Versorgungslage angesichts der Dürreperiode - 03/2006

Aus Tansania Information
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Siehe auch Tans.-Inf. 02/06 S. 6

Evaluierung Not leidender Gebiete

Das National Food Security Information Team führte zwischen 22.1. und 3.2.06 in 17 der 21 Regionen von Tansania-Festland eine Evaluierung durch. Nicht erfasst wurden Kigoma, Rukwa und Ruvuma, weil die Niederschläge dort ausreichen, und Dar-es-Salaam, denn es gibt dort kaum Landwirtschaft. Diese Evaluierung zeigt, dass im Augenblick 3,76 Mio. Tansanier nicht genug Nahrung haben. Staatsminister Akukweti berichtete, man benötige 99.676 t Lebensmittel. (Nipashe 14.2.06; DN 14.2.06; IRIN 14.2.06)

Bitte um Unterstützung

Premierminister Lowassa sprach vor Botschaftern und Repräsentanten der in Tansania vertretenen internationalen Organisationen. Er sagte: "Ich möchte Sie im Namen der Regierung von Tansania offiziell bitten, die Situation zu bedenken und zu helfen." Bis Ende April müssten 99,676 t Lebensmittel in die Hungergebiete transportiert werden. Die Strategische Getreidereserve des Staates enthalte 57.620 t Getreide; es fehlten also 42.056 t. Er betonte, die Regierung ermahne die Landwirte, dürrebeständige Feldfrüchte anzubauen. Die Distriktverwaltungen achteten auf sparsame Verwendung von Wasser und Lebensmitteln. Er berichtete, viel Vieh sei verendet. Die Hirten zögen in andere Gebiete. (DN 14.2.06; Nipashe 14.2.06; IRIN 14.2.06)

Spenden

Delegierte der Khoja Shia Ithinashir Gemeinschaft überreichten Präsident Kikwete einen Scheck über 50m/- TSh. Man wolle die Regierung beim Kampf gegen den Hunger in einigen Teilen Tansanias unterstützen, sagte der Vorsitzende der Gemeinschaft. (Guardian 14.2.06)


Belgien stellt Tansania Lebensmittelhilfe im Wert von 325m/- TSh zur Verfügung. Großbritannien spendet für die Menschen in den Hungergebieten 1,4mrd/- TSh. Der IWF genehmigt Tansania, Mittel die ihm Dank Schuldenerlass zufließen, für den Kauf von Generatoren und Lebensmitteln zu verwenden. (Guardian 20./25.2.06)

Viele Organisationen, Firmen und Einzelpersonen spendeten für den Kampf gegen den Hunger. Präsident Kikwete nahm bei einer Harabee-Veranstaltung Spenden von Tansaniern entgegen. Lokale Ge-schäftsleute gaben dabei 3,11mrd/- TSh. Mehr wurde in Aussicht gestellt. Es sei gut, Initiative für Selbsthilfe zu ergreifen, wenn man die internationale Gemeinschaft um Hilfe bitte, sagte Kikwete. Auch die Minister würden ihren Beitrag leisten. (Nipashe 20./24.2.06)

Kikwete zur Spendenwerbung

Vor Delegierten der Khoja Shia Ithinashir Gemeinschaft sagte Präsident Kikwete, im Vergleich zu anderen Ländern Afrikas sei die Lebensmittelknappheit in Tansania nicht kritisch. Die Regierung habe Strategien, um mit dem drohenden Hunger fertig zu werden. Die jetzt erbetene Hilfe sei für spätere Verwendung bestimmt. "Vielen Dank für Ihre Hilfe. Aber man sollte das Problem nicht übertreiben." Er kritisierte, dass Fotos verhungernder Menschen aus anderen Ländern verwendet würden, die angeblich Tansanier zeigten, um Hilfe von der Gebergemeinschaft anzulo-cken. "Zwischen Somalis und Tansaniern kann man nicht unterscheiden, beide sind schwarz." (Guardian 20.2.06)

Zum Import

Eine Firma importierte bis Anf. Februar 62.100 t weißen Mais aus den USA. Eine weitere Sendung wird Ende Februar erwartet. Dieser Mais ist nicht genmanipuliert. Der Preis für 1 kg werde 300/- TSh betragen, sagt der Importeur. Berichte, man verlange einen überhöhten Preis, seien falsch. - Einwohner Dar-es-Salaams werfen den Händlern vor, sie nützten die Verknappung aus. Während der beiden letzten Monate stiegen die Preise für Reis, Maismehl, Soja und Zucker in Da-es-Salaamr um 100 % bis 123 %. (Guardian 4./8./22./24.2.06)

