Religiöse Spannungen: Gespräche, Zwischenfälle, Anmerkungen - 03/2013

Aus Tansania Information
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Kooperation von Christen und Muslimen

Hay-atul ulamaa, die Union der muslimischen Gelehrten in Tansania, drängt die Regierung, ein Treffen von Repräsentanten muslimischer und christlicher Institutionen zu arrangieren, damit ihre Differenzen ausgeräumt werden und ein neuer Weg in die Zukunft gefunden wird. (Guardian 27.10.12)

Bei einem Gespräch mit Präsident Kikwete sagten zwei Scheichs und Vertreter der katholischen, der lutherischen, der Pfingstkirchen und der Tanzania Assemblies of God (TAG), sie unterstützten den Kampf der Regierung gegen Aktivisten, die mit dem Ziel, den Frieden des Landes zu stören, die Religion politisch motiviert verwendeten. Sie verurteilten die Schändungen des Koran in Dodoma, Boma Ng’ombe und in Dar-es-Salaam <Siehe Tans.-Inf. /12 S.>. Bischof Shao sagte, es enttäusche die Geistlichen, dass religiöse Gruppen auftauchen, die Religionen und den Glauben anderer in den Schmutz ziehen. Kikwete sagte, es sei offensichtlich, dass Aktivisten beider Religionen die Religion verwenden, um politische Ziele zu erreichen, wodurch sie dem Frieden des Landes schadeten. “Wir garantieren Religionsfreiheit aber nicht Freiheit für Verachtung anderer Religionen”, betonte er. (Guardian 1.11.12)

Bei einem Treffen von Christen und Muslimen in Tanga vereinbarte die Regierung mit den Geistlichen die Einrichtung eines Friedensrates mit Gläubigen beider Religionen. Er soll sich mit religionsbedingten Missverständnissen befassen, damit Frieden und Einheit bewahrt werden. Halima Dendegu, District Commissioner von Tanga, sagte, sie sei glücklich, dass die führenden Leute zusammenkamen und ein Organ schufen, das sie zusammenbringt - nicht nur wenn es Probleme gibt, sondern auf der Basis des täglichen Lebens. “Wenn Sie sich zusammentun und einander lieben, werden Ihre Anhänger das selbe tun”, betonte sie.

Bischof Shee sagte, obwohl es in Tanga mehr Muslime als Christen gibt, habe man friedlich miteinander gelebt, religiöse Feste gemeinsam gefeiert. Aber es gebe einige Leute, er denke, es handle sich um Kräfte von außerhalb, die versuchten einige Einheimische dazu zu bewegen, die Einheit zu zerstören. Nun habe man eine Organisation geschaffen, die ihren Plan durchschaut, “und nie werden wir unsere Einheit und unsere Beziehung zerstören”, betonte er.

Chiku Gallawa, Regional Commissioner der Tanga-Region erklärte, keinesfalls werde sie eine Gruppe oder einzelne dulden, die Unruhe stiften. Ohne Zögern werde man scharf gegen Straftäter vorgehen. “Der Friede muss zu Haus beginnen, in uns”, sagte sie. (Guardian 2.11.12)

Scheich warnt vor Hasspredigten

Der Direktor des Ansaar Muslim Youth Centre (AMYC) warnte die muslimischen Geistlichen davor, in ihren Predigten religionsbedingte Spannungen zu erzeugen. Er reagierte auf die Predigt eines muslimischen Predigers, die Christen und Muslime verärgerte. Die Muslime hatte dieser aufgefordert, nicht mit Christen zusammenzuarbeiten, sie seien Ungläubige, nicht bei christlichen Festen wie Weihnachten mitzumachen, nicht zu christlichen Beerdigungen zu gehen; die Christen müssten wie Hunde begraben werden. Als er zu seinem Vorgesetzten gerufen wurde, gab er zu, Hasspredigten zu halten, bedauerte aber, Nichtmuslime gekränkt zu haben und versprach, es nicht wieder zu tun. - Ein anderer Scheich der AMYC betonte, der Islam sei eine Religion, der Frieden und Liebe unter den Gläubigen und Nichtmuslimen wichtig sei. Sogar der heilige Koran betone die Bedeutung des friedlichen Zusammenlebens von Muslimen und Nichtmuslimen. Wer weise ist, schimpfe nicht auf die Religionen anderer, sagte er. (Citizen 7.1.13)

Streit wegen Schlachtens

In der Stadt Buseresere (Chato-Distrikt, Geita-Region) fordern Einwohner, vermutlich muslimische Repräsentanten, seit einiger Zeit, dass Metzgereien, die Christen gehören, unverzüglich geschlossen werden. Die Christen in diesem Gebiet, wollen das Recht zu schlachten, genau wie die Muslime.

