Thema: Gesundheitswesen II: Massnahmen und Planungen - 06/2016

Aus Tansania Information
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Investitionen, Organisation, Kontrolle

Die Regierung Magufuli hat erkannt, dass im staatlichen Gesundheitswesen Reformen und Investitionen anstehen. Das Budget 2015/16 für den Kauf von Medikamenten und Ausrüstung stieg von TZS 41 auf 251 Mrd.; insgesamt sollen TZS 320 Mrd. (zusätzlich zu den laufenden Ausgaben von TZS 279 Mrd.) in das staatliche Gesundheitssystem gesteckt werden. Der MSD beziffert den Investitions-Rückstau auf TZS 520 Mrd.

Die Nationale Krankenversicherung (NHIF) bietet in der Kilimanjaro-Region eine Versicherung für Kinder an (TZS 50.000 / Jahr). Damit können Kinder unabhängig von ihren Eltern (Waisen, Verwandte) alle Behandlungskosten absichern. Die übliche Familien-Krankenversicherung umfasst die Eltern und bis zu vier Kinder. Der NHIF bietet nun auch Policen für selbständige Bauern und Viehhalter an. Etwa 70.000 sichern sich so gegen Krankheitsrisiken ab. Sie zahlen eine monatliche Prämie von TZS 20.000. Etwa 8 Mill. Tansanier/innen sind beim NHIF versichert. Der Fonds unterhält eine eigene Abteilung für seine Mitglieder am Muhimbili-Krankenhaus in Dar-Es-Salaam. Die Gesundheitsministerin kündigte ein Gesetz an, das alle Tansanier verpflichtet, der Krankenversicherung beizutreten.

Der lutherische Altbischof von Moshi gründete die „Bishop Martin Futaeli Shao-Stiftung“. Sie soll armen Familien medizinische Behandlung ermöglichen, vor allem Herzoperationen für Kinder mit angeborenen Herzfehlern.

In Zusammenarbeit mit den Niederlanden sollen alle regionalen Überweisungskrankenhäuser binnen Jahresfrist moderne Röntgengeräte und Computertomographen erhalten. Die vorhandenen Maschinen sind oft außer Betrieb, so dass Patienten auf teure private Einrichtungen angewiesen sind.

In Mtwara wird z.Zt. ein neues Überweisungskrankenhaus für die südliche Zone (Regionen Lindi, Mtwara, Ruvuma) errichtet. Sieben solche gut ausgestatteten zonalen Kliniken sind geplant. Vier existieren bereits: Mbeya (Südliches Hochland mit Iringa, Katavi, Mbeya, Njombe, Rukwa, Songwe); Lugalo (DSM, Küstenregion, Morogoro); Bugando (Seenzone mit Geita, Kagera, Mara, Mwanza, Shinyanga, Simiyu) und KCMC Moshi (Nördliche Zone mit Arusha, Kilimanjaro, Manyara, Tanga).

Das seit 1915 bestehende Mount Meru Hospital in Arusha wird bis 2018 zu einem modernen regionalen Überweisungskrankenhaus (600 Betten) ausgebaut. Es erhält zusätzliche Stationen wie Notaufnahme, Intensivbehandlung, bildgebende Diagnostik und sogar eine VIP-Station für Staatsgäste. Derzeit besuchen jährlich 1,6 Mill. Patienten das Mount Meru Hospital.

Die Gesundheitsministerin will Infusionen künftig im Land herstellen lassen. Derzeit importiert das MSD (Staatsapotheke) noch 80% aller Medikamente und medizinischen Geräte. Inzwischen sind etwa 80% aller vom MSD verteilten Medikamente zum Schutz vor Diebstahl mit einem Emblem der Regierung (GOT – Government of Tanzania) markiert, und zwar nicht nur die Packungen, sondern jede einzelne Tablette.

Mit finanzieller Unterstützung der USA und Fachleuten der Johns Hopkins University führten 46 Gesundheitseinrichtungen 2015 spezielle Maßnahmen zur Infektionsvorbeugung und -Bekämpfung durch. Dabei steigerten die beteiligten Überweisungskrankenhäuser ihren Hygienestandard von 31 auf 64%, die Distriktskrankenhäuser von 30 auf 51%, die sansibarischen Einrichtungen verbesserten sich von 20 auf 40% der geforderten Standards. Besonders zeichneten sich die Überweisungskrankenhäuser Amana, Bukoba, Mount Meru und Morogoro aus.

