Natur – Umwelt - Klima - 12/2013

Aus Tansania Information
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Umweltzerstörung und Folgen

Tansanias Entwaldungs-Rate liegt mit 1,1 % pro Jahr mehr als doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt (0,5 % / Jahr). Damit verliert das Land jedes Jahr 300.000 bis 400.000 Hektar Wald. Dies erklärte ein Sprecher des Nationalen Umwelt-Rates (NEMC) bei einem Forum zur globalen Erwärmung und Klimawandel in Dar-Es-Salaam. Holz liefert 90 % der Energie und 75 % der Baustoffe im Land.

Der Direktor von Jugendvision Tansania (VVT) berichtete in Kisarawe, die geschützten Waldreservate von Pugu und Kazimzumbwi mit ihrem vormals überaus reichen und vielfältigen Pflanzen- und Tierbestand seien im Verschwinden begriffen. Diese Entwaldung verursache höhere Temperaturen, Wassermangel und Verarmung der Bevölkerung. Die wichtigsten Faktoren seien:

  • Landwirtschaftliche Flächen werden ausgeweitet
  • Die Nachfrage nach Holzprodukten wächst mit der Bevölkerung
  • Ineffiziente Herde verbrauchen zu viel Holz
  • Exzessive und ineffizente Holzkohle-Herstellung zehrt am Holzbestand
  • Die Nachfrage nach Holzkohle steigt rapide, vor allem in Dar-Es-Salaam

So wurden 2011 lokal etwa 1 Mill. Kubikmeter Holz verbraucht, aber 1,8 Mill. Kubikmeter nach Dar-Es-Salaam verkauft. Insgesamt wurden mehr als 2,8 Mill. Kubikmeter Holz eingeschlagen, während eine nachhaltige Bewirtschaftung höchstens 900.000 Kubikmeter erlaubt.

Prof Anna Tibaijuka, Ministerin für Land, Wohnungen und Siedlungen, verlangte, den Preis für Flüssiggas drastisch zu senken, um den Holzverbrauch einzudämmen. Auch für die Holzkohle-Hersteller müssten alternative Erwerbsfelder gefunden werden. Die Folgen der Entwaldung seien schon deutlich zu spüren, besonders bei Dürreperioden und Überschwemmungen.

Manyara-See vor dem Ende: Früher speisten 15 Zuflüsse den See, jetzt sind es nur noch fünf, und diese führen wenig Wasser. Grund sind verminderte Regenfälle und erhöhte Wasserentnahme durch Farmen, Hotels und Wohngebiete. Weil viel Abfall und Schutt eingetragen wird, beschleunigt sich die Verlandung des Lake Manyara, der Lebensader des Manyara-Nationalparks. Ursprünglich war der See durchschnittlich 12 m tief, heute nur noch 1,5 m. Damit ist einer der 16 Nationalparks in seiner Existenz bedroht. Die Ökologin des Nationalparks betonte, ein Quadratmeter gut geschützten Landes im Park bringe mehr wirtschaftlichen Ertrag als ein Quadratmeter Ackerfläche.

Babatisee schrumpft: Der 18 Quadratkilometer große Babati-See ist in weiten Teilen von Wasserpflanzen und Gebüsch bedeckt. Die Zahl der Nilpferde ging von 400 auf 150 zurück. Gegen die drohende Verlandung des Lake Babati wurden erste Maßnahmen ergriffen:

  • Eine 60-m-Zone darf nicht bebaut und genutzt werden
  • Teile des Sees werden durch einen Zaun geschützt
  • Erosion durch terrassierte Felder (Konturierung) und Baumpflanzungen bekämpft
  • Viehzüchter sollen zu intensiver Haltung übergehen
  • Fischer sollen nachhaltige Fangmethoden lernen

Rukwa-See stirbt: Bei Fortdauer der jetzigen Entwicklung wird der Rukwasee in 50 Jahren verschwunden sein. Ursache sind verschlechterte Umweltbedingungen, illegales Fischen mit Dynamit und zu engmaschigen Netzen, Chemikalieneintrag und Erosion. Ähnliche negative Entwicklungen wurden bei einer Fragestunde im Parlament vom Tanganyika- und Nyassa-See berichtet. Ein Fischsterben in diesem auch Malawi-See genannten, drittgrößten Gewässer Afrikas wurde von Anwohnern auf einen Giftanschlag aus Malawi zurück geführt (vgl. oben „Grenzdisput“). Ein Expertenteam des Fischereiministeriums stellte aber fest, dass das Fischsterben auf den Klimawandel zurückgeht. In dem bis zu 704 m tiefen See vermische sich sehr kaltes, sauerstoffloses Tiefenwasser mit dem sauerstoffhaltigen Oberflächenwasser (bis 200m). Der insgesamt verminderte Sauerstoffgehalt führe zum Tod der Fische. Ähnliches sei 1999 aufgetreten.

