Thema: Bildung und Ausbildung II: Schulen, Hochschulen: Sekundarschulen - 02/2017

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Leistungen

An der Abschlussprüfung („A-level“) nahmen 2016 knapp 75.000 Sekundarschüler teil, 63% männlich, 37% weiblich. 98% bestanden; 25 Kandidaten wurden ausgeschlossen, weil sie mit Mobiltelefonen ihre Ergebnisse aufbessern wollten. Das Notensystem umfasst nun 7 Stufen: A=80-100%, B=70-79, C=60-69, D=50-59, E=40-49, S=35-39, F=0-34%. Erstmals waren wieder vier staatliche Schulen unter den ersten Zehn, außerdem Feza Boys und Girls [s.u. Privatschulen], sowie kirchliche Schulen. Unter den 10 schwächsten Secondaries waren sechs sansibarische Schulen.

Auch beim Examen zur Mittleren Reife (Form IV) dominierten private Schulen: keine staatliche Einrichtung schaffte es unter die ersten 10. Die Regionen Mwanza und DSM glänzten mit je drei Spitzen-Sekundarschulen. 68% schlossen Form IV mit „Bestanden“ ab, aber nur 25% erreichten die Notenstufe 1,2 oder 3. In Mathematik bestanden nur 17%. Derzeit fehlen 13.480 Mathe-Lehrer. Nachdem die Überprüfung der staatlichen Angestellten abgeschlossen ist, können demnächst wieder neue Lehrkräfte eingestellt werden. Fachlehrer für Mathematik sollen dabei Vorrang haben.

Bei den Zwischenprüfungen der 4. Grundschul- und der 2. Sekundarschul-Klassen glänzten die Mädchen mit 9 bzw. 8 unter den 10 besten Prüflingen. Die meisten Spitzenschülerinnen besuchen Privatschulen. Eine Kommission des TZ Education Network wurde eingesetzt, um die katastrophalen Ergebnisse der Mtwara-Region zu analysieren. 9 der 10 schlechtesten Schulen liegen in dieser Region.

Citizen 19.02.16; 17.01.17; DN 18.01.17; Guardian 20.02.;16.07.; 22.12.16

Probleme, Lösungsansätze

Nach wie vor leiden Sekundarschulen an schweren Mängeln der Primar-Bildung. Im Butiama-District klagen Schulleiter über Schüler, die zugelassen wurden, obwohl sie weder lesen noch schreiben können. „Sie sind eigentlich typische Vorschul-Kandidaten“.

Andererseits können geeignete Kinder ihre Sekundarschul-Bildung nicht aufnehmen, weil ihre Eltern kein Verständnis dafür haben. So beklagte die Bildungsbeauftragte des Mpapwa-Distrikts, dass 330 Kinder, darunter viele Mädchen, nicht an den ihnen zugewiesenen Schulen erschienen.

Im Distrikt Nachingwea (Lindi-Region) registrierten sich von 2.070 für Form I zugelassenen Schülern nur 451. Die Distrikt-Kommissarin führt dies auf nachlässige Eltern zurück, die Eltern beklagen ausstehende Zahlungen der Cashew -Behörde, ohne die sie keinen Schulbedarf kaufen könnten. Auch im Manyoni-Distrikt (Singida-Region) erschienen nur 31% der Form I-Schüler, 1067 fehlten.

Regelmäßig kritisiert die Presse veraltete Lehrpläne und -methoden, die auch erfolgreichen Schülern wenig für den Lebensalltag vermitteln [vgl. TI Jan. 17, SS. 8, 9]. „Was nützt die Kenntnis aller afrikanischen Freiheitsbewegungen, wenn man aus Unwissenheit an Cholera oder Malaria leidet oder stirbt?“; „Wer den exakten Aufbau einer Zelle kennt, kann sich deshalb noch nicht um einen Kredit oder Arbeitsplatz bewerben“; „Voll agrochemischen Wissens können junge Leute kein einfaches Glashaus für Gemüse bauen“. Ein über WhatsApp verbreitetes Video zeigt einen jungen Mann, der die Bildungsbürokraten verklagen will, weil sie 100 Jahre alte Methoden verwenden, alle Kinder über einen Kamm scheren und in Prüfungen bewerten, „ob Fische auf Bäume klettern können“.

Laut Bildungsministerium bestanden während der letzten 10 Jahre durchschnittlich nur 20% die Prüfungen in Mathematik. Dem will man mit dem interaktiven elektronischen Lernprogramm „Hey Math“ (www.heymath. com) begegnen. Es soll die Schüler aktivieren und den Lehrern mehr Zeit zur individuellen Förderung geben. Im laufenden Jahr will das Ministerium 4.128 neue Lehrer für Naturwissenschaften einstellen. 1.650 Schulen erhalten komplett ausgestattete Schul-Labore. Für musische und geisteswissenschaftliche Fächer seien genügend Lehrer vorhanden. Generell sollen Lehrkräfte in Zukunft nach pädagogischer Leistung eingestuft werden nicht wie bisher nach Dienstalter.

Sekundarschüler müssen jetzt bis zur Mittlereren Reife (Form IV) naturwissenschaftliche Fächer belegen. Bisher wählten Viele die als schwierig geltenden mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer ab.

Der Minister für lokale Verwaltung berief die Direktoren von Problem-Schulen ein. Er führte schwache Leistungen auf unfähige Lehrkräfte zurück, die teilweise mit Hilfe gefälschter Diplome eingestellt worden seien, bzw. Zweitberufe ausübten. 2016 brach in insgesamt 18 Sekundarschulen, davon 17 staatlichen, Feuer aus, die große Sachschäden, auch am Eigentum von Schülern, verursachten.

Eine Elektronik-Firma bietet ein Kommunikationssystem zwischen Schule und Erziehungsberechtigten an. Gegen TZS 300/Monat erhalten Letztere monatliche Berichte und Hinweise, wenn ihr Kind die Schule schwänzt, was in den Städten häufig vorkommt. Das System setzt allerdings voraus, dass die Lehrkräfte die relevanten Daten pünktlich einpflegen. Nach dem letzten Weltbank-Bericht wurden 37% der Lehrer nicht an ihrem Arbeitsplatz angetroffen.

Von knapp 400.000 Kandidaten bestanden 90.380 die Aufnahmeprüfung für die zweite Stufe der Sekundarschule (Form V). 24.528, davon 6.789 Mädchen, können jedoch erst später einen Schulplatz finden, weil Klassenräume in den 373 staatlichen Secondaries fehlen. Auch die Sekundarschul-Anfänger (Form I) müssen sich auf Verzögerungen einstellen. Ihre Zahl hat sich gegenüber 2015 verdoppelt. So fehlen in der Arusha-Region 118 Klassenräume und 213 Labore, in Dodoma 550, in Mwanza 923 Kassenräume. Landesweit fehlen 5.047 Labore für Chemie- und Physikunterricht.

Citizen 09.03.; 22.04.; 25.06.16; 08.11.16; 09.,17.,18.01.17; DN 07.08.16; 10.,11.,14.,16.01.17;

Chinesisch an Sekundarschulen

Die chinesische Sprache soll zukünftig an Sekundarschulen gelehrt werden. Zur Zeit läuft ein Pilotprogramm an sechs Schulen in Dar-Es-Salaam, Dodoma und Morogoro. Chinesische Pädagogen haben bereits eine Lehrmethodik ausgearbeitet. Einheimische Lehrkräfte werden am Konfuzius-Institut der Universität Dodoma ausgebildet.

DN 04.01.16; Guardian 29.02.16