Schwerpunktthema Kirchen / Religion - 01/2015

Aus Tansania Information
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Kirchen zu Politik und Gesellschaft

Viele Kirchenmitglieder und -führer zeigten sich schockiert darüber, dass Minister, Richter, Parlamentsmitglieder, Firmenchefs, aber auch leitende Kirchenmitarbeiter Zuwendungen aus den unter dubiosen Umständen verschwundenen TZS-Milliarden aus einem Tanesco-Treuhandkonto angenommen haben sollen [TI 12/'14]. Ein Weihbischof der r.k. Erzdiözese DSM lehnte es ab, zu dem Vorwurf Stellung zu nehmen, er habe TZS 40 Mill. entgegengenommen. Bischof Kilaini (r.k. Bukoba-Diözese) soll nach dem Bericht des Untersuchungsausschusses TZS 80 Mill. erhalten haben. Der lutherische Bischof von Arusha nannte es eine Schande, dass kirchenleitende Personen in solch einem Zusammenhang genannt werden. Ein evangelikaler Bischof in Arusha rief zu nationalen Gebetsveranstaltungen zum Treuhand-Skandal auf.

In allen katholischen Kirchen wurde ein Rundschreiben verlesen, das ausdrücklich dementiert, dass die kirchliche Mkombozi-Bank irgend etwas mit schmutzigen Geldern zu tun hätte.

Christliche und moslemische Religionsführer diskutierten die Optionen des Landes zur Ausbeutung der großen Gasvorkommen. Sie begrüßten den Plan, die staatliche Petro-Entwicklungs-Körperschaft (TPDC) nach dem Vorbild der norwegischen Statoil zu einer starken Firma mit eigenen Explorations- und Produktionsanlagen auszubauen. So könne man hoffen, dass die Gewinne aus Öl und Gas auch breiten Schichten zugute kommen. Religionsführer wurden vom Bergbau-Ministerium und der norwegischen Regierung zu einer Informationstour über die Gas- und Ölindustrie nach Norwegen eingeladen.

Ein Bündnis von Zivilorganisationen unter Federführung der „Interreligiösen Ständigen Kommission für Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ kritisierte die fortdauernde Geheimhaltung der Produktionsverträge mit ausländischen Firmen, vor allem bei Öl und Gas. Die Autoren verlangen

  • Veröffentlichung des Vertrags mit der norwegischen Statoil und der umstrittenen Vertragszusätze
  • Veröffentlichung aller 25 bisher abgeschlossenen und der zukünftigen Produktionsverträge
  • Pflicht, derartige Verträge im Parlament zu diskutieren und zu ratifizieren
  • Verzicht der beteiligten Firmen auf vertrauliche Vertragsbestandteile
  • ein Gesetz, das den Bürgern Freiheit und Recht auf Information sichert

Die Verfasser verlangen klare und gleiche Regeln für alle Investoren. Nur so können Korruption und Nachteile für die Nation vermieden werden. Der Interreligiösen Kommission gehören an

  • Christian Council of Tanzania (CCT - Tansanischer Christenrat
  • Tanzania Episcopal Conference (TEC - Katholische Bischofskonferenz
  • National Muslim Council of Tanzania (BAKWATA - Nationaler Muslim-Rat Tansanias

Der CCT hat ein System entwickelt, um zu verfolgen, wie öffentliche Gelder ausgegeben wurden (PETS – Public Expenditure Tracking System). Es weist Erfolge auf, vor allem in Gemeinden und Distrikten, deren Bevölkerung es bisher kaum wagte, den Amtsinhabern auf die Finger zu sehen oder gar zu klopfen. Typische Beispiele: Für das Fundament einer Grundschule wurde Lehm statt Zement verwendet. Eine Krankenschwester verkaufte Mehl und Öl, das für HIV-Infizierte bestimmt war, auf eigene Rechnung. Pachtgebühren von Telefonfirmen landeten in privaten Händen. Zwar müssen Komitee-Mitglieder immer wieder persönliche Nachteile in Kauf nehmen, aber ihre Entdeckungen finden zunehmend Beachtung. Das ehrgeizige Ziel des CCT ist es, in TZ eine Kultur der Transparenz und Verantwortlichkeit im Umgang mit öffentlichen Mitteln zu etablieren.