Ein Metzger, der Christ ist, hatte eine Kuh und zwei Ziegen geschlachtet und brachte das Fleisch zum Verkauf. Eine Gruppe von Jugendlichen, vermutlich Muslime, zerrissen das dort angebrachte Spruchband “Jesus sei gelobt, Jesus ist der Herr”, und gaben auf das Fleisch eine vermutlich giftige Substanz. Die Christen warfen Steine, die Muslime griffen die Christen mit Stöcken und Buschmessern an. Ein Pfarrer der Tanzania Assemblies of God (TAG) wurde mit dem Buschmesser mehrfach am Kopf verletzt, so dass er starb. Mehrere Christen wurden verletzt, einige schwer. Die Polizei zerstreute die aufgebrachte Menge.

Dieser Zwischenfall ist in den Regionen am Viktoriasee der erste, bei dem Christen und Muslime konfrontiert waren und Blut floss.

Der Innenminister versicherte den Einwohnern von Buseresere, die Regierung werde sicherstellten, dass alle an den religiösen Konflikten Beteiligten angeklagt werden.

Dieses durch die Religion entfachte Chaos könne nicht toleriert werden, sagte Präsident Kikwete. “50 Jahre lang haben wir ohne Streitereien, die mit unserer Religion als Muslime und Christen zusammenhängen, gelebt. Wir sollten uns fragen, warum jetzt?” Die Regierung werde alles in ihrer Macht tun, damit die Anstifter des Aufruhrs vor Gericht gestellt werden. Er sandte den Innenminister nach Buseresere, damit er die streitenden Parteien versöhne.

Die Regierung beauftragte einen interreligiösen Ausschuss, eine Lösung für das zwischen Muslimen und Christen schwelende Problem bezüglich Metzgereien zu finden. Tansanischen Christen ist es vorübergehend untersagt, Tiere für menschlichen Verzehr zu schlachten. Geschlachtete Tiere müssen laut Verordnung von einem anerkannten Tierarzt als für den Verzehr geeignet zugelassen werden. Die Schlachthäuser Tansanias sind Eigentum der Stadtverwaltung. Seit 50 Jahren ist es Sitte, dass sie muslimischen Anweisungen gemäß von Muslimen betrieben werden. Das Fleisch wird an die Metzgereien verkauft.

Es ist nicht erlaubt, Schweine zu Hause zu schlachten, doch es ist teuer, sie in einem Schlachthaus schlachten zu lassen. Einwohner Busereseres befürworten getrennte Schlachthäuser; doch Premierminister Pinda sagte, das würde die Kluft vergrößern. (DN 12./13./ 15.2.13: Guardian 13.2.13: Citizen 12./18.2.13; Majira 12.2.13; Tanzania Daima 12.2.13; Sabahi (Washington DC) 16./19.2.13)

Ponda Issa Ponda - Prozess

Seit Oktober 2012 sind Scheich Ponda, der einflussreiche Leiter des Council of Imams und 49 weitere Angeklagte wegen Verschwörung, Einbruch und widerrechtlichen Besetzens eines Grundstücks und Diebstahls von Baumaterial in Haft.

Seit langem ist Streit zwischen dem Council of Imams und dem Bakwata. <Siehe Tans.-Inf. 11/12 S. 10>

Unter starkem Polizeigeleit wurden die Angeklagten für eine weitere Verhandlung zum Gericht gebracht. Pondas Anhängern wurde der Zugang nicht gewährt. Sie protestierten bei einer nicht genehmigten Demonstration gegen den Prozess und forderten Pondas bedingungslose Freilassung.

Nach dem Freitagsgebet versuchten sie, zum Büro des obersten Richters zu kommen, wobei sie eine neue Taktik verwendeten: In kleinen Gruppen näherten sie sich von mehreren Moscheen über unterschiedliche Routen. Doch die Polizei war überall zugegen und verhaftete etwa 90 Personen. (DN 15./16.2.13; Guardian 16./17.2.13; Citizen 16.2.13)

Auf Sansibar Priester angegriffen, Kirche angezündet

Am 23.12.12 war ein katholischer Priester angeschossen worden; er überlebte.

