Meinungsverschiedenheit wegen geplanter Teilung der Loliondo Game Reserved Area - 07/2013

Aus Tansania Information
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Rückblick

Seit 1992 jagen Kunden der Ortello Business Company (OTC) aus den Vereinigten Emiraten auf einem Gebiet von 4.000 km² im Gebiet von Loliondo. Weil ihr Vertrag Ende 2009 auslief, beantragte die Organisation die Erneuerung desselben, obwohl sich kirchliche Verantwortungsträger, Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten bemühten, das zu unterbinden. Doch dieses vorzügliche Jagdgebiet bringt dem Land pro Jahr mehr als 800.000 US$: Ortello zahlt den Dörfern rund um das Loliondo-Wildschutzgebiet 150.000 US$, dem Ngorongoro-Distrikt-Rat 109.000 US$, der Zentralregierung 560.000 US$.

Im Juli 2009 vertrieb die Regierung bis zu 3.000 Maasai aus ihren Dörfern, brannte ihre Bomas nieder und zerstreute ihr Vieh.

Nun schmieden Aktivisten mit Kämpfern für Umweltschutz und Aktivisten aus Kenia und führenden Leuten der Religionsgruppen eine gemeinsame Front, um durch eine Kampagne eine weitere Erneuerung des Vertrags zu verhindern. Ein interreligöses Team, bestehend aus einem Vertreter des Bakwata (Muslimrat), einem katholischen und einem lutherischen Bischof, wurde beauftragt gegen eine Erneuerung des Vertrags zu opponieren. (The East African) <Siehe Tans.-Inf. 6/93 S. 5; 1/95 S. 6; 4/95 S. 6; 7/00 S. 3; 4/02 S. 7; 11/09 S. 8>

Der Regierungsbeschluss von März 2013, die Loliondo Game Reserved Area aufzuteilen und die Reaktionen darauf werden sehr unterschiedlich dargestellt und bewertet.

Darstellung des Zuständigen Ministers

Von den 4.000 km² der Loliondo Game Reserved Area (Ngorongoro-Distrikt, Arusha-Region) überlässt die Regierung der lokalen Bevölkerung 2.500 km². 1.500 km² werden für Naturschutz, als Korridor für das Wild und für Waldreservate reserviert. Die Regierung hofft, nun werde der Streit, der vor 20 Jahren begann, ein für alle Mal beendet. Sie bietet den in dem Gebiet lebenden Viehhaltern Dienstleistungen an, Wasser für ihr Vieh und Einrichtungen für Viehversteigerung, besteht aber darauf, dass die Tiere in moderner Art aufgezogen werden.

Energisch wehrt sich Khamis Kagasheki, Minister für Naturschätze und Tourismus, gegen die Forderung von Akti-visten und Politikern, die Investoren aus diesem Gebiet zu vertreiben, damit für die heimische Bevölkerung Platz geschaffen werde. Die Regierung sei bereit, die Größe des der OBC zugesprochenen Gebietes zu überprüfen und, wenn möglich, zu verkleinern, damit die heimische Bevölkerung genug Land erhalte. “U. U. wird die Regierung das Besitzrecht der OBC für ungültig erklären, falls das Waldschutzgebiet dazugehört. Aber verjagen wird man den Investor nicht”, betonte er. Der Vertrag mit OBC ende 2018. Die Regierung könne ihn notfalls kündigen.

Mit dieser Darstellung reagierte Kagasheki auf die Kritik einiger Personen und NGOs, vor allem ausländischer, die das Loliondo-Thema aufheizen soll.

Vor Vertretern internationaler Medien betonte Kagasheki erneut, man trenne 2.500 km² der Game Reserved Area ab und gebe das Gebiet den Maasai-Gemeinden zur Unterstützung ihrer landlosen Familien. In den für Naturschutz vorbehaltenen 1.500 km² werde es weder Landwirtschaft noch Viehhaltung geben. Die Behauptung die Regierung nehme der lokalen Bevölkerung von Loliondo Land weg, sei eine böswillige Mißdeutung.

Vor Diplomaten sagte Kagasheki, der Regierungsbeschluss, den Einwohnern Loliondos 2.500 km² zuzusprechen, sei eine dauerhafte Lösung für den 20-jährigen Streit in diesem Gebiet.

