Uranabbau: zu Projekten, Bedenken und Einwendungen - 09/2011

Aus Tansania Information
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Bohrung, Prüfung

Uranium Resources begann am Mton-ya-Project mit Bohrungen.

Die Mantra Resources Company stellte fest, dass das Mkuju Uran Project (Namtumbo-Distrikt, Ruvuma-Region) in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht lebensfähig ist. Dort sei umfangreicher, kostengünstiger, langlebiger Uranabbau möglich. (Guardian 16.5.11; Citizen 7.6.11)

Diskussion

Am 25.5.11 fand in Dar-es-Salaam ein öffentliches Forum zum Thema Uranabbau in Tansania statt. In einem Vortrag wurden die sozialökonischen Auswirkungen dargelegt und diskutiert.

Einige Punkte (sehr gekürzt): Man rechnet mit 1.500 Arbeitsplätzen und einer Investitionssumme von 400 Mio. US$. Wirtschaftlichen Nutzen erwartet man in Form von Steuern, Tantiemen, verschiedenen Gebühren, ferner mit Beiträgen für soziale Einrichtungen für Bildung, Wasser- und, Gesundheitsversorgung.

Mit Uranabbau verbunden sind aber auch negative Auswirkungen, ökologische, gesundheitliche und soziale:

Zerstörung von Flora und Fauna, Verschmutzung der Luft, des Grund- und des Oberflächenwassers...

Ist der Uranabbau einst beendet, bleiben riesige Krater übrig. Die Erde ist wahrscheinlich radioaktiv belastet und deshalb für viele Jahre unbrauchbar...

Außerdem wird beim Uranabbau viel Wasser benötigt. Weil es schon jetzt knapp ist, könnten in der Bevölkerung Spannungen entstehen...

Eine der Gefahren für die Gesundheit ist, dass der radioaktive Staub vom Wind weit verbreitet werden kann...

Abbau in einem Wildschutzgebiet...

Uran kann für Waffen verwendet werden...

Wohin sollen wir gehen? Wegen der ernstzunehmenden Auswirkungen des Uranabbaus muss man bei der Entscheidung, ob man ihn erlauben soll, besonders vorsichtig sein. Kurzfristige finanzielle Gewinne sollten nicht wichtiger genommen werden als Ökologie, Gesundheit und soziale Kosten, die man nicht mit Geld begleichen kann... (Citizen 28.5.11)

Zum Abbau in einem Welterbegebiet

Das World Heritage Committee der UNESCO warnte davor, im Selous Wildschutzgebiet Uran abzubauen. Gegebenenfalls werde es auf die Liste der Welterbe in Gefahr gesetzt.

Trotz weltweiter Verurteilung durch Naturschützer, erlaubt es nun, im Selous Wildschutzgebiet, die Suche nach Uran zu beginnen, weil einige Bedingungen erfüllt werden, z. B. die Untersuchung der ökologischen und sozialen Auswirkungen. Ein Expertenteam der UNESCO wird das Gebiet der Uranvorkommen besuchen, um einen Plan für den Abbau und Strategien für den Schutz des Ökosystems auszuarbeiten.

Grundsätzlich ist die Suche im Wildschutzgebiet nicht erlaubt. Doch eingedenk der Bedeutung des Uranabbaus für Tansania, erbat die Regierung eine Änderung der Grenzen des Selous Wildschutzgebietes, damit das Projekt verwirklicht werden könne. Von den 5,12 Mio. ha des Selous Wildschutzgebietes sollen 34.532 ha, 0,69 % für Uranabbau abgetreten werden.

Premierminister Pinda verteidigte den Regierungsbeschluss, den Abbau im Selous Wildschutzgebiet zu gestatten.

Auch das Parlament diskutierte hitzig über den Abbau von Uran im Selous Wildschutzgebiet. Es forderte das Ministerium auf, sich an den Rat der Experten zu halten. Sonst werde der Menschheit Schaden zugefügt. Von Anfang an müssten die Parlamentsausschüsse für Energie/Boden-schätze und für Naturschätze/Umwelt zugezogen werden. Tourismus und Jagd brächten viel mehr ein als Uranabbau.