Am 17.2.13 wurde in der Stadt Sansibar ein Priester tödlich getroffen. Die Polizei nahm mehrere Verdächtige fest, um sie zu verhören. Präsident Kikwete genehmigte, internationale Ermittler einzuschalten, um die Schuldigen zu fassen. Er wies die Polizei an, alle Mittel einzusetzen, auch mit den Nachbarländern zu kooperieren, um die Schuldigen zu fassen und ihre Bestrafung sicherzustellen. Die USA bot Unterstützung an für die Verhaftung derer, die den Pater erschossen hatten. Eine EU-Delegation forderte, gegen Personen, die die Anschläge verübten, weiterhin zu ermitteln. Der Polizei-Generalinspektor sagte, man könne nicht ausschließen, dass der Angriff von al-Qaeda befohlen wurde. Flugblätter drohen den christlichen Geistlichen auf den Inseln. Der Hintergrund seien religiöser Extremismus und Anti-Unions-Leute. Der Innenminister nannte die Tat einen “terroristischen Angriff”. Sansibars Präsident, erklärte, von nun an würden an allen Gebets-Häusern Sicherheitskräfte positioniert.

Der Oberste Scheich Dar-es-Salaams sagte, es gebe Anzeichen dafür, dass die Spannungen in Sansibar von der muslimischen Erweckungsgruppe Uamsho <Siehe Tans.-Inf. 7/12 S. 5; 11/12 S. 11> geschürt werden. Auf ihren Flugblättern stehe, der Kampf geht weiter. Ein Verband muslimischer Geistlicher, verurteilte den Mord. Er fordert alle Sansibaris auf, “in diesem schwierigen Moment geduldig zu sein und Frieden und Einheit zu bewahren”. Die Association of Zanzibar Muslim Imams sagte, die Polizei solle bei der Verfolgung keine Mühe scheuen und die Schuldigen vor Gericht bringen, Sie müssten wie Kriminelle behandelt werden.

Kardinal Pengo sagte, die Christen sollten sich nicht rächen, sondern für Frieden beten. Der Bischof von Sansibar warf der Regierung von Sansibar vor, sie sei unfähig, die Christen zu schützen. Es gebe Flugblätter mit Drohungen und hasserfüllte SMS-Nachrichten von Islamisten, z. B. diese. “Wir danken unseren jungen in Somalia ausgebildeten Männern, dass sie einen Ungläubigen töteten. Viele werden folgen. Wir werden Häuser und Kirchen anzünden. Muslimische Erneuerung.”

Eltern der Schulkinder einer katholischen Schule erbaten vom Innenminister Schutz für ihre Kinder.

Der getötete Priester hatte in einem Anti-AIDS-Programm mit Muslimen kooperiert und zum interreligiösen Dialog ermuntert. (DN 19.2.13; Guardian 19./ 22.2.13; Citizen 18./20./21.2.13; Sabahi 18.2.13; CISA 19.2.13)

Zwei Tage nach der Ermordung des Priesters wurde eine Kirche von Unbekannten teilweise niedergebrannt. Der Imam der benachbarten Moschee verurteilte den Angriff.

Ca. 3 % der Sansibarer sind Christen. (Guardian 20.2.13; Citizen 20.2.13; Sabahi 20.2.13)

Die Polizei bildete ein Netzwerk das helfen soll, Gruppen zu identifizieren, die die Religionen als Schirm verwenden, um Geistliche zu terrorisieren und zu töten. Sie wird mit christlichen Repräsentanten, auch mit Muslimen eng zusammenarbeiten und kein Erbarmen haben mit Leuten, die den Frieden und die Harmonie Tansanias vernichten wollen, betonte der Polizeikommandant. (Guardian 20.2.13)

In der Kathedrale Dar-es-Salaams versammelten sich Hunderte von Katholiken, um für den erschossenen Priester zu beten und Gott zu bitten, er möge den Verantwortlichen der Politik und Religion helfen, wieder für Frieden und Liebe in Tansania zu sorgen. (Guardian 21.2.13)

Anmerkungen

Kikwete forderte, die Repräsentanten der Religionsgruppen sollten aufhören, andere zu provozieren, statt dessen Toleranz üben.

Der Chadema-Vorsitzender, warnte die Chadema-Mitglieder vor Äußerungen, die religionsbedingten Hass erzeugen könnten. Wer das tue, werde aus der Partei ausgeschlossen. “Tansania ist ein säkularer Staat; Christen haben nicht das Recht, Muslime zu beschuldigen und Muslime nicht, Christen zu beschuldigen. Es ist uns sehr ernst damit”, sagte er, warf aber der CCM vor, die Religion als Werkzeug zu verwenden, um an der Macht zu bleiben.

Der Vorsitzende des Tanzania Centre for Democracy forderte die Repräsentanten der Religionsgruppen auf, mit ihren Anhängern Wege zu Frieden, Harmonie und religiöser Toleranz zu finden, sich nicht nur auf die Regierung zu verlassen. (Guardian 16./17./18.2.13; Citizen 18.2.13)