Die Ministerin für Land, Wohnungsbau und Siedlungen sprach den Kirchen eine Schlüsselrolle zu bei der Bewahrung von Frieden und Gesetzestreue der Bürger/innen. Sie könnten besonders gut gegenseitigen Respekt unterschiedlicher Gruppen fördern.

Ein Pfarrer der „Evangelistic Assemblies of God“ trat als Chadema-Vorsitzender der Südzone zurück, nachdem seine Kirche alle ihre Pastoren aufgefordert hatte, keine politischen Ämter mehr wahrzunehmen.

Die „Cathedral of Joy Ministry“ veranstaltete im November in DSM eine dreitägige Gebetsversammlung für Frieden und Einheit während der kommenden Wahlen.

Ein Zusammenschluss evangelikaler Kirchen, die Tanzania Fellowship of Churches, überreichte der Witwe des Staatsgründers J. Nyerere einen Friedenspreis. Maria Nyerere forderte die Kirchen auf, weiter intensiv für das Land und seine Politiker zu beten. Nur so könne Nachlässigkeit und Neigung zu Gewalt überwunden werden.

Der katholische Bischof von Bukoba forderte alle Jugendlichen auf, sich für die Wahlen registrieren zu lassen. Sie sollten korrupte Politiker, die Geld, Bier und Stoffe verteilen, nicht wählen.

Der Regionalchef von Kagera zeigte sich beunruhigt über die zunehmende Zahl von Suiziden im Ngara-Distrikt. Er forderte Kirchen und islamische Gemeinschaften auf, der Bevölkerung Zuversicht einzuflößen. Die meisten Selbstmorde werden auf Armut und wirtschaftliche Perspektivlosigkeit zurückgeführt.

CCT Pressemitteilung 31.07.; 06.09.14; Citizen 29.11.; 09.,26.12.14; DN 28.01.; 05.09.; 03.11.14; Guardian 08.,13.07.; 17.11.; 14.1,15.12.14

Kirchen zur Verfassungsreform

Kirchliche Persönlichkeiten äußerten sich wiederholt kritisch zu den unwürdigen Vorgängen in der Verfassunggebenden Versammlung (VV) [vgl. TI August bis November 2014]. Besonders scharf fiel die Stellungnahme des „Christlichen Forums“ aus. Katholiken (TEC), Evangelische (CCT), Pfingstkirchen (CPCT) und Adventisten (SDA) gaben im August 2014 diese gemeinsame Erklärung heraus.

Sie lobt die Warioba-Verfassungskommission, weil sie ohne Gruppenegoismus die Ansichten der Bevölkerung gesammelt und dokumentiert habe. Dagegen habe die VV mit würdelosem Gezänk, Unterstellungen, Beleidigungen und Drohungen einen einvernehmlichen Verfassungsentwurf unmöglich gemacht. Die Wünsche des Volkes (z.B. Einschränkung der Macht des Präsidenten, Unionsstruktur, Abgeordneten-Verantwortung) habe man ignoriert und die entsprechende Internet-Seite unzugänglich gemacht. Mit deutlichen Worten wird festgehalten, dass die regierende CCM nicht das Recht habe, die Meinung der Tansanier zu ignorieren und zu verachten, indem sie die Verfassung nach ihren Interessen formt und die Teilhabe des Volkes an politischen Entscheidungen behindert.