Arusha Nationalpark durch Inzucht bedroht: Der Chefökologe des ältesten Nationalparks des Landes berichtete, die Wildtiere seien durch mangelnden genetischen Austausch gefährdet. Dadurch würden die Tiere anfälliger für Krankheiten. Früher hätten sie Korridore zur Wildnis am Westkilimanjaro und dem kenianischen Amboseli-Park gehabt. Diese sind inzwischen durch Siedlungen blockiert. Der Park wird jährlich von 120.000 Touristen besucht und ist Wasserreservoir für Arusha. (DN 28.07.13; Guardian 01.11., 22.10., 21.11., 01.12., 02.12.13; Arusha Times 26.10., 02.11.13)

Klimawandel – Folgen – Gegensteuern

Dr. A. Msafiri von der Universität Mtwara sagte bei einer Konferenz des Klimawandel-Forum (Forum CC), die Auswirkungen der Erderwärmung seien in Tansania bereits sichtbar:

  • Krankheiten wie Malaria, Meningitis, Cholera, Rift-Valley-Fieber sind auf dem Vormarsch. Ihre Behandlung verursacht pro Jahr Mehrkosten von USD 30 Mill.
  • Verlängerte Trockenperioden gefährden die Energieversorgung durch Wasserkraftwerke, die in Tansania 54 % der Stromerzeugung beitragen
  • Die Touristenattraktionen wie Nationalparks und Korallenriffe sind bedroht
  • Mit steigendem Meerespiegel sind Siedlungen und Infrastruktur in Küstennähe bedroht
  • In Somalia, Kenia, Sudan und Äthiopien werden viele Staubstürme beobachtet

Dr. Msafiri übte harte Kritik an Politikern und zivilen Organisationen. Die Probleme des Klimawandels würden nicht in den Kabinen großer Flugzeuge auf dem Weg zu internationalen Konferenzen oder in luxuriösen Hotelsuiten gelöst. „Politiker maximieren Macht, Wirtschaftsbosse maximieren Profit. Aber im wirklichen Leben müssen wir Werte maximieren und nichts sonst“. Die ethische Grundhaltung der Bevölkerung müsse reformiert werden, damit sie ihre Verantwortung und die komplexe Interdependenz vieler Faktoren besser versteht.

Präsident J. Kikwete ist Vorsitzender der „Kommission der Staatsoberhäupter der Afrikanischen Union zum Klimawandel“ (CAHOSCC). Er unterstrich, dass die Afrikaner am wenigsten Treibhausgase produzierten, aber am stärksten unter der Erderwärmung litten. Der CO2-Ausstoß sei nur in Afrika eine Tonne pro Person und Jahr, werde sich allerdings bis 2030 verdoppeln. Die afrikanischen Staaten seien finanziell und technologisch sehr eingeschränkt. Daher müssten die entwickelten Staaten als größte CO2 Emittenten angemessene und verlässliche Finanzhilfen, Technologietransfer und einen gut ausgestatteten „Grünen Klima Fonds“ (GCF) bereitstellen. Das Umweltprogramm der UN schätzt die Klima-Anpassungskosten in Afrika auf USD 35 Mrd. für 2040 und auf 200 Mrd. für die 2070er Jahre, auch wenn die Erwärmung auf zwei Grad beschränkt werden kann.

Tansania wurde für ein Pilotprojekt des Klima-Dienste-Anpassungsprogramms mit einem Volumen von USD 10 Mill. ausgewählt. Das Programm will den meistverwundbaren Ländern helfen, sich den veränderten Klimabedingungen anzupassen (Resilienz).

  • Landwirten werden angepasste Anbau- und Marktstrategien empfohlen
  • Vorbereitung auf Dürreperioden und Über-schwemmungen werden verbessert
  • Die Wasserversorgung wird angepasst
  • Vorbeugung gegen klimabedingte Epide-mien wie Malaria und Meningitis

Das Programm wurde von der Welt-Wetter-Organisation (WMO) zusammen mit der norwegischen Regierung entwickelt und bei der Welt-Klima-Konferenz in Warschau vorgestellt.

Die EU hilft Tansania im Rahmen der zweiten Welt-Klimawandel-Allianz (GCCA) mit TShs 16 Mrd. (ca € 8 Mill.) für Anpassungsmaßnahmen. Dabei soll das Modell des „Öko-Dorfes“ eine „grüne Entwicklung“ und Ernährungssicherheit fördern, von der lokalen Gemeinschaft gesteuert werden und als Modell im ganzen Land dienen.

Erfolge beim Umweltschutz

Vier Betriebe haben mit Beratung durch eine zivile Organisation eine umweltgerechte Aufbereitung ihrer Abwässer eingeführt: Eine Gerberei in Kibaha, ein Schlachthaus in Dodoma, eine Textilfirma und eine Sisalplantage in Tungi. Ein solches Umwelt-Management-System verringert die Umweltbelastung und verbessert Effizienz, Kostenstruktur und Image des Betriebes.

Die Mufindi-Umweltstiftung plant, an den Fernstraßen von Dar-Es-Salaam und Mbeya öffentliche Toiletten nach einem südkoreanischen Modell einzurichten. Dieser Service soll zusammen mit Einkaufsmärkten und Abfallbehandlung Hygiene, Umwelt und Komfort der Reisenden verbessern.

Ein UNESCO-Projekt, „Grüne Wirtschaft in Biosphären-Reservaten“ wurde seit 2000 im Ost-Usambara-Biosphärenreservat mit großem Erfolg durchgeführt. Das von Südkorea finanzierte Projekt erreichte, das 80 % der Menschen, die vorher von der Ausbeutung der Wälder gelegt hatten, nun einen umweltverträglichn Lebensunterhalt gefunden haben. Beispiele dafür sind: Angepasste Landwirtschaft, Waldprodukte außer Bäumen, Fischerei, CO2-Bindung in Biomasse, Ökotourismus, Jagd.

Die Ökotourismus-Firma „And Beyond“ in Arusha hat den Preis für Nachhaltigen Tourismus 2013 des Tanzania Tourism Board für ihre unermüdlichen Umweltschutz-Bemühungen erhalten. Ihre Bauten in der Serengeti und auf Sansibar passen sich optimal der geschützten Park-Umwelt an und erhielten mehrere internationale Aus-zeichnungen wie den angesehenen ‘Africa’s Leading Game Reserve Brand.’ (DN 29.09., 27.10; Guardian 06.09, 18.11., 21., 22.11, 07.12.13)