Thema: Frauen und Männer: Männer: Rollenmuster und Probleme - 04/2016

Aus Tansania Information
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Familienplanung - Vaterschaft

Auf Sansibar lehnen vor allem Männer jede Familienplanung ab, meist unter Berufung auf religiöse Gründe. Frauen wagen fast nie eine Diskussion darüber, aus Angst, verstoßen zu werden. Ein islamischer Gelehrter sagte, der Islam erlaube sehr wohl zweijährige Abstände zwischen Geburten.

Die Mwanza-Region bemüht sich in Zusammenarbeit mit der Marie Stopes Stiftung um ein gemäßigtes Bevölkerungswachstum. Derzeit werden nur etwa 10% von Beratungsprogrammen erreicht, wobei sich Frauen interessierter zeigen als Männer. Da die unter 18-Jährigen mehr als die Hälfte der rapide wachsenden Bevölkerung ausmachen, will man besonders junge Männer auf verantwortliche Elternschaft ansprechen.

Marie Stopes teilte mit, dass sich etwas mehr Männer für eine Vasektomie entscheiden (163 in 2014), allerdings liegt ihre Zahl immer noch im Promille-Bereich. Haupthindernis sei der Mangel an qualifiziertem medizinischen Personal.

Ein schwedischer Experte trat Medienberichten entgegen, Oktopus-Suppe beseitige Potenz-Probleme. Angebliche Erfolge beruhten auf illegal beigemischtem Viagra, was die Gesundheit eher gefährde.

Zunehmend werden DNA-Tests in Auftrag gegeben, um Vaterschafts-Streitigkeiten zu klären. 2015 erwiesen sich nur 51% der Männer, die einen Test beauftragt hatten, als biologische Väter der entsprechenden Kinder. Die Kosten des DNA-Tests wurden von TZS 800.000 auf 100.000 gesenkt. DNA-Tests werden zunehmend auch bei Vergewaltungs- und anderen Kriminalfällen angewandt. Die Gesundheitsministerin beauftragte die Nationale Chemie-Agentur, alle Neugeborenen mit ihren Erbgut-Informationen in einer Datenbank zu erfassen.

Citizen 27.01.16; DN 31.08.14; 18.03.; 22,12.15; Guardian 12.02.14; 01.03.15; 12.02.16

Männliche Rollenmuster

Die lutherische Koordinatorin für Rechtsberatung in der Nordwest-Diözese warnte Ehemänner vor Gewalthandlungen. Viele misshandelte Frauen verschafften sich Pflanzenmischungen von traditionellen Heilern und Zauberern, um rabiate Männer zu beruhigen. Dies führe leicht zu Impotenz.

Medizinische Experten wiesen darauf hin dass Unfruchtbarkeit entgegen traditioneller Auffassung ebenso ein männliches wie ein weibliches Problem sein könne. Ein Professor am der Muhimbili-Universität hält gar 80% der Tansanier für zeugungsunfähig. Fertilitätsprobleme sollten daher keinesfalls allein den Frauen zugerechnet werden.

Traditionelle Denkmuster müssen sowohl bei Frauen wie bei Männern überwunden werden. So hielten es 54% der befragten Frauen, aber nur 38% der Männer für berechtigt, dass Ehemänner ihre Frauen bei bestimmten Vergehen schlagen.

Bei einem Seminar auf Sansibar wiesen weibliche und männliche Teilnehmende darauf hin, dass nach der Tradition der Inseln Männer ihre Frauen zuvorkommend behandelten, ihnen Haus- und Einkaufsarbeiten abnähmen und ihnen beim Anstehen Vorrang einräumten. Gewaltanwendung gegen Frauen habe nichts mit der Kultur der Inseln zu tun.

Bei einem Seminar von „MenEngage“ Tanzania waren sich vor allem die jüngeren Teilnehmer einig darin, ihre schwangere Partnerin zu unterstützen. Sie fürchteten jedoch den Spott der Kollegen, die unterstellten, die Gattinnen hätten ihre Männer behext. Die Gesellschaft müsse daher entsprechend aufgeklärt werden.

80% der Mitglieder von dörflichen Genossenschaften (VICOBA) sind Frauen. Obwohl viele Männer beschäftigungslos sind, zögern sie, Kooperativen beizutreten. Manche fürchten endlose Diskussionen, andere wollen sich nicht verbindlich festlegen.

Eine Studie in der Bukoba-Region erhob, dass Männer durchschnittlich 1.800 Jahresstunden in der Landwirtschaft arbeiten, Frauen dagegen 2.600 Stunden, und zwar zusätzlich zur Hausarbeit. Dies bedeutet, dass ihr Arbeitstag etwa 15 Stunden hat. Es ist daher ineffizient, wenn die Förderung der Landwirtschaft meist auf Männer abzielt. So vergrößerte die Einführung von Traktoren zwar die bearbeiten Flächen, verschob aber auch mehr Arbeitslast auf die Frauen, die statt 55% nun 68% der Arbeit zu leisten hatten, da ihnen das zeitraubende Jäten obliegt.

DN 07.03.; 03.04.; 07.05.; 12.10.; 25.11.14; Guardian 30.08.14; 26.03.16

Initiativen

In Sumbawanga erwiesen sich die Programme „Tansanische Männer als Partner“ und „Men Engage“ als erfolgreich. Männer wagen es nun, ihre Frauen zur Klinik zu begleiten und lassen sich für aktive Familienplanung gewinnen. Ähnliche Projekte laufen seit 2010 mit Hilfe des Schwedischen Vereins für Sexualerziehung in Rukwa und Singida. Vor allem junge Männer interessieren sich für Information zu Familienplanung und Krankheits-Prävention. Die Zahl der HIV-Infektionen und Frühschwangerschaften gehe deutlich zurück. Häusliche Gewaltakte seien um 58% reduziert worden. „MenEngage“ ist seit 2006 in 15 afrikanischen Ländern tätig.

Die Regierung fordert Männer auf, sich beschneiden zu lassen, da dies die Wahrscheinlichkeit einer AIDS-Infektion reduziert. In den einzelnen Regionen wurden Beschneidungsraten von 7 bis 16% erreicht. Die Kampagne wird von USAID finanziert.

AlertNet 08.08.14; Citibank 01.05.14; DN 30.05.14; 19.02.; 25.04.15