Der Vorsitzende der VV Sitta sprach den Kirchenvertretern seinerseits das Recht ab, politische Forderungen wie die Wiedereinsetzung der ursprünglichen Verfassungskommission und Vertagung der VV bis nach den Wahlen zu erheben. Der katholische Weihbischof von Bukoba M. Kilaini wies Sittas Kritik mit Hinweis auf die verfassungsmäßige Meinungsfreiheit zurück. Ein Scheich und ein anglikanischer Bischof wiederum verteidigten die VV und ihren Entwurf.

Die katholische Kirche (ca 10 Mill. Mitglieder) plant eine Aufklärungs-Kampagne vor dem für April 2015 geplanten Referendum zur neuen Verfassung. Es ist noch nicht entschieden, ob die Kirche ein „Nein“ befürwortet, oder sich darauf beschränkt, die Inhalte transparent zu machen. Jedenfalls ist die Unzufriedenheit über den Verlauf des Verfassungsprozesses und über Präsident Kikwetes Wortbruch gegenüber den Oppositionsparteien [TI Nov. 14, S.5] in der Kirche weit verbreitet. 2005 hatte die katholische Kirche Kikwete gegen seinen moslemischen Gegenkandidaten Lipumba unterstützt. Kardinal Pengo nutzte eine große Festversammlung in DSM, um für Frieden und Einheit während des Verfassungs-Referendums zu beten.

CCT Pressemitteilung 04.09.14; DN 02.10.14; East African 08.11.14; Guardian 23.11.14

Bildung und Gesundheit

Die katholische Moshi-Diözese errichtet im Hai-Distrikt eine Sekundarschule mit Internat für 500 Schüler/innen. Die Hälfte davon sollen Kinder mit Körperbehinderung oder Albinismus sein. Solche Kinder werden bisher oft diskriminiert, manchmal sogar in der eigenen Familie. Das auf TZS 2,5 Mrd. veranschlagte Projekt wird vom deutschen Kindermissionswerk unterstützt.

Der Bischof der Moshi-Diözese warnte bei einer Schulabschlussfeier die Jugendlichen davor, die Möglichkeiten des Internet zu missbrauchen. Dies könne sie abhängig und inaktiv machen. Auch soziale Missstände wie Homosexualität und Satanskulte würden über soziale Internet-Medien gefördert. Eltern sollten ihre Kinder vor diesen Gefahren bewahren. Beim selben Anlass lobte der Ministerialdirektor für Bildung die katholische Kirche für ihr hohes Engagement für die Förderung der ländlichen Bevölkerung und besonders der Mädchen.

Der Bahari-Rotary-Club unterstützte ein Sozialzentrum der Karmelitinnen in Dar-Es-Salaam mit TZS 35 Mill. Das Zentrum im Stadtteil Kurasini bietet gefährdeten Kindern und Frauen Kurse in Allgemeinbildung, Nähen, Stricken und Marketing an.

Die lutherische Kirche setzt mit Unterstützung durch den US-amerikanischen Lutheran World Relief ihr Programm zur Malaria-Vorbeugung fort. In den Diözesen Morogoro, Iringa und Pare wurden Pfarrer/innen, Gemeindehelferinnen und Lehrkräfte fortgebildet, um die Bevölkerung in Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen aufzuklären. Besonders will man Missverständnisse ausräumen, die die Leute von der Verwendung imprägnierter Moskito-Netze abhalten. Viele meinen, diese verursachten Impotenz.

Bei der Eröffnung einer internationalen Konferenz von 400 Bischöfen und Mitarbeitern der Moravischen Kirche in DSM bat Premier M. Pinda die Kirchen, für eine moralische Erneuerung der Jugendlichen zu beten und zu arbeiten, um so Frieden, Liebe und Ruhe im Land zu fördern. Neben der hohen Erwerbslosigkeit sei der moralische Verfall der Jugendlichen die größte Sorge. Dies würde von gewissenlosen Politikern ausgenutzt, um junge Leute zum Hass auf ihre Regierung anzustacheln.

