Thema: Bildung und Ausbildung I: Ausstattung und Lehrkräfte - 01/2017

Aus Tansania Information
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Infrastruktur und Ausstattung

Wegen des starken Andrangs bisher nicht erfasster Schüler fehlen Klassenräume. Die Distrikts- und Stadträte sollen für die Vorschüler/innen in kurzer Zeit mehr als 1000 Räume bauen. Auf den Inseln fehlen in Grund- und Sekundarschulen 1.400 Klassenzimmer, sowie 33.000 Schulbänke. In den meisten Klassenräumen drängen sich etwa 80 Kinder. Präsident Magufuli zeigte sich befriedigt darüber, dass bereits in 25 Distrikten und Städten die Bänke für Grundschulen und in 46 Verwaltungseinheiten diejenigen für Sekundarschulen ausreichten. In manchen Schulen müssen die Bänke wegen fehlender Klassenräume im Freien aufgestellt werden.

Der Generalsekretär der Lehrergewerkschaft bedauerte, dass die von Präsident Kikwete durchgeführte Kampagne „Jeder Sekundarschule ihr Labor“ nur höchst unzureichende Ergebnisse erbrachte. Bei der Konstruktion seien Lehrer und Fachleute nicht einbezogen worden. Daher habe man nun einfache Räume ohne Büro und verschließbaren Lagerraum. Die meisten Schulen hätten ohnehin noch keinerlei Material erhalten und verfügten auch nicht über den erforderlichen Labortechniker. Die allermeisten gemeinde-eigenen Sekundarschulen hätten auch keine Lehrkraft für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Daher könnten fast nur Schüler, die massiv Privatunterricht erhielten, die Prüfungen bestehen.

Die Kisimiri Secondary im Arumeru-Distrikt platzierte sich als beste Schule in den Abiturprüfungen, hat aber große Schwierigkeiten mit Hyänen, Löwen, Leoparden (?), Büffeln und Elefanten aus dem nahen Arusha-Nationalpark. Die Schule erhielt ein Geschenk von 2,5 km Maschendraht, benötigt aber 10 km für ihr gesamtes Areal.

Die Regierung stellte TZS 13 Mrd. für den Latrinenbau in Primar- und Sekundarschulen bereit. Damit soll die Vorgabe von 25 Knaben, bzw. 20 Mädchen pro Einheit erreicht werden. In den Grundschulen wird bisher ein Durchschnitt von 54 bzw. 52 erreicht; in den Sekundarschulen 25 bzw. 23.

Die Mobilfunk-Firma Tigo versorgte 31 öffentliche Sekundarschulen mit Computern. Sie sollen den Mangel an Lehrbüchern ausgleichen, Meinungsvielfalt fördern, das Lerninteresse stimulieren und mit der elektronischen Datenverarbeitung vertraut machen.

Eine EDV-Firma hat ein spezielles Verwaltungsprogramm für Lehrer und Schulen entwickelt, das viel Zeit einsparen soll. Es trägt den poetischen Namen Ubuyu (Samen des Affenbrot-Baumes).

Die Online-Plattform www.shuledirect.co.tz bietet Lehrstoffe, Lehrbücher und Diskussionsforen. Die Registrierung ist kostenlos. Gegen eine wöchentliche Gebühr bietet Tigo Zugang zu diesen Inhalten über Mobiltelefon. Das internationale Portal www.edmodo.com fördert die Vernetzung von Schülern, Eltern und Lehrern. 20% der 16.343 Primarschulen nutzen mit unterschiedlichem Erfolg Internetprogramme für den Unterricht.

Das Bildungsministerium vernichtete 2,8 Mill. Lehrbücher der 1. und 2. Grundschul-Stufe, weil sie zu viele Fehler enthielten. Premier Majaliwa verbot Privatfirmen Entwicklung und Druck von Lehrbüchern, um deren Qualität zu sichern. Für den Druck von Lehrbüchern aller Schularten stellt der UNICEF $ 27 Mill. zur Verfügung.

Citizen 06.10.15; 26.07.; 19.,21.11.16; DN 13.04.; 31.05.; 22.07.; 05.11.; 03.12.16; Guardian 20.03.; 27.07.; 14.08.16

Lehrkräfte

Die UNESCO erwartet für 2030 einen Bedarf von 406.000 Lehrkräften In Tansania. Derzeit kommen im Landesdurchschnitt 45 Schüler auf eine Lehrperson. Kritisch ist die Lage in abgelegenen ländlichen Gebieten. Im Serengeti-Distrikt kommen auf eine Lehrkraft 130 Schüler. Manche Lehrer resignieren und erscheinen kaum noch zum Unterricht. Andere treten ihre Stelle gar nicht erst an, wenn sie dort hin versetzt werden, zumal kaum Lehrerwohnungen vorhanden sind.

Die Lehrergewerkschaft TTU warnte vor einer Welle von demotivierten Lehrkräften angesichts schlechter Bezahlung, Gehaltsrückständen und miserablen Wohn- und Arbeitsbedingungen. Nach einem Bericht von Repoa (www.repoa.or.tz) und Weltbank war nur die Hälfte der Primarschul-Lehrer regelmäßig in ihrer Klasse anzutreffen (Erhebung von 2014). Nur 1/5 der Lehrkräfte für Englisch und Mathematik beherrschten ihr Fachgebiet zu 80%. Das „African Research Consortium“ (AERC) fand, 60% aller Lehrer hätten keine didaktischen und völlig unzureichende Fach-Kenntnisse. Hinzu kommen erhebliche Defizite bei Fachaufsicht, Kontrolle und Fortbildung der Lehrer. Laut AERC-Bericht verlieren die Schüler mehr als die Hälfte der geplanten Unterrichtszeit.

Trotz hoher Studierenden-Zahlen sind 57% der Lehrerstellen für Naturwissenschaften unbesetzt. Nicht wenige Pädagogen mit sehr kostspieligem Hochschulabschluss („degree“) arbeiten nicht im Schulwesen, da sie ihr Gehalt im Vergleich mit Juristen oder Buchhaltern lächerlich finden. Trotz stark gestiegener Schülerzahlen bestand 2016 ein Einstellungsstopp für Lehrer, der nach Abschluss der Überprüfungen aufgehoben werden soll.

Die 35 Lehramts-Colleges verzeichnen einen Studierenden-Rückgang um 50 bis 75%. Fast nur Anwärter mit schwachen Schulzeugnissen nehmen eine Lehrerausbildung auf. Die Diplomlehrgänge für Primarschul-Lehrer, die auf der Mittleren Reife aufbauten, werden wieder eingestellt [s.o. Niveau-Probleme].

Citizen 17.04.; 01.06.; 14.11.; 26.12.16; Guardian 15.03.; 16.04.; 13.05.16; DN 01.10.16