Er sagte, besorgniserregend seien die geheimen Interessen der mehr als 37 in Loliondo arbeitenden NGOs; die meisten brächten die Einwohner gegen den Regierungsbeschluss auf. Den Disput in Loliondo verwendeten sie, um im Ausland um Spenden zu werben. Kagasheki betonte, nie seien die 4.000 km² den Maasai-Gemeinden übergeben worden. Rechtlich blieben sie dem Präsidenten unterstellt. Erst jetzt habe die Regierung beschlossen, einen Teil dieses Landes den Maasai-Gemeinden als Dorf-Land zu übergeben; und die Regierung werde sie unterstützen, Stauweiher für das Vieh bauen und die für Versteigerung bestimmten Orte ausbauen.

80 % der 60.000 Einwohner des Ngorongoro-Distrikts sind Viehhalter. Sie besitzen 10.000 Rinder.

Die Regierung wird 1.000 Wildhüter einstellen; sie sollen gegen die Wilderei vorgehen. (DN 27.3./2./5./8.4./33.5.13; Guardian 27.3./5./6./10.4.13)

Reaktionen

Die CCM schlug ihr Lager für drei Tage im Gebiet von Loliondo auf, um sich mit der Welle von Kontroversen um die geplante Aufteilung des Gebietes zu beschäftigen.

Hunderte von Einwohnern Loliondos gaben ihre CCM-Mitgliedskarte zurück. Eine Frau sagte, wenn das Problem gelöst ist, würden sie ihre Mitgliedskarten wieder annehmen. Die CCM ist offensichtlich die einzige Partei, die im Ngorongoro-Distrikt Vertreter hat.

25 Gemeinderäte drohten, sie würden aus Protest gegen den Regierungsbeschluss zurücktreten. Die CCM versprach, sie werde die Angelegenheit dem Amt des Premierministers vorlegen. Wiederholt drohen Dorfräte mit dem Rücktritt.

Die Polizei von Loliondo untersagte in dieser Gegend wegen Unruhen öffentliche Versammlungen. (DN 5..4.13; Guardian 5.4.13)

Ein Maasai-Repräsentant sagte, die Abtrennung von 1.500 km ² als Naturschutzgebiet bedeute “das Ende der Maasai und des Serengeti-Ökosystems”. Dieses Land gehöre ihnen. Sie hätten schon einen großen Teil ihres Gebietes im Namen des Naturschutzes räumen müssen. 1992 wurde das Gebiet an die OBC, eine Jagdsafari-Gesellschaft, verpachtet. Die Maasai und ihre Rinder weist man an, das Gebiet im Interesse des Naturschutzes zu verlassen, während man reichen Touristen erlaubt, dort Großwild zu jagen. 2009 wurden Dorfbewohner und ihr Vieh aus dem an OBC verpachteten Land vertrieben. (Survival International 28.3.13)

Maasaihirten werfen der Regierung vor, sie verwende Schutz des Wildes als Vorwand, um sie aus dem Land ihrer Vorfahren zu vertreiben. In Wirklichkeit gehe es um die wirtschaftlichen Interessen von Firmen, die 1.500 km² für Jagd und Tourismus verwenden wollen. In diesem Gebiet ist Landwirtschaft und Viehhaltung verboten. Das sei ein großes Problem für die Gemeinden, die das Land für ihr Überleben benötigen, erklärten Einwohner von Loliondo. (AlertNet 4.4.13)

13 Organisationen für Zivil- und Landrechte sind entschieden gegen den Plan der Regierung, die Loliondo Game Reserved Area zu verkleinern. Den Dorfbewohnern werde ihr Land weggenommen und einem Investor angeblich in öffentlichem Interesse zugesprochen. Die Begründung der Regierung, die Umwelt werde gerettet, sei nur eine Rechtfertigung dafür, dass für die OBC mit Gewalt Platz geschaffen wird.

Die CCM und die Oppositionspartei Chadema kritisieren den Regierungsplan, die Loliondo Game Reserved Area zu teilen. Bei einer Kundgebung berichtete ein CCM-Repräsentant, Verantwortliche des Distriktes hätten erklärt, das Gebiet, das die Regierung behält, sei lebenswichtig für die Bevölkerung, denn dort gebe es Wasser und Weiden für das Vieh.