DN 07.07.; 24.09.14; ELCT-Press Release 09.05.14; Guardian 10.01.; 25.10.14;

Entwicklungsarbeit

Im dänischen MS-Training Centre for Development Cooperation in Usa River (http://www.mstcdc.or.tz) fanden Kurse für religiöse Leitungspersonen aus afrikanischen Ländern statt. Die Teilnehmenden (Christen und Muslime) übten Umgang mit und Lösung von Konflikten zwischen religiösen Gruppen, sowie Strategien zur Konfliktvermeidung. Sie zeigten sich überrascht davon, dass, obwohl 90% der Afrikaner einer Religion angehören, die Frieden predigt, der Kontinent dennoch von Konflikten und Kämpfen erschüttert wird. Die Kurse sollen zur Gründung einer „Union für religiöse Leitungspersonen in Afrika“ führen. Damit möchte man Einfluss auf Konfliktparteien nehmen und Terroristen daran hindern, Religion für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Der CCT (www.cct-tz.org) führte im Rahmen seines interreligiösen Programms ein Trainings-Seminar über Dorfbanken in Kigoma durch. Die genossenschaftlich organisierten dörflichen Institute (VICOBA) vergeben Kleinkredite an ihre Mitglieder. Der Direktor des Interreligiösen Friedensrates (IRCPT) sagte, religiöse Gruppen hätten mit den VICOBAs 3000 Gruppen mit mehr als 70.000 Mitgliedern mobilisiert und landesweit etwa 100.000 jobs geschaffen.

In der Kilimanjaro-Region trafen sich evang. und kath. Bischöfe, sowie der Regional-Scheich zu einem Festakt des Interreligiösen Friedensrates (IRCPT) und vieler Arbeitskreise. Mit Unterstützung der norwegischen lutherischen Kirche fördern diese Schulungen in Konfliktlösung, interreligiöse Genossenschaften, bedürftige Kinder und benachteiligte Frauen.

Ein Staatsminister lobte im Auftrag von Präsident Kikwete den wichtigen Beitrag der Kirchen zur Landesentwicklung. Bei der Einführung des neuen katholischen Bischofs von Kigoma, J. Mlola, hob der Regierungssprecher hervor, dass der Staat die Leistungen der katholischen Diözese im Bildungs- und Gesundheitswesen anerkenne und zu unterstützen bereit sei. Besonders wies er auf die Verantwortung der Christen für die Bewahrung der Schöpfung hin.

Kirchliche Leitungspersonen sollten visionär sein und zur Entwicklung der Gesellschaft beitragen, forderte der frühere Premier E. Lowassa bei der Einweihung eines Hubschraubers der „Glory of Christ Tanzania Church“ (GCTC). Die Kirche will den Helikopter für Rettungsflüge und Dienstreisen einsetzen.

Bei der Einweihung des Hubschraubers sagte der leitende Pastor J. Gwaijima, dies sei der erste kircheneigene Hubschrauber in Tansania. Die Kosten von $ 400.000 würden von einem japanischen Spender aufgebracht. Die GCTC will drei weitere Helikopter anschaffen und eine Ausbildungsstätte für Piloten gründen. Mit dem Fluggerät will man evangelistische Aktionen im tansanischen Inland effektiver gestalten. Der Guardian weist darauf hin, dass einige Geistliche von Kirchen, die ihren Anhängern schnellen Reichtum versprechen, sehr wohlhabend sind, schwere Luxuswagen fahren und teure Fernseh-Werbung schalten. So würde das Reichtumsversprechen zumindest für die Kirchenführer eingelöst.

