Volkszählung Ende August 2012 - 09/2012

Aus Tansania Information
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Termin, Inhalt, Anliegen

Die Volkszählung beginnt am 25. August 2012 und wird 5-6 Tage dauern.

Bisher wurde 1967, 1978, 1988 und 2002 eine Volkszählung durchgeführt.

Etwa 150.000 Lehrkräfte, staatliche Angestellte u. a. werden Daten jedes Haushalts und jedes Einzelnen sammeln.

Bei den gestellten Fragen handelt es u. a. um soziale Dienste wie Schulen, Krankenhäuser, Straßen und Wasser, um Müttersterblichkeit, den Bildungsgrad des Familienvorstandes, Albinismus und um Behinderungen was Sehen, Hören, Bewegung, Selbständigkeit und mentales Befinden angeht.

Die gesammelten Daten helfen der Regierung bei ihren Entwicklungsprogrammen.

Im August werden die Primar- und Sekundarschulen geschlossen. Die Zahl der vorgeschriebenen Schultage wird dennoch eingehalten. Man wird Personen schulen, die die Ausbilder der Zähler trainieren sollen.

Bei einer Probevolkszählung im Oktober 2011 wurde festgestellt, wie viel Zeit bei der Zählung jeweils benötigt wird, und welche Fragen überarbeitet werden müssen.

(DN 12.12.11/27.2./26.3./2.4.12; Guardian 17.7.12; Citizen 30.7./1.8.12)

Finanzierung

Die Kosten werden auf 141,5mrd/- TSh geschätzt. Die Regierung trägt 77 %, Entwicklungspartner 23 %; es sind UN Population Fund (UNFPA), die Regierungen Großbritanniens und Japans. (DN 8.8.12)

Zu einigen Problemen

Im Rorya-Distrikt (Mara-Region) will man durch eine Mobilisierungskampagne erreichen, dass alle Fischer gezählt werden.

Im Monduli-Distrikt (Arusha-Region) überlegt man, wie die Volkszählung bei den vielen Dorfbewohnern in abgelegenen Gegenden, die kaum Swahili können und schlecht zu erreichen sind, durchgeführt werden soll. Man wