Schwerpunktthema Umwelt und Klimawandel: Umweltschutz - 10/2014

Aus Tansania Information
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Pläne, Verträge, Projekte

Ein Rechtsprofessor der lutherischen Tumaini-Universität, Makumira begrüßte es, dass der Entwurf der neuen Verfassung Tansanias das „Recht, in einer sauberen, sicheren und gesunden Umwelt zu leben“ festschreibt. Tansania werde damit zu den fortschrittlichen Staaten gehören, die dem Umweltschutz Verfassungsrang einräumen.

Tansania und Kenia vereinbarten, gemeinsam an einer nachhaltigen Entwicklung des Mara-Beckens zu arbeiten. Dies geschieht im Rahmen der Kommission für das Victoriasee-Becken. Man will das Umweltbewusstsein der Bevölkerung stärken. Der Mara-Fluss soll durch umfangreiche Baumpflanzungen geschützt werden. Jährlich wird ein „Mara-Tag“ an die Umwelt-Verantwortung erinnern. Dazu werden dieses Jahr 300.000 Teilnehmende in Narok, Kenia erwartet. Nach mehrjährigen Verhandlungen einigten sich die Victoriasee-Anlieger Tansania (51% der Seefläche), Uganda (43%) und Kenia (6%) auf ein Fischerei-Verbot von 6 Monaten im Jahr für fünf Jahre. Es wird nun den Fischerei-Ministern zur Beschlussfassung vorgelegt. Naturgemäß gibt es starken Widerstand von der Fischverarbeitungsbranche, die große Aufträge aus Europa, Japan und den USA hat.

Tansania schloss mit der Weltbank ein Abkommen zum Kauf von Emissions-Reduzierungen (ERPA) ab. Mit dem von den OECD-Staaten zur Verfügung gestellten Geld werden klimafreundliche Aktionen und Projekte unterstützt. Bisher wurden mit solchen Initiativen weltweit 187 Mill. t CO2 vermieden.

Die Regierung erwägt, nach dem Aufbau einer Umweltpolizei nun auch einen eigenen Gerichtshof für Umweltkonflikte und –verbrechen einzurichten. Die Staatsministerin für Umwelt im Büro des Vizepräsidenten, Dr. T. Huvisa sagte, hinter den Umweltkonflikten, Landbesetzungen und Verletzungen der Umweltgesetze stünden einige sehr hohe Amtsträger. Die Ministerin hob hervor, dass Umweltschutz auf Dauer nur durch Begrenzung des ungehemmten Bevölkerungswachstums, vor allem auf dem Land, erreicht werden könne. Dafür müsse man die traditionelle Auffassung korrigieren, Kinderreichtum sei per se vorteilhaft. Alle Frauen müssten Wissen und Zugang zu Familienplanung bekommen. Jugendliche müssten lernen, dass die natürlichen Ressourcen begrenzt sind.

Die Internationale Union zur Bewahrung der Natur kritisierte, dass Umweltprüfungen für neue Vorhaben oft nur am grünen Tisch erstellt werden. Solche Bewertungen müssten kompetente Personen vor Ort durchführen und die Öffentlichkeit einbeziehen.

Eine Konferenz der Uni Dodoma über „Grüne Wirtschaft im Globalen Süden“ versammelte Delegierte aus 22 Ländern. Sie untersuchten, wie Entwicklungsländer eine nachhaltige Volkswirtschaft mit geringem CO2- Ausstoß aufbauen könnten. Diskussionspunkte waren z.B. mechanisierte Landwirtschaft, Bergbau, Wilderei, Zahlungen für Luftbelastung, Ökotourismus, erneuerbare Energien, Unternehmensverantwortung.

Dar-Es-Salaam trat dem Städte-Wettbewerb „Stunde der Erde“ des WWF bei (www.earthhour.org). Dabei geht es darum, klimaschädliche Emissionen zu verringern und die Infrastruktur an den Klimawandel anzupassen. Da 70% der Treibhausgase in Städten erzeugt werden, besteht hier ein besonders effektiver Ansatz zur Besserung. In DSM will man sich dieses Jahr um Ernährungssicherheit, effizienten Gebrauch von Wasser und Energie und erneuerbare Energien kümmern. Grundschullehrkräfte sollen sich speziell zu Fragen des Klimawandels fortbilden.

WWF und TZ Grassroots Oriented Development führten im Kissarawe-Distrikt ein Energiespar-Pilotprojekt durch. Dabei wurden holzsparende Öfen, Solarpaneele und Biogas-Reaktoren eingerichtet.

Der Arusha-Programmkoordinator der „Jane Goodall Roots & Shoots Initiative“ forderte Tansanias Jugendliche auf, sich aktiv für ihre Umwelt zu engagieren. Die Initiative zählt in TZ 69.781 Mitglieder und unterhält ein Netzwerk von 358 Clubs (meist in Schulen) in 43 tansanischen Landkreisen.

Das Umweltbildungs-Zentrum im Serengeti-Distrikt (Mara-Region) hat seit 2009 1017 Sekundarschüler/innen und 163 Lehrkräfte für Umweltfragen sensibilisiert.

