Thema: Landwirtschaft I: Statistisches, Landwirtschaftspolitik - 09/2016

Aus Tansania Information
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Laut Landwirtschaftsministerium verfügt Tansania über 43 Mill. ha Ackerland, wovon bisher 10,8 Mill. ha genutzt werden. 78% (65,5%) der tansanischen Bevölkerung leben in und von der Landwirtschaft [Zahlen in Klammern: andere Quellen]. Diese erbringt aber nur 26% (24%; 29%) des Bruttoinlandsprodukts, sowie 95% (100%, 125%) der benötigten Nahrungsmittel, 30% der Exporte und 65% der Rohstoffe für lokale Fabriken.

Das jährliche Wachstum der tansanischen Landwirtschaft ging von 4% in 2014 zurück auf 2,2% in 2015. Es liegt damit weit unter dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum. Dieses liegt in TZ seit Jahren bei etwa 7% jährlich (das schnellste Wachstum zeigen die Sektoren Hoch- und Tiefbau, Telekommunikation, Banken / Versicherungen, Bergbau und Transportwesen).

Landwirtschaftspolitik

Die landwirtschaftliche Produktion wuchs von 10 Mill. t (2005) auf 16 Mill. t (2014). Die damalige Kikwete-Regierung suchte mit großen, von der Weltbank, der Afrikanischen Entwicklungsbank und vielen Geberländern unterstützten Programmen den Übergang von der Subsistenz- zu einer kommerziellen und mechanisierten Landwirtschaft mit starker Beteiligung großer Privatinvestoren. Die wichtigsten Programme laufen weiter:

  • Umfassendes Afrikanisches Landwirtschaftliches Entwicklungsprogramm der Afrikanischen Union (CAADP - http://www.nepad-caadp.net)
  • Investitionsplan für Landwirtschaft und Nahrungssicherheit (TAFSIP unter USAID)
  • Südlicher Landwirtschaftlicher Wachstumskorridor (SAGCOT – www.sagcot.com) [s.u. S.11 Industrielle Landwirtschaft]

Bis 2030 sollen im südlichen Korridor 350.000 h intensiv bewirtschaftet werden, 100.000 Kleinbauern sollen dann kommerzielle Betriebe führen. Dadurch sollen 420.000 Arbeitsplätze entstehen, die etwa $ 1,2 Mrd. jährlich zusätzlich generieren. Der private Sektor müsste dafür $ 2,4 Mrd. investieren.

Die aktuelle Regierung erhofft sich Produktionssteigerungen vor allem von größeren und mechanisierten Betrieben. Die „Kommission für Wissenschaft und Technologie“ (CoSTech) erwartet von Forschungen zu genmanipulierten Pflanzen verbesserte Resistenz geben Schädlinge und Wetterextreme, sowie erhöhte Produktivität. Einzelne zivilgesellschaftliche Organisationen treten dagegen für Familienbetriebe, partizipatorische Ansätze und nachhaltige Landwirtschaft ein. Dazu gehören:

Die britische Organisation „Global Justice Now“ warnt davor, dass allzu forsche Kommerzialisierung des Agrarsektors nicht Landbevölkerung und Nahrungsmittelproduktion fördere, sondern Großunternehmen, Landraub und Exporternten.

Die britische Regierung finanzierte ein Förderungsprogramm für den Getreidehandel in Ost- und Südafrika, das eine Online-Börse einschließt. Damit soll der Mais- und Getreideexport von Tansania und Uganda nach Kenia erleichtert werden. Kenia importiert bisher häufig Getreide aus Übersee.

Der Staatshaushalt reflektiert noch nicht die ehrgeizigen Pläne der Regierung. Während 2014/15 noch 7,2% für Landwirtschaftsförderung veranschlagt waren, waren es 2015/16 nur noch 4,9%; 2016/17 etwa 3,5%. Die Maputo-Erklärung der afrikanischen Staaten fordert 10% jährlich für die Landwirtschaft.

Nationale Reserve

Die Nationale Nahrungsmittel-Reserve (NF RA) stieg von 100.000 t (2005) auf 280.000 t (2015). TZ erzielte damit die höchsten Überschüsse in der SADC, gefolgt von Südafrika und Sambia. Während Mais exportiert werden konnte, müssen Zucker und gelegentlich Reis noch in bedeutenden Mengen importiert werden. Ausländische Erzeuger bieten Zucker und Reis deutlich billiger an als einheimische. 2015/16 gab die NFRA 400.000 t Nahrungsmittel frei. Sie wurden an Notstandsgebiete im In- und Ausland teils kostenlos, teils zur Preisregulierung zu subventionierten Preisen abgegeben.

Die Hilfen der NFRA werden in jüngster Zeit kritischer gesehen. Der Chef der MaraRegion kündigte an, keine Anträge auf Nahrungshilfe mehr anzunehmen. Die Region habe genug ungenutztes Ackerland und viel Wasser. Die Leute neigten dazu, Almosen zu erbitten anstatt zu arbeiten. Statt Cannabis sollten die Bauern Sonnenblumen, Kaffee und Bananen anbauen. Die Distrikte Rorya, Bunda und Butiama hatten häufig Nahrungshilfen erhalten. Auch Präsident Magufuli sagte auf seiner Besuchsreise in der Seenregion, Leute, die zu wenig Vorräte anlegten, könnten keine staatlichen Hilfen erwarten. Der Distrikt Morogoro-Land meldete ein Nahrungsmittel-Defizit von 90.000 t wegen Dürre und durch Viehherden verwüsteter Felder. Die Bauern wurden angewiesen, ihre Vorräte sorgfältig einzuteilen. Die NFRA kauft derzeit Mais für TZS 550 / kg an. Die Bauern verlangten, das bestehende Exportverbot für Mais aufzuheben, damit günstigere Preise erzielt werden könnten.

Business Times 27.06.14; Citizen 24.06.16; 20.,26.07.; 11.,13.,25.08.16; DN 03.04.14; 24.09.,30.10.15; 05.,13.05.; 22.,26.07.; 12.08.16; Guardian 13.08.15; 22.05.16; www.globaljustice.org