Die Firmen, die die Genehmigung haben, dort Uran abzubauen, werden voraussichtlich pro Jahr 200 Mio. US$ verdienen, ans Finanzamt jedoch nur 5 Mio. US$ abführen. (DN 1./29.7.11; Guardian 1.7./ 18.8.11, Citizen 18./29.7./22.8.11; East African 17.7.11)

Widerstand

3.000 Einwohner des Bahi- und des Manyoni-Distrikts (Dodoma- und Singida-Region) unterschrieben eine Petition gegen den Uranabbau. Die Regierung hatte den Mantra Resources Ltd. eine Lizenz für den Uranabbau in diesem Gebiet gewährt. Seit fünf Jahren wehrt sich die Bevölkerung erfolglos dagegen.

Gestützt auf diese Petition wird ein Abgeordneter der Chadema bei der Sitzung des Parlaments im Oktober Einspruch gegen den Uranabbau einlegen. Er will fragen, wie die Regierung den Uranabbau genehmigen kann, obwohl sie um die Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt weiß. "Deutschland, eine Supermacht, scheut sich vor der Nutzung des Urans. Wer sind wir, dass wir es versuchen wollen? Schaut, was in Japan geschah", rief er aus. (Citizen 21.7.11)

Beobachtungen, Bedenken, Befürchtungen

Ein Team des Legal and Human Rights Centre (LHRC) berichtete einem Mitarbeiter von Urenex, einer Firma, die nach Uran sucht, einige Personen seien kontaminiert worden, während sie im Manyoni-Distrikt Bohrungen durchführten, um Uran-Proben zu sammeln.

Mehrere Jungendliche, die am Bohren beteiligt waren, seien erstickt.

Ein Einwohner des Distrikts sagte, seine Ehefrau und Nachbarn, auf deren Feldern nach Uran gesucht wurde, litten unter Hautproblemen. Er habe beim Bohren so etwas wie Brandblasen bekommen.

Ein anderer berichtete von einem Kollegen, der, als er herauskam, aus Nase und Ohren blutete, Blut spuckte, wenige Monate danach gestorben sei.

Der Urenex-Mitarbeiter meint, die Behauptungen seien nur politisch motiviert, die Probleme dieser Leute könnten eine andere Ursache haben. Beim Uran gehe es vielfach um Politik. Er gab jedoch zu, der Uranstaub sei sehr gefährlich. Deshalb fürchtet man, die Behauptungen entsprechen der Wahrheit. (Guardian 23.7.11)

Bei einem Gespräch mit dem LHRC-Team sagte der Abgeordnete von Bahi, die Regierung solle die Erfahrungen anderer Länder hinsichtlich gesundheitlicher, sozialer und ökologischer Probleme prüfen und Erfahrungen sammeln, ehe sie in Bahi mit dem Uranabbau beginne. Ein von der Regierung beauftragtes Team solle Länder wie Namibia besuchen, um mehr zu erfahren. Voraussichtlich müssten Menschen umgesiedelt werden. Das sei schwierig, weil viele von ihnen Tierhalter und Landwirte seien. Es könne zu Landkonflikten kommen.

Einwohner von Bahi und Manyoni haben Angst, sie würden gewaltsam und ohne Entschädigung vertrieben. Ein Landwirt berichtete, der DC habe ihn schriftlich angewiesen, sein Land zu verlassen; Entschädigung erhalte er nicht; Einspruch bei Gericht nütze ihm nichts. "Ich weiß nicht, was ich tun soll." Andere äußerten sich ähnlich.