CCT-Meldung 08.09.14; Citizen 27.10.14; DN 06.04.; 10.11.; 14,12,14; Guardian 23.10.; 09.11.14

Kirchengeschichte

In Moshi traf sich ein international zusammengesetzter Ausschuss des Lutherischen Weltbundes (LWB), um das 60-jährige Jubiläum der Marangu-Konferenz im Mai 2015 vorzubereiten. In Marangu hatten sich 1955 zum ersten Mal lutherische Kirchenfüher aus ganz Afrika versammelt. Bei der Eröffnung sagte Dr. A. Malasusa, LWB-Vizepräsident für Afrika und Leitender ELCT-Bischof: „Die Marangu-Konferenz ist historisch der Schlüssel zu unserer Einheit, Würde und Integrität als autonome und selbständige Kirchen in Afrika.“

1955 gehörten nur zwei Kirchen dem LWB an: die Luth. Kirche auf Madakaskar und die Luth. Kirche in Nord-Tanganyika. 2015 werden 142 lutherische Kirchen Delegierte nach Moshi entsenden. Altbischof Z. Kameeta aus Namibia sagte, die lutherischen Kirchen Afrikas hätten die Einheit schon vor der politischen Unabhängigkeit gesucht, lange bevor die Politiker 1963 die Afrikanische Union in Addis Ababa gründeten.

Die Jubiläumskonferenz versteht sich als Station auf dem Weg zum 500-Jahre-Jubiläum der Reformation 2017. Sie will den bisher gemeinsam zurückgelegten Weg würdigen und – im Sinn einer fortlaufenden Reformation wichtige Zukunftsaufgaben definieren. Als zentrale Themen zeichnen sich ab:

  • Soziale und wirtschaftliche Situation in Afrika
  • Zunehmende Armut in vielen Ländern
  • Grassierende Korruption
  • Klimawandel und seine Auswirkungen
  • Umweltschutz
  • Autarkie und Nachhaltigkeit der Kirchen
  • Stärkung der lutherischen Identität in den afrikanischen Kirchen

Das lutherische Mitteilungsblatt Uhuru na Amani (Freiheit und Frieden) veröffentlichte einen kurzen Abriss der Geschichte der Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT / KKKT). Sie beginnt mit der ersten Station der Berliner Mission (Berlin III) in Kigamboni (DSM) 1887. 1890 begann sie unter dem Namen Bethel-Mission in der Tanga-Region, 1910 in der Bukoba-Region zu arbeiten. 1891 gründete die Berliner Mission (Berlin I) von Südafrika kommend die Station Ipagika (Wangemannshöh) in Südtanganyika. Als dritte deutsche Mission etablierte sich die Leipziger Mission im Norden des Landes (Kidia, Old Moshi, Machame).

Vor allem in und nach den Weltkriegen sprangen skandinavische und US-amerikanische Missionen und Kirchen für die deutschen Gesellschaften ein. So entstanden sieben lutherische Kirchen, die sich 1948 zum Lutherischen Kirchenbund in Tanganyika zusammenschlossen. Am 23. Juni 1963 gründeten sie die Evang.-Luth. Kirche in Tansania (KKKT / ELCT), die heute 24 Diözesen mit 6,341,103 Mitgliedern umfasst. Sie unterhält einige gemeinsame Werke:

  • Tumaini-Universität Makumira
  • Luth. Seminar Morogoro
  • Radio Stimme des Evangeliums, Moshi
  • Grundschulen für taubstumme Kinder in Mwanga und Njombe
  • Sekundarschule für taubstumme Kinder in Njombe
  • Projekte, die Gewinn erwirtschaften sollen

Die Diözesen unterhalten 20 Krankenhäuser und 150 Gesundheitsstationen. Fast alle haben Grund-, Sekundar- und Handwerkerschulen. Einige unterhalten auch eine Hochschule oder eine Bank, bzw. Kreditgenossenschaft. Missionsgebiete der ELCT finden sich in DR Kongo, Mosambik, Malawi, Uganda und Sambia, sowie in Tabora, Kigoma und Sansibar.

