Gottes Segen. Anstrengung zahlt sich aus, Gottes Lohn noch mehr.“ Ihre Tochter soll das Unternehmen weiter führen.

Frau Mizinga Melu, Geschäftsführerin der NBC (National Bank of Commerce), wurde zur „Geschäftsfrau des Jahres 2013“ gewählt. Sie begann als Krankenpflegerin, sattelte dann auf Rat ihres Vaters auf Buchhaltung um und erhielt nach Arbeit in fünf afrikanischen Ländern ihre jetzige leitende Position. Ihr Motto lautet: „Glückliche Menschen leisten Außergewöhnliches“. Ihren Geschlechtsgenossinnen rät sie: „Wenn du eine bessere Position anstrebst, kleide dich so, als hättest du sie schon. Eindruck machen wirkt in der Geschäftswelt.“ Bei den 52 tansanischen Banken gibt es derzeit zwei weibliche CEOs (Geschäftsführerinnen).

Zwei Politologen der Uni Dar-Es-Salaam fanden in ihrer Umfrage „Stand der lokalen Demokratie unter Geschlechterperspektive“, dass 76% der Befragten politisch verantwortlichen Frauen mehr vertrauen als Männern. 48% der Männer würden eher Frauen als Männer wählen. Die stellvertretende Ministerin für Gemeinschaftsentwicklung betonte, Frauen könnten nun gehobene Posten in Politik und Verwaltung einnehmen, sogar das Präsidenten- oder Premierminister-Amt anstreben. Die Regierung würde sie dabei aktiv unterstützen.

Die 34-jährige L. Lyabandi aus Dar-Es-Salaam entwickelte einen speziellen Still-Schal, mit dem Mütter Brust und Baby diskret bedecken, wenn sie in der Öffentlichkeit stillen. Im Gegensatz zu früher würde heute eine unbedeckte Brust auch beim Stillen als provozierend betrachtet. Die Unternehmerin lässt ihr Produkt in China anfertigen und wirbt dafür auf Facebook und über lokale Agenturen. Die Inhaberin eines Masters-Grades in Geschäftsführung und Mutter von vier Kindern berichtet von erfreulichen Verkaufszahlen.

Citizen 07.10.13; DN 13.11.13; 08.,11.,13.,19.12.13; 02.,09.,11.01.14 Altert Net 15.01.14; Guardian 18.10.; 15.12.13