Citizen 12.06.15; 27.01.; 14.04.; 06.05.16; DN 17.04.; 07,31.08.15; 12.,13.01.; 01.,03.05.16; Guardian 28.08.15;

Schmerztherapie

Der UN-Ausschuss für Betäubungsmittel-Kontrolle (INCB) empfahl der tansanischen Regierung, ihre extrem restriktive Einstellung zu in der Schmerz- und Palliativ-Medizin gebräuchlichen Narkotika wie Morphium zu lockern. Todkranken sollte eine effektive Schmerzbehandlung ohne bürokratische Verzögerung gewährt werden. Das Gesundheitsministerium bestätigte, dass es auch Cannabis-Produkte nicht für medizinische Zwecke zulassen werde. Tansania verfolgt eine harte Linie im Umgang mit Betäubungsmitteln, weil es als eine Drehscheibe des illegalen internationalen Drogenhandels gilt.

Citizen 05.03.; 26.05.15

Vorbeugung

Die Ecobank-Stiftung finanziert ein dreijähriges Fortbildungsprojekt für Ärzte zu Erkennung, Vorbeugung und Behandlung von Tuberkulose, HIV und Malaria mit Experten aus Westafrika und London. 600 Ärzte werden zu Multiplikatoren ausgebildet.

Das Ngurdoto Forschungszentrum arbeitet an einer solarbetriebenen Anlage zur Reduktion von Fluor im Trinkwasser. In den Regionen Arusha, Kilimanjaro, Manyara, Mwanza und Singida treten überhöhte Fluorwerte im Trinkwasser auf.

Die Kommission für Wissenschaft und Technologie führt ein dreijähriges Programm zur Tsetse-Bekämpfung mit Pheromon-Fallen in Südtansania durch. Tsetse-Fliegen übertragen die sogenannte Schlafkrankheit auf Menschen und Nutztiere.

Nach einer Dengue-Fieber-Epidemie Anfang 2014 interessiert sich Tansania für einen neuen, von Sanofi, Frankreich, entwickelten Impfstoff. Er ist in Brasilien und den Philippinen bereits zugelassen, allerdings für Kinder weniger geeignet.

Die geplante Anreicherung von Maismehl und anderen Grundnahrungsmitteln mit Eisen, Zink und A- / B-Vitaminen kommt nur langsam vorwärts, da viele kleine Maismühlen nicht die erforderliche Ausstattung haben. Erfolgreicher verlief die Anreicherung von Weizenmehl und Speiseöl; diese Nahrungsmittel werden von einigen großen Herstellern erzeugt, die bereits Dosiergeräte installiert haben. Besonders die humanitäre Organisation World Vision setzt sich für diese Form der Gesundheitsförderung, vor allem bei Kindern, ein.

DN 24.09.15; 03.01.16; Guardian 16.04.14; 23.05.; 27.08.; 30.09.15; 15.02.16

Medizinisches Personal

Zur Zeit kommt auf 10.000 Tansanier eine Pflegefachkraft (andere Quelle: 5,2/10.000). Das Gesundheitsministerium räumte ein, dass nur etwa die Hälfte der erforderlichen Fachkräfte vorhanden seien. Noch im Finanzjahr 2016/17 sollen 10.000 neue Gesundheitsarbeiter eingestellt werden.

Der stellvertretende Gesundheitsminister eröffnete eine neue Ausbildungsstätte der Aga Khan Universität für Pflegekräfte und Hebammen. Die Einrichtung wurde von Deutschland finanziert und bietet einen Bachelor-Abschluss in Geburtshilfe.

Die Universität DSM eröffnete eine „Schule für Gesundheitswissenschaften“ mit 150 Studienplätzen für medizinische Doktoren. - Die „Muhimbili Universität für Gesundheit und verwandte Wissenschaften“ hat z. Zt. 3.500 Studienplätze für medizinisches Personal. In naher Zukunft sollen es 15.000 werden.

Das Gesundheitsministerium entwickelt neue Verträge für ärztliches und Pflegepersonal in ländlichen Gebieten. Dieses muss sich verpflichten, drei bis fünf Jahre am Einsatzort auszuharren. So will man dem akuten Kräfte-Mangel in abgelegenen Gebieten abhelfen. Verbesserte Arbeits- und Lebensbedingungen sollen den Einsatz in ländlichen Regionen attraktiver machen. Fachärzte sollen auch gegen ihren Willen zur Arbeit in unbeliebten Gebieten verpflichtet werden können.

Der „Rat für Pflege und Geburtshilfe“ (TNMC) richtete mit Hilfe von Fachleuten der amerikanischen Winona State University eine Datenbank ein. Sie erfasst alle Fachpersonen mit ihren dienstlichen Daten und ihrer Fortbildung. Die Datenbank soll eine kontinuierliche Weiterbildung fördern und den sinnvollen Einsatz erleichtern.

Citizen 14.11.15; 04.02.16; DN 07.12.15; 12.01.; 02.,05.04.16; Guardian 30.01.; 03.04.16

Spitzenmedizin

Das KCMC in Moshi erhielt 2014 einen wichtigen Preis des British Medical Journal für hervorragende Leistungen in der minimal-invasiven Chirurgie. Spezialisten der lutherischen Klinik waren in England ausgebildet worden und bilden nun tansanische Kollegen weiter. Das KCMC richtet 2016 eine nephrologische Spezialabteilung ein.