Die ELCT (www.elct.org) ist Mitglied in nationalen und internationalen Zusammenschlüssen:

  • Christenrat Tansania (CCT)
  • Luth. Missions-Kooperation (LMC)
  • Afrikanischer Kirchenrat (AACC)
  • Luth. Weltbund (LWF)
  • Weltrat der Kirchen (WCC)

Die katholische Kirche Tansanias bietet auf ihrer website www.rc.net/tanzania/tec einen Überblick über ihre Geschichte an (Stand 1998). Als erste katholische Missionare kamen die portugiesischen Augustinermissionare 1499 nach Sansibar. Ihre Arbeit endete 1698 mit der arabisch-omanischen Eroberung der Insel. Im 19. Jahrhundert waren die wichtigsten Missionsorden:

  • Heilig-Geist-Väter (1863 Sansibar, 1868 Bagamoyo), evangelisierten zunächst von der englischen Marine befreite Sklaven. Mit deren Hilfe dehnte sich das Missionsgebiet bis zum Kilimanjaro aus
  • Afrikamissionare (Weiße Väter) arbeiteten seit 1878 im Westen am Tanganyika- und am Viktoriasee
  • Missionsbenediktiner (St. Ottilien) , begannen 1887 in Dar-Es-Salaam und dehnten ihr Arbeitsfeld nach Süden bis Mosambik aus. Wichtigste Klöster und Kulturzentren: Ndanda und Peramiho.

Einen großen Schritt zu einer einheimischen Kirche brachten die Katechisten, die früher hohes Ansehen genossen. Heute arbeiten etwa 12.000 solche Hilfskräfte in der r.k. Kirche Tansanias. Die ersten afrikanischen Priester wurden 1917 in Bukoba und Mwanza geweiht. In Bukoba arbeitete ab 1952 der erste einheimische Bischof, L. Rugambwa, 1960 erster afrikanischer Kardinal. Die 29 kath. Diözesen unterhalten 23 Vorbereitungsseminare und 5 philosophisch-theologische Seminare für angehende Priester. Zur Zeit gibt es etwa 1.300 afrikanische Priester (nur Männer). 34 Männer-Orden sind tätig, mit 650 Mitgliedern, davon 108 Tansanier. Wesentlich mehr Mitglieder haben die diözesanen Frauen-Kongregationen, etwa 7000. Auch in den in TZ tätigen internationalen Missionsorden wächst die Zahl tansanischer Mitarbeitender.

Für die Gemeindearbeit erwiesen sich die "Kleinen Christlichen Gemeinschaften" (12 bis 20 Familien) als besonders hilfreich. Sie stärken Laienmitarbeit und finanzielle Selbständigkeit. Die wichtigsten Laien-Organisationen sind:

  • Kath. Frauenorganisation (WAWATA)
  • Christliche Fachkräfte (CPT)
  • Junge Christliche Arbeiter (VIWAWA)
  • Junge Katholische Studenten (TYCS)

Soziale Aktivitäten (Stand 1991): 413 Kindergärten, 82 Sekundarschulen, 73 Handwerkerschulen, 48 Haushaltsschulen, 6 Schulen für Behinderte, 2 Lehrerbildungs-Stätten. Im Gesundheitsbereich unterhielt die r.k. Kirche 36 Krankenhäuser und 223 Gesundheitszentren und -Stationen.

Ökumenische Zusammenarbeit

Bis zur Unabhängigkeit Tansanias 1961 rivalisierten evang. und kath. Missionen, gelegentlich so heftig, dass die Kolonialregierung ihnen bestimmte Einflusszonen zuweisen musste, um Handgreiflichkeiten zu vermeiden. Dann überwog das gemeinsame Engagement für Entwicklung und Sozialarbeit. 1975 vereinbarten Kath. Bischofskonferenz (TEC) und evangelischer Christenrat (CCT), sich regelmäßig in einem Ältestenrat (baraza la wazee) zusammen zu setzen und gemeinsame Anliegen zu erörtern. Inzwischen entstanden gemeinsame Bibelübersetzungen (Kiswahili, Kimaasai, Kisukuma etc.) und ein gemeinsamer Religions-Lehrplan für Sekundarschulen. 1992 entstand die gemeinsame „Kommission für Christliche Sozialdienste“ (CSSC), die mit ihren ausführenden Organen alle medizinischen und pädagogischen Aktivitäten koordiniert. Die christlichen Kirchen zusammen betreiben etwa die Hälfte der Krankenhäuser und Sekundarschulen des Landes.