Die Regierung gab zu, die Entschädigung bei der Umsiedlung sei eine Herausforderung. (Guardian 23./ 25.7.11)

Der Generaldirektor der Tanzania Atomic Energy Commission (Taec) erklärte, wird jemand dem beim Abbau des Urans oder dessen Transport entstehenden Staub ausgesetzt, bestehe ein Gesundheitsrisiko. "Hat man es nicht unter Kontrolle, könnte radioaktives Material katastrophal sein", sagte er. (Citizen 26.7.11)

Eine Abgeordnete der CUF wollte wissen, was die Regierung tue, um wesentlich von dem Projekt zu profitieren. Sie habe bisher schlechte Erfahrungen gemacht mit ausländischen Firmen, die gewaltig an den Bodenschätzen Tansanias verdienten. Wie stellt sie sicher, dass der Abbau den Menschen nützt, vor allem Arbeitsplätze für die Jugend schafft, fragte sie.

Premierminister Pinda antwortete, das Ministerium für Energie und Bodenschätze sei angewiesen worden, Leute zur Ausbildung für Methoden des Uranabbaus nach Übersee zu schicken. (DN 29.7.11; Citizen 29.7.11)

Das LHRC forderte, Uranabbau müsse unterbleiben, solange nicht gründlich untersucht wurde, wie er sich auf die Gesundheit der Menschen und auf die Umwelt auswirkt. Geschieht das nicht, werde man sich an den High Court wenden. "Die Untersuchung unseres Zentrums zeigte, dass der Abbau für die Mehrheit der Bevölkerung mehr Nachteile als Profit bringt", sagte ein LHRC-Verantwortungsträger. Die Regierung habe keine Pläne für sichere Wohngebiete oder Entschädigung für Menschen, die umgesiedelt werden; sie habe keinerlei Pufferzone zwischen den Wohngebieten und den Minen ausgewiesen, was hinsichtlich der Gesundheit absolut wichtig sei. Das LHRC riet der Regierung, von anderen Ländern, z. B. Niger, zu lernen. Sie hätten schon Erfahrungen mit den negativen Auswirkungen des Uranabbaus, litten unter denselben.

Der Stellvertretende Minister für Energie und Bodenschätze erwiderte, der Abbau habe keine Auswirkungen auf die Menschen, denn die Erze würden nur in ihrer rohen Form abgebaut. Er sagte, ohne Zögern müsse Tansania in den Abbau des Urans investieren, denn viele Länder profitierten davon. Außerdem bringe so eine Investition der Regierung Einnahmen; sie unterstütze der Bevölkerung durch die Schaffung von Arbeitsplätzen. (Guardian 16.8.11; Citizen 16.8.11)

Beschwichtigung

Ein Verantwortungsträger des Ministeriums für Energie und Bodenschätze betonte, niemand solle Angst haben wegen möglicher Gefahren für Mensch und Umwelt. Die im letzten Jahr verabschiedeten Vorschriften garantierten Sicherheit beim Uranabbau und eine Win-Win-Situation für Tansania und Investoren. Radioaktive Minen würden nur im Fall der Verarbeitung des Urans unsicher. Diese werde in Tansania nicht durchgeführt. Im Gegensatz zu Bemerkungen einiger Leute sei Tansania nicht in der Lage, Energie aus dem Uran zu gewinnen, denn das sei ein schwieriges Unternehmen, das hochentwickelte Technologie und riesige Investitionen benötige. "Zur Zeit denken wir nicht daran, Uran für Energiegewinnung zu verwenden. Doch wenn die Zeit reif ist, werden Leitlinien, Gesetze und besondere Regelungen für diesen Prozess in Kraft gesetzt", erklärte er. Einige Gesellschaften aus dem Ausland hätten bereits die Lizenz für die Erforschung von Uran erhalten, anderer Investoren Interesse daran signalisiert. (Citizen 4.8.11)

Uran nur für friedliche Nutzung (Kommentar)

Überall wird Uran nutzbringend eingesetzt. Alle Länder profitieren nun auf vielfache Weise für friedliche Zwecke vom Uran. Das Auftauchen dieser modernen Energiequelle verringert die Belastung der Erdatmosphäre... Der Uranabbau in Tansania wird sich letztendlich segensreich auswirken, incl. Stromerzeugung mit geringem CO2-Ausstoß, industrielle Technologien und lebenrettende medizinische Versorgung - wie in den anderen Ländern, die Uran produzieren, Malawi, Namibia, Niger u. a. (Citizen 22.7.11)