Im „Jakaya Kikwete Cardiac Institute“ (JKCI) werden tansanische Kardiologen von Spezialisten aus England, Indien, Saudi Arabien, den USA und den Vereinigten Emiraten ausgebildet. Sie lernen, Löcher in Herzklappen zu beseitigen (vor allem bei Kindern) und verschlossene Coronargefäße mit Stents wieder durchgängig zu machen. Dabei werden minimalinvasive Techniken angewandt ohne den Brustkorb zu öffnen. Acht solche Einsätze sollen 2016 stattfinden. Die Kosten trägt die islamische Al Muntada-Stiftung in London. Eine Herzoperation in Tansania kostet etwa TZS 8,5 Mill. (€ 3.400), während sie in Indien € 10.000 plus Flugkosten erfordern würde. Tansania schuldet indischen Kliniken TZS 28 Mrd. für dort ausgeführte Operationen, meist am Herzen.

Herz-Probleme werden häufig durch Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes und Fettleibigkeit verursacht. Wo Menschen mit Tieren auf engem Raum zusammen leben, werden auch eingeatmete Erreger verantwortlich gemacht. Der JKCI-Chef ermahnte die Mütter, ihre Kinder rechtzeitig impfen zu lassen, um durch Virus-Infektionen verursachte Herzfehler zu vermeiden. 500 Kinder mit Herzproblemen stehen auf der OP-Warteliste. Eine Hindu-Organisation finanzierte die Operation von 101 Kindern. Das JKCI hat drei Operationssäle und 14 Intensivpflege-Betten. 2015 wurden 206 Herzoperationen durchgeführt, davon an 85% Kindern. Mit einem 4D-Echokardiagramm können auch Herzklappenfehler an Ungeborenen diagnostiziert werden.

Auch das Medizinische Zentrum Bugando (BMC - Mwanza) kann Herzoperationen zu erschwinglichen Kosten ausführen. Zukünftig will es auch neurochirurgische Operationen und solche am Urogenitaltrakt, sowie an der Wirbelsäule anbieten. Das BMC entwickelte einen Zehnjahresplan mit einem Budget von TZS 952 Mrd. mit den Schwerpunkten Spitzenmedizin, Forschung und Lehre, Aus- und Fortbildung, Vorbeugung, Katastrophenmedizin und qualifizierte Verwaltung. Herausforderungen sieht der Klinikchef gegenwärtig in mangelhafter Führung und Verwaltung, steigerungsfähiger Motivation und unzureichender staatlicher Unterstützung.

Das von der katholischen Bischofskonferenz (TEC) getragene Lehrkrankenhaus BMC hat 950 Betten, 1.300 Mitarbeitende und unterhält Schulen für Pflege-Personal, Pflege-Ausbilder, Anästhesisten und Hilfsärzte. Es ist Überweisungskrankenhaus für das Seengebiet mit etwa 16 Mill. Einwohnern. Jährlich werden 209.000 Patient/innen ambulant und 94.000 stationär behandelt. Internationale Partner hat das BMC in den USA, England, Japan und Deutschland (missio Würzburg).

An der Universität Dodoma wurde das „Benjamin Mkapa Hospital“ eröffnet. Es ist auf die Behandlung von Nierenerkrankungen spezialisiert und das Dritte seiner Art in Afrika. Das Krankenhaus hat 40 Dialyse-Plätze und bereitet sich darauf vor, in naher Zukunft Nieren zu transplantieren. Dadurch sollen die hohen Kosten von Operationen im Ausland reduziert werden. Das Muhimbili-Hospital (MNH) will 2016 die ersten Nierentransplantationen durchführen. Das „Arusha Lutheran Medical Centre“ erhielt Dialyse-Geräte aus Indien, um etwa 30 chronische Nierenpatienten zu behandeln.

Die Muhimbili-Universität eröffnete ein „Exzellenz-Zentrum für Herz-Kreislauf-Wissenschaften“ auf einem neuen Campus in Mlonganzila, nahe Dar-Es-Salaam. Es soll Fachärzte für Behandlung von und Vorbeugung gegen kardiovaskuläre Erkrankungen ausbilden. Allerdings erweist es sich als schwierig, ausgebildete Spezialisten im Land zu halten. Nicht Wenige folgen besser bezahlten Angeboten im Ausland.

Citizen 19.12.14; 01.06.15; 11.09.15; 09.01.; 11.02.; 03.,11.03.16; DN 30.09.14; 23.04.; 13.11.15; 02.01.; 05.05.16; Guardian 11.,12.09.; 15.10.15