ELCT Press Release 14.04.14; Website der Kath. Bischofskonferenz TEC; Uhuru na Amani 2014/2

Weitere kirchliche Nachrichten

Die Vollversammlung der ELCT-Norddiözese wählte den 55-jährigen Pfarrer Dr. Frederick Onael Shoo zu ihrem neuen Bischof. Er löst Dr. Martin Shao ab, der die Diözese 10 Jahre lang geleitet hatte. Shoo studierte u.a. fünf Jahre lang Theologie in Deutschland. Er leitete die Bibelschule Mwika und war dann stellvertretender Bischof. Zum Stellvertreter Dr. Shoos wurde Pfr. Elingaya A. Saria gewählt. Weitere Informationen zur lutherischen Norddiözese: www.northerndiocese.co.tz.

Anglikanische Bischöfe in Tansania begrüßten die Entscheidung der Church of England, zukünftig auch Frauen zum Bischofsamt zuzulassen. Dies sei ein wichtiger Schritt hin zu menschlicher Gleichstellung. Der Beschluss der englischen Mutterkirche bindet andere Kirchenprovinzen nicht. Er muss von der tansanischen Kirche (ACT) beraten und übernommen werden. Seit etwa 20 Jahren kennt die anglikanische Kirche Priesterinnen. In TZ gibt es allerdings erst in zwei Diözesen (Central Tanganjika und Mara) weibliche Geistliche.

Beim Treffen der weltweiten Moravischen Kirche in Kigoma bemühten sich mehrere Bischöfe, den Konflikt um die Erhebung der „Eastern Mission and Zanzibar Diocese“ zur „Unitiy Province“ zu lösen. Die Delegierten mahnten die tansanischen Kollegen, ein einvernehmliches Konzept zu erarbeiten. Der derzeit geschäftsführende Bischof L. Mwakafwila erklärte den zwei Jahre andauernden Konflikt mit Machtgier und Machtmissbrauch einiger Kirchenführer. Sie müssten ihre angemaßten Titel ablegen. Alle Kirchenmitglieder wurden aufgefordert, sich den Pastoren anzuschließen, die die Kirchenverfassung respektieren.

2001 hat der Vatikan den 1804 geborenen Priester Luigi Scrosoppi zum Schutzheiligen der Fußballer erklärt. Nun empfing die „Africa Amini Football Academy im Arumeru-Distrikt in einem feierlichen Gottesdienst eine Statue des heiligen Luigi. Eine solche Statue erhalten Einrichtungen, die sich um die geistliche Förderung von Kindern bemühen. Die Vizepräsidentin des Fördervereins Afrika Amini Alama (www.africaaminialama.com) empfahl vor Trainings und Spielen Gebete über den Fußball-Heiligen an Gott zu richten anstelle der in Tansania weithin üblichen Praxis, die eigene Mannschaft durch Zauberei („juju“) zu stärken. Training, Gebete und Disziplin seien die wirksamen jujus beim Fußball. „Wir bitten Gott durch St. Luigi um ein kraftvolles, faires und kontrolliertes Spiel“

Ein Priester der r.k. Bukoba-Diözese, der zu Promotionsstudien in den USA lebt, wurde dort wegen versuchten Verkehrs mit Minderjährigen festgenommen.