Präsident Kikwete sprach vor Lebensmittelimporteuren. Er sagte: "Es werden mehr Lebensmittel benötigt, als man angenommen hatte." Die Lage könne noch schlimmer werden, weil viele Menschen nicht einmal den von der Regierung für Lebensmittelhilfe festgesetzten Preis (1 kg Mais 50/- TSh) bezahlen könnten. Er drängte die Importeure, mehr Lebensmittel ins Land zu bringen. (Guardian 8.2.06)

Aus einigen Regionen

Einwohner eines Dorfes im Mpwapwa-Distrikt (Dodoma-Region) berichteten Premierminister Lowassa, sie lebten von wilden Früchten. Doch auch diese seien nun knapp. Sie hätten auch das Saatgut aufgegessen. Lowasse sagte: "Ich habe den Regional Commissioner angewiesen, Hirse-Saatgut zu besorgen." Sie sollten dieses dann sofort ausbringen, betonte er.

Einwohner der Distrikte Monduli und Longido (Arusha-Region) baten die Regierung, rasch Lebensmittelhilfe zu bringen und die Zuteilung zu verdoppeln. Ein Eimer pro Monat sei für Maasai-Familien nicht genug, denn sie bestünden normalerweise aus vielen Kindern und mehreren Frauen.

Der District Commissioner des Kilindi-Distrikts (Tanga-Region) berichtete: "In der ganzen Region ist der Hunger katastrophal." Im Muheza-Distrikt drohe 7.000 Menschen der Hungertod, nur 1.000 hätten genug zu essen, sagte ein Verantwortungsträger des Distrikts. Als es im Dezember regnete, hätten die Leute Mais gesät, doch dann sei er verdorrt. Ein Einwohner des Handeni-Distrikts erzählte: "Weil wir hofften, es werde weiterhin regnen, verkauften wir unsere Lebensmittel und bezahlten das Schuldgeld für die Kinder." Sogar die Apfelsinenbäume vertrockneten. Im Lushoto-Distrikt leiden 48.000 Menschen unter der Hungersnot, berichtete der District Commissioner.

Der Rundfunk berichtet, im Kishapu-Distrikt (Shinyanga-Region) gingen 75 % der Kinder nicht mehr in die Schule. Sie liefen herum auf der Suche nach etwas zu essen, Blätter, Wurzeln, Tierfutter.

Im Ulanga-Distrikt (Morogoro-Region) leiden 49 % der Einwohner unter Nahrungsmangel. Es ist dort verboten, das knappe Getreide zum Bierbrauen zu verwenden. Jede Familie wird angehalten, auf 1/2 ha Maniok anzubauen. (DN 16.2.06; Guardian 30.1./4./ 6.2.06; Observer 5.2.06; ITV Habari 11.2.06)

Zur Verteilung der Hilfsgüter

Premierminister Lowassa kritisierte die schlechte Koordination bei der Verteilung der Lebensmittelhilfe. Alle Regional und District Commissioner und District Executiv Officer, die dabei scheiterten, hätten mit Konsequenzen zu rechnen. Die Regierung ordnete an, alle Mitarbeiter, die Hilfsgüter verkauften, seien zu verhaften und vor Gericht zu stellen. (DN 30.1./4.2.06)


Präsident Kikwete äußerte, er sei sehr enttäuscht von der Art, wie die Lebensmittelhilfe in den betroffenen Gebieten verteilt werde. In der Strategischen Getreidereserve (SGR) lägen 21.000 t Mais, doch nur 11.000 t seien von den Regions- und Distrikt-Verwaltungen abgeholt worden. Für die Verteilung habe die Regierung 934m/- TSh bereitgestellt. Es gebe also keine Entschuldigung dafür, dass die Nahrung nicht verteilt wurde. Er wies Lowassa an, gegen Regional und District Commissioner vorzugehen, die nicht genug Lebensmittelhilfe aus der SGR abgeholt hatten. Er betonte, kein einziger Tansanier werde verhungern, denn die Regierung subventioniere die Lebensmittelpreise. Notfalls werde er den Haushalt der Ministerien kürzen, um Nahrung für die Menschen kaufen zu können. Die Geschäftsleute sollten human sein und keinen Vorteil aus der Notlage herausschlagen. (DN 2./10.2.06; Guardian 1./10.2.06; Nipashe 10.2.06)