Führende Leute der Chadema drängten die Bevölkerung bei einer Kundgebung, sie sollten den Regierungsbeschluss, das Gebiet zu teilen, nicht akzeptieren. (Citizen 5./8.4.13)

In Dar-es-Salaam sagten Dorfbewohner und traditionelle Verantwortungsträger, die Regierung solle offenlegen, dass sie der OBC Land geben will. “Es ist nicht wahr, dass sie uns 2.500 km² gibt, sie nimmt uns 1.200 km² weg”, sagte einer. Die Menschen seien wütend. (DN 10..4.13; Guardian 5.4.13)

Mehr als 2.000 Maasai-Frauen versammelten sich zwischen 27 März und 7. April in einem der neun Dörfer des Loliondo-Gebiets, das von der Regierung zum Wildkorridor erklärt und für sie gesperrt wurde, um die Rückgabe zu verlangen. Die Frauen hatten ihre CCM-Mitgliedskarten eingesammelt. “Wir gehören zu keiner Partei, unsere Partei ist unser Land”, erklärte eine Frau. (Citizen 22.4.13)

Eine Delegation aus Maasai-Ältesten und politischen Repräsentanten trafen Premierminister Pinda. Er sagte, das Land werde vorläufig bis zu weiteren Beratungen nicht geteilt. Er werde mit Präsident Kikwete sprechen. Zu diesem habe man Vertrauen, “unlängst hat der uns mit Rinderherden versorgt”, sagte der Sekretär des Maasai Traditional Cultural Council in Loliondo. Zwei Wochen vorher hatte die CCM eine Sonderdelegation beauftragt, die Sache zu untersuchen, und mit den Maasai vereinbart, dass der Beschluss, Loliondo zu teilen, noch einmal geprüft werden müsse. (DN 29..4.13; Arusha Times 4.5.13)

13 Maasai-Älteste aus Loliondo reisten mit ihrem Sekretär nach Dar-es-Salaam und verlangten, mit Präsident Kikwete sprechen können. Sie wiesen darauf hin, dass die Spannungen steigen und Gewalt drohe, blieben die Behörden stumm. Trotz verheißungsvoller Erklärungen einiger Regierungsvertreter in letzter Zeit seien ihre Leute ohne Hoffnung. Deshalb bitte man den Präsidenten, rasch ein Treffen mit ihnen zu organisieren, um über die Angelegenheit zu diskutieren. Werden ihre Mühen nicht anerkannt, seien sie gezwungen, Hilfe von internationalen Organisationen zu erbitten. Ihre Dorfbewohner würden lieber bis ans Ende kämpfen, als zuzuschauen und am Ende ihr Land an Investoren zu verlieren. “Wir tun, was wir können, um sie zu beruhigen. Aber sie sind es leid, auf leere Versprechen zu warten“, betonte der Vorsitzende der Gruppe. (Guardian 17.5.13)

In einem Brief eines internationalen Konsortiums Einheimischer und NGOs an Kikwete und den Minister für Naturschätze und Tourismus werden Sorgen wegen der geplanten Teilung des Lo-liondo-Wildschutzgebiets geäußert. Das gefährde die Umwelt und das Leben der Einheimischen, heißt es. (DN 23.5.13)

In einer einseitigen Anzeige in The East African mit der Überschrift ‘Kikwete: Rette unser Land und unser Leben oder verliere unsere Stimme’ weisen Älteste aus Loliondo Kikwete darauf hin, dass die CCM bei der Wahl 2015 die Stimmen der Maasai verliere, wenn er den umstrittenden Plan der Regierung. die 4.000 km² ihres Landes aufzuteilen, nicht stoppt. Weil ihre Mühen um ein Treffen mit Kikwete vergeblich waren, hätten sie sich für eine Anzeige entschieden, berichteten die Ältesten. Sie hielten sich Ende Mai in Dodoma auf und weigerten sich, die Stadt zu verlassen, es sei denn, man versichert ihnen, der Plan werde aufgegeben.

Die Organisation Avaaz mobilisierte mehr als 1,7 Mio. Menschen der weiten Welt gegen den Plan der tansanischen Regierung. (Citizen 25.5.13)

Ein Maasai aus einem Dorf, dessen Bewohnern Vertreibung droht, berichtete, die gesamte Gemeinde, incl. lokale Politiker, würden am 1.6.13 in Loliondo ihr allerwichtigstes Treffen halten, um über einen gemeinsamen Plan zum Schutz ihres Landes und ihrer Lebensweise zu entscheiden. (Survival 28.5.13)