Citizen 16.,17.07.; 15.12.14; DN 23.01.; 02.11.14; ELCT Press Release 28.08.14; Guardian 15.05.14

Muslime

Der Islam breitete sich ab dem 13. Jahrhundert zunächst auf den Inseln und entlang der Handelsrouten aus. Die erste Begegnung von Muslimen und Christen im 15. Jahrhundert fiel feindselig aus. Beide Religionen sahen sich in einem „Heiligen Krieg“. Im 19. Jahrhundert gab es neue Streitpunkte, weil die Missionen zusammen mit den Kolonialmächten den arabischen Sklavenhandel bekämpften. Im kolonialen Staatsdienst dominierten anfangs die Muslime, weil sie als Einzige lesen und schreiben konnten. Bald aber zogen die Christen dank der vielen Missionsschulen gleich und stellten später die Mehrheit der Staatsdiener. Beim Kampf um die Unabhängigkeit engagierten sich die Muslime mehr als die Christen. Deshalb waren sie in der ersten Phase nach der Unabhängigkeit stark in der Regierung vertreten. Sie organisierten sich im Nationalrat der Muslime Tansanias (BAKWATA). Insgesamt gestalteten sich die Beziehungen zwischen den großen Religionen gut.

Ab 1980 allerdings kam es zu Spannungen, als junge Leute, die im Ausland islamische Studien betrieben hatten, den BAKWATA nicht mehr anerkannten und aggressiv gegen Christen predigten. 1991 bis 93 traten die islamischen Fundamentalisten immer provozierender auf. Nach der Zerstörung von Schweine-Metzgereien, verhaftete die Regierung einige der Fundamentalisten. Die christlichen Kirchen arbeiten zusammen im Kampf gegen Extremisten beider Seiten.

Ein Sprecher der anglikanischen Kirche sagte, in manchen Gegenden wie Sansibar, Tanga, Kondoa, Tabora, Morogoro und West-Tansania müsse die interreligiöse Zusammenarbeit und Konfliktbewältigung verstärkt werden. Er wies darauf hin, dass Muslime in christlichen Schulen willkommen sind. Auch das interreligiöse Programm des CCT versucht, den Dialog zwischen den Religionen zu fördern.

Premier M. Pinda kündigte an, die Regierung werde 2015 das Gerichtsgesetz von 1963 und das Gesetz zur Wiedereinsetzung islamischen Rechts revidieren, um das effektive Wirken von Kadi-Gerichten (zugelassen seit 2012) zu ermöglichen. Deren Entscheidungen sollen dann von den Staatsbehörden anerkannt werden Entscheidend sei es, die Aufgaben staatlicher und religiöser Institutionen korrekt zu trennen.

Der 2. Vizepräsident Sansibars ordnete an, alle Flaggen der radikal-islamischen UAMSHO-Bewegung („Mobilisierung und Verbreitung des Islam“) zu entfernen. Erlaubt seien nur Flaggen registrierter Parteien. Seit 2011 schüren Uamsho-Mitglieder religiösen Hass. Viele sind derzeit im Gefängnis und erwarten Prozesse wegen terroristischer Akte.

Der Plan des Stadtrats von Arusha, Gebeine aus einem 60 Jahre alten Friedhof in der Innenstadt umzubetten, stieß auf den Widerstand muslimischer Amtsträger. Sie sehen sich als Eigentümer der Begräbnisstätte, daher könne der Stadtrat nicht darüber verfügen. Außerdem sei der Friedhof die letzte verbliebene Grünfläche der Stadt. Arusha will das Gelände für einen modernen Busbahnhof nutzen. Verwandte von dort Begrabenen könnten die Art der Umbettung mitbestimmen und erhielten einen finanziellen Ausgleich. Der umstrittene Friedhof enthält 2.515 Gräber.

Citizen 30.09.14; DN 18.01.; 30.09.; 28.10.; 04.,30.11.14; Guardian 30.09.14; Website der Kath. Bischofskonferenz TEC;