Die UNESCO veranstaltete eine Arbeitstagung zu „Grüne Wirtschaft in Biosphäre-Reservaten“. Damit sollen der Bevölkerung Einkommensquellen erschlossen werden, ohne die Artenvielfalt zu schädigen. Beispiele sind: Angepasste Landwirtschaft, nachhaltige Forstwirtschaft, Waldprodukte außer Bäumen, Fischerei und Gewässerschutz, Umwelt-Dienstleistungen, Ökotourismus und Freizeit-Jägerei. Ein Projekt dieser Art fördert die UNESCO im Amani-Naturreservat und den Pufferzonen des Ostusambara Biosphäre-Reservats.

Eine internationale Wissenschaftler-Gruppe erforschte in der vergangenen Dekade die Tierwelt des „Östlichen Berge-Bogens“ (Eastern Arc Mountains – www.easternarc.org; www.easternarc.or.tz), der sich von Süd-Kenia über die Pare- und Usambaraberge bis zum Udzungwa Nationalpark erstreckt. Diese geologisch sehr alte Region trägt Reste von Millionen Jahre alten Feuchtwäldern mit vielen endemischen Arten. Das Forscherteam, das vom italienischen MUSE Wissenschaftsmuseum koordiniert wird, fand dort 27 bisher unbekannte Wirbeltier-Arten, davon 23 Amphibien und Reptilien. Die Forscher forderten Kenia und Tansania auf, die Aufnahme der Eastern Arc Mountains in das UNESCO Welterbe erneut zu betreiben.

Citizen 28.05.; 12.,16.06.; 29.09.14; DN 15.12.13; 10.01.; 24.04.; 02.05.; 09.06.; 28.09.14; Guardian 10.01.; 03.03.; 09.06.; 19.07.; 08.,13.09.14;

Waldschutz

Der hohe Holzverbrauch für Haushaltsbedarf könnte gesenkt werden, wenn auch ländliche Haushalte Elektrizität zu günstigen Tarifen erhielten. Die Elektrifizierung ist aber meist erst auf Distriktsebene angelangt und der derzeitige KWh-Preis von TZS 60 bis 100 (Eurocent 2 bis 5) kann noch nicht mit Holzkohle oder Brennholz konkurrieren.

In der Dodoma-Region wurden mehr als 300 Personen, die seit 40 Jahren illegal in einem Waldschutzgebiet lebten, ausgewiesen und ihre Felder zerstört. Die Bevölkerung wurde über die Bedeutung des Waldschutzes aufgeklärt.

Die Forstagentur „Tanzania Forest Services Agency“ hat im Same-Distrikt in 27 Dörfern Naturschutz-Komitees aufgebaut. Sie sollen helfen, die gefährdete Waldreserve Chome-Shengena [s. oben „Entwaldung“] zu schützen. Mit Hilfe der freiwilligen Naturschützer konnten 2000 Goldschürfer aus dem Schutzgebiet vertrieben werden. 54 illegale Siedler wurden verhaftet, 16 zu Gefängnisstrafen verurteilt. Der illegale Holzeinschlag gehe etwas zurück.

Die Forstagentur bemüht sich, Dorfbewohner in der Nähe von Schutzgebieten zu Umweltschutz zu motivieren und ihnen alternative Einkommensquellen anzubieten. Der Chef der östlichen Zone erklärte, besonders jungen Männern falle es schwer, Monate in eine Hühnerzucht zu investieren, anstatt einfach einige Bäume zu Holzkohle zu verarbeiten. In Tansania werden jährlich 300.000 bis 400.000 ha Wald verbraucht, um Holzkohle zu gewinnen.

Ein Forum von Wald- und Wildschutz-Organisationen befasste sich mit dem Holzhandel in Ost- und Südafrika. Der illegale Handel verursache riesige Schäden (nach UN-Schätzung $ 30 bis 100 Mrd. / Jahr). Die Regierungen müssten seine Strukturen gemeinsam erforschen und bekämpfen und Anreize für den legalen Handel schaffen.

Während der ersten Umwelt-Versammlung der UN (UNEA - www.unep.org/unea) beschlossen Kenia, Tansania und Uganda, den Holzschmuggel aus der DR Congo und Ostafrika zu bekämpfen. Die betroffenen Länder arbeiten dabei zusammen mit Norwegen, Interpol, und den UN-Organisationen für Ernährung (FAO), Entwicklung (UNDP), Umwelt (UNEP) und Verbrechensbekämpfung (UNODC). Die bedeutenden Gewinne aus diesem Schwarzhandel werden oft für Waffenkäufe verwendet. [Bericht von UNEP – Interpol: www.unep.org/unea/docs/RRAcrimecrisis.pdf]

Der parlamentarische Ausschuss für Umweltfragen beglückwünschte den Chef der Kilimanjaro-Region für seine konsequente Umweltpolitik. Dieser hatte strenge Auflagen für das Fällen von Bäumen erlassen und Kettensägen generell verboten. In der Region wurden in den letzten beiden Jahren 13 Mill. Bäume gepflanzt. Dieses Jahr sollen 11 Mill. gesetzt werden. Der Regionalchef lobte besonders die Lutherische Kirche (ELCT), in der jeder Konfirmand einen Baum pflanzen muss.