Staatliche Schulen und Colleges sollen bei der Verteilung von Lebensmittelhilfe Vorrang haben. Die Leiter dieser Schulen wurden angewiesen, die Schulen nicht zu schließen. (Guardian 31.1.06)

Stromsperren

<Vergl.Tans.-Inf. 2/06 S. 8> In einer Erklärung der Tanzania Electric Supply Company (Tanesco) vom 4.2.06 heißt es, um das in den Stauseen noch verbliebene Wasser zu schonen, müsse man eine Stromsperre einführen. Sie betrage pro Tag 8 1/2 Stunden, beginne um 6.00 oder um 14.30. Nachts werde der Strom nicht abgeschaltet. Falls er länger ausbleibe, seien technische Probleme die Ursache. Sechs Regionen (Lindi, Mtwara, Rukwa, Ruvuma, Kagera, Kigoma) seien von der Stromsperre nicht betroffen. (Guardian 5./10.2.06)

Weil der Wasserspiegel in den Stauseen weiter sank, musste die Stromsperre 10 Tage später auf 12 Stunden ausgedehnt werden, und zwar für das gesamte Land; Freitag, Samstag und Sonntag dauert sie nur von 14.00 bis 19.00. Ausgenommen sind wichtige Industriebetriebe, die einen beträchtlichen Beitrag leisten zu den Staatseinnahmen, größere Krankenhäuser, Banken, Steuerämter und sensible Bereiche, außerdem die Kahama Gold Mine und die Mwadui Resolute. Die anderen Goldminen produzieren ihren Strom selbst. (Guardian 15.2.06)

Die Regierung wurde aufgefordert, die Stromgewinnung am Mtera-Stausee ganz einzustellen, damit der See nicht vollständig austrockne. Viele Menschen, die rings um den See leben, würden das begrüßen, vor allem die Fischer. 1994 sei dort zwei Monate lang kein Strom erzeugt worden. (Radio One Habari 19.2.06)

Industriebetriebe und Geschäfte leiden unter der Stromsperre. Die Fabrikangestellten bekommen ihren Lohn, obwohl sie viele Stunden nicht arbeiten können. Hotels lassen Generatoren laufen, was hohe Kosten und Belastung der Umwelt mit sich bringt. Auch die Molkereien setzen eigene Generatoren ein, doch die Händler bleiben aus, weil sie ihre Kühlschränke nicht benützen können. (Guardian 13./22.2.06; Observer 19.2.06; The E. A. 14.2.06)

Auswirkungen der Dürre auf Naturschutzgebiete

Wissenschaftler wiesen warnend darauf hin, im Ngorongorokrater könne der Rückgang der Sumpfgebiete und Wälder und das Austrocknen von Wasserläufen und Salzseen die biologische Vielfalt langfristig beeinträchtigen. Weil die Sumpfgebiete schrumpften, werde das Waldgebiet immer kleiner, fehle den Tieren der bitter nötige Schatten. Verursacht werde die problematische Entwicklung von der z. Zt. in Nordtansania und in Kenia herrschenden Dürre und der Zerstörung durch den Menschen. Die wachsende Bevölkerung, Einheimische und Touristen, belaste das Gebiet. Am Kraterrand seien Hotels entstanden; immer mehr Menschen und Vieh benötigten ständig mehr Wasser. (DN 31.1.06, Arusha Times 4.2.06)

Ende Januar waren mehr als 95 % der Fläche des Manyarasees ausgetrocknet. Viele Tiere sind bedroht. Umweltzerstörung und momentane Dürre sind die Ursachen für das Verschwinden des Sees. Viele in den See mündende Flüsse werden für andere Zwecke verwendet, z. B. für das Bewässern der Felder. Dieses Gebiet erlebte immer wieder Extreme. '61 trocknete der See aus, ein Jahr später überflutete das ganze Gebiet. '98 war der Wasserstand nach den El-Nino-Regen sehr hoch, '99 trocknete der See aus. (Arusha Times 11.2.06)

Im Selous Wildreservat sterben viele Tiere infolge der Dürre. In einem Gebiet findet man pro Woche 2 Büffel,15-20 Nilpferde. (Guardian 24.2.06)