Schwerpunkt: Jugendliche in Tansania - Jugendprobleme und Lösungsansätze - 11/2015

Aus Tansania Information
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Jugendvertretung

Junge Parlamentarier aus alle Welt trafen sich in Japan, um über die Situation Jugendlicher zu beraten. Ein wichtiges Thema war die illegale Migration innerhalb Afrikas und von Afrika nach Europa. Die tansanische Delegation erkannte als wesentliche Ursachen dafür bewaffnete Konflikte, Ausschluss der jungen Generation von politischen Entscheidungen und verbreitete Erwerbslosigkeit. Tansania führt ein Jugend-Austauschprogramm mit benachbarten Ländern durch, in dem Friedensarbeit und Demokratie gefördert werden sollen.

Das Parlament verabschiedete ein Gesetz, das von der Dorfebene bis zur nationalen Ebene Jugendräte vorsieht. Sie sollen den Kontakt zwischen Jugendlichen und Verwaltung erleichtern. Die jungen Bürger/ innen sollen dadurch zu Einigkeit, Patriotismus und Dienstbereitschaft angeregt werden.

Die Sekretariat gegen Menschenhandel schloss 70 Agenturen, die Jugendliche als Hausangestellte nach Oman vermittelten. Viele davon hatten sich über Zwangsarbeit und sexuelle Ausbeutung beklagt. Tansania gilt als Umschlagplatz für Frauen und Jugendliche aus Ostafrika, die in den arabischen Raum verschoben werden. Menschenhandel wird mit Gefängnis zwischen einem und sieben Jahren bedroht.

Jugendmanifest

Acht zivilgesellschaftliche Organisationen erstellten nach Umfragen unter Jugendlichen in 19 Regionen ein Jugend-Manifest. Es formuliert Probleme Jugendlicher und Lösungsvorschläge, die die nächste Regierung aufnehmen sollte: * Beschäftigung: Ausländische Unternehmen sollen mehr junge Tansanier einstellen; Steuererleichterungen für Kleinunternehmen; Landwirtschaft und Viehzucht attraktiver gestalten.

  • Bildung: Bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte; ausreichende Ausstattung der Schulen, praxisorientierte Lehrpläne; Englisch als Unterrichtssprache
  • Gesundheitsdienste sollen jugendfreundlicher werden; frei von Korruption
  • Gute Staatsführung: mehr Kompetenzen für die Korruptionsbekämpfer; Bürgerkunde ab Kindergarten; Meinungs- und Pressefreiheit
  • Jugendvertretungen auf allen Verwaltungsebenen
  • Offenlegung aller Investitionsverträge mit Ausländern; Aufbau lokaler Industrie
  • Kunst, Sport, Kultur: Mehr Kunsthochschulen, besserer Schutz für Kunstwerke; Kredite und Subventionen für Künstler/innen
  • Behinderte: Bessere Ausbildungsmöglichkeiten; Inklusionsangebote
  • Geschlechtergerechtigkeit: Umfassende Sexualerziehung; freie Partnerwahl und freie Entscheidung für Kinder; gleicher Zugang für alle zu Ressourcen wie Kapital, Land, Energie, Krediten
  • Internationale Angebote: Teilnahme Jugendlicher an internationalen Festivals und Wettbewerben ermöglichen.

Der Bongo-Flava-Künstler Niki wa Pili forderte mehr Macht für die Bürger und Gemeinden. „Das jetzige System favorisiert die Reichen und Gebildeten. Arme haben keine Chancen“.

Jugendkriminalität

Jugendliche Delinquenten werden mangels Alternativen oft zusammen mit Erwachsenen inhaftiert. Dies widerspricht nationalem und internationalem Recht. Das Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt will nach und nach in jeder Region eigene Rehabilitationszentren für straffällige Jugendliche schaffen. Derzeit gibt es sechs Jugendgefängnisse, ein Jugendgericht und eine Schule für junge Straftäter.

Das Frauen-Rechtshilfe-Zentrum stellte fest, dass jugendliche Untersuchungshäftlinge praktisch nie einen Rechtsbeistand haben und oft lange in Untersuchungshaft sitzen. Das Rechtshilfezentrum vermittelte in einem UNESCO-finanzierten Pilotprogramm Rechtsbeistand an 375 Jugendliche in drei Haftanstalten. Es forderte das Justizministerium auf, Rechtshilfe für Jugendliche staatlich zu organisieren.