Dorfbewohner aus Mamba / Kilimanjaro pflanzten mit Unterstützung der Serengeti-Brauerei 4000 einheimische Bäume.

In der „Mpingo Conservation and Development Initiative“ haben sich Dörfer in der Lindi-Region zusammengeschlossen, um nachhaltigen Holzhandel zu betreiben. Eine Fläche von 103.203 ha wurde bereits von FSC zertifiziert. 11 Hartholzsorten werden erfolgreich exportiert.

Vizepräsident Dr. G. Bilal beging den Globalen Umwelt-Tag am 05. Juni im Militärlager Ruvu. Zusammen mit den Soldaten pflanzte er 2000 Baumsetzlinge. Der kommandierende Oberst kündigte an, die Angehörigen des Camps würden dieses Jahr weitere 8000 Bäume pflanzen. In den letzten Jahren hätten sie bisher 119.000 Bäume im Ruvubecken gepflanzt.

Die private norwegische Aktiengesellschaft „Green Resources“ (www.greenresources.no) hat in Mozambik, Tansania und Uganda 41.000 ha Nutzwälder aufgeforstet. Sie wurde vom Forest Stewardship Council (FSC) und der Allianz für Klima und Biodiversität zertifiziert und darf CO2-Verschmutzungsrechte verkaufen. Die Firma arbeitet eng mit Gemeinden in der Iringa-Region zusammen. Ziel ihrer Aktivitäten ist Wasser- und Bodenschutz, Erhaltung der Artenvielfalt und nachhaltig erzeugtes Nutzholz.

Deutschland, Finnland und Norwegen unterstützen das Forestry Training Institute in Olmotonyi bei Arusha mit Baumaßnahmen, Fahrzeugen und Lehrmaterial. Die Studierenden der Forstschule beklagten, dass sie nach abgeschlossener Ausbildung kaum Arbeitsplätze in der Forstverwaltung fänden.

Finnland fördert mit € 20 Mill. ein privates Forstprogramm im Südlichen Hochland. Bei dem 16 Jahre laufenden Projekt sollen Gruppen von Landwirten schnell wachsende Bäume wie Teak und Fichte für kommerzielle Verwertung pflanzen und betreuen. Sie erhalten dazu Ausbildung und Setzlinge. In der ersten Phase bis 2017 sollen 1.500 ha bepflanzt werden.

Arusha Times 09.09.14; Citizen 27.06.14; DN 05.02.; 03.03.; 02.05.; 03.,08.,09.07.: 01.08.14; Guardian 03.04.; 13.,27.05.; 01.06.14; UNEP 26.06.14

Gewässerschutz

In der Region Manyara wurden der Babati-, der Burunge- und der Basoutusee von Dezember bis Juni für Fischer und Touristen gesperrt, um eine Erholung von Flora und Fauna zu ermöglichen. Der Babatisee ist nur von August bis Dezember zugänglich. Der Distriktchef erinnerte die Fischer daran, dass Gift und engmaschige Netze strikt verboten sind.

Das von der EU finanzierte SmartFish Projekt hat in den letzten beiden Jahren das Dynamit-Fischen an der tansanischen Küste bekämpft. Dabei wurden 300 kg Dynamit und 50 Boote beschlagnahmt und die Schuldigen vor Gericht gestellt.

DN 08.07.; 04.08.14

Technische Maßnahmen

Anfang 2015 wird der Schwefelgehalt in Treibstoffen von 500 ppm auf 50 ppm gesenkt.

Das Anwälte-Umwelt-Team (LEAT) will erreichen, das bleihaltige Farben verboten werden. Das Team hatte schon das Verbot bleihaltigen Benzins durchgesetzt.

Der Nationale Umweltrat hat empfindliche Gebiete markiert, in denen keine Öl- oder Gasförderung erlaubt sein soll.

Eine Firma in DSM bietet für TZS 70.000 eine Sparvorrichtung für Gas an, die den Verbrauch um 40% verringert. Damit wäre Flüssiggas in der Stadt preisgünstiger als Holzkohle.

Die japanische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit übergab der Kilimanjaro Industrieentwicklungsgesellschaft eine neuartige Brikettpresse. Damit kann man Brennmaterial für Haushalte aus Abfällen wie Sägespänen, Reisspreu oder Stroh (zum Ersatz für Holzkohle) herstellen

Eine chinesische Firma sammelt und verarbeitet in DSM monatlich 700 t Plastikflaschen zum Recycling in China. In DSM fallen täglich 2500 t Abfall an, die nur zum Teil entsorgt werden können.

DN 25.12.13; 03., 31.03.; 25.04.; 05., 21.05.14

Umweltschutz-Organisationen

(In Auswahl, soweit in dieser Ausgabe verwendet)

Citizen 01.06.14; DN 03.02.; 02.05.14; Guardian 25.01.; 03.04.; 13.05.; 09.06.; 19.07.14;