Einem neuartigen Projekt des Norwegischen Rechts-Instituts und der US-Botschaft gelang es, etwa 200 jugendliche Bandenmitglieder in Sansibar-Stadt zu resozialisieren. Die Bande nennt sich nun „Gute Jungen“, statt vorher „Böse Jungen“. Die jungen Männer hatten bisher Diebstähle, Raubüberfälle, Bandenkämpfe und gewaltsame Demonstrationen (von Politikern bezahlt) ausgeführt. Als Gründe dafür gaben sie an: Arbeitslosigkeit, Verbot ihrer Ochsenkarren-Transporte, Misshandlung durch Polizei- und Ordnungskräfte. Die Meisten hatten ihre Schulbildung abgebrochen und erwarteten finanzielle Hilfe vom Staat. Sie konnten nun mit dem Projekt-Team diskutieren, Sport treiben und Schulungen besuchen. Manche erhielten Kleinkredite als Starthilfe für eine Landwirtschaft. Andere arbeiten als Wächter und Maurer. Trotz großer Vorbehalte gelang es, Polizei und Kommunalbehörden ins Gespräch mit den Mitgliedern der verrufenen Bande zu bringen.

Private Initiativen

In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) startete „Childreach Tanzania“ in Moshi in 10 Primarschulen das Pilotprojekt „Fit for School“. Durch gute Wasserversorgung und Sanitäranlagen in den Schulen will man Infektionskrankheiten vorbeugen und den Schulbesuch verbessern.

Ein Befähigungsprogramm für Mädchen in der Kilimanjaro-Region trainiert soziale Beziehungspflege und vermittelt Allgemeinbildung und Grundkenntnisse für kleine Geschäftsunternehmen. Die Leiterin meinte, die Jugendlichen verweilten heute länger in der elterlichen Familie, lernten aber weniger soziale Fertigkeiten als früher.

Das KISA-Projekt (www.africaid.com/kisaproject) fördert Sekundarschülerinnen in den Regionen Arusha und Kilimanjaro mit Universitäts-Stipendien, Beratung und Karriere-Planung. Durch Austausch unter den Jugendlichen und mit Berufserfahrenen wird vor allem praktisches Lernen betont.

Ehrenamtliche von „Tanzania Aspiration Initiative“ (www.tai.or.tz) besuchten Sekundarschulen im Bagamoyo-Distrikt, um Schülerinnen in Fragen der Reproduktions-Gesundheit zu beraten. Sie beobachteten, dass viele Mädchen weniger leisteten, weil sie keine Hilfen zur Menstruations-Hygiene erhielten. Diejenigen, die sich keine modernen Hygienebinden (€ 1,10 pro Packung) leisten könnten, müssten sich mit Stofffetzen helfen und litten wegen unsauberen Wassers häufig an urogenitalen Infektionen.

Die WAMA-Stiftung („Frauen und Fortschritt“ - www.wamafoundation.or.tz) eröffnete in Lindi eine Sekundarschule für 480 Mädchen aus armen und bildungsfernen Familien, sowie Waisen.

Die Gruppe „Gemeinschaftliche Bürgerinitiative“ (TACCI) tourt mit einer Reihe von Kurzfilmen durch die Dörfer, die typische Situationen Jugendlicher anschaulich machen und zur Diskussion anregen. Beispiele mit Kiswahili-O-Ton auf YouTube (www.youtube.com/watch?v=LBG3_Tzfwwc).

Zwei junge Leute aus Tansania erhielten den „Preis der Königin für junge Führungspersonen aus dem Commonwealth“ von Königin Elizabeth II (UK) überreicht. Eine junge Hausangestellte aus Mwanza hatte den Verein „WoteSawa“ (alle sind gleich) gegründet, der Dienstmädchen hilft, ihre Rechte zu kennen und zu verteidigen. Ein junger Mann hatte das Internetportal www.melimu.com konzipiert, das Schülern und Studierenden Lern- und Orientierungshilfen bietet.

Ein junger Geschäftsmann gewann den Commonwealth-Jugendpreis (£ 5.000) für sein Netzwerk von 5000 jungen Unternehmern, das Informationen und Kapital vermittelt.

Al Jazeera 02.06.15; Arusha Times 05.08.15; Citizen 12.03.; 31.03.; 26.06.; 30.08.; 16.09.; 12.,13.10.15; DN 16.,29.10.; 12.12.14; 01.04.; 29.05.; 19.08.; 19.10.15; Guardian 16.05.14; 24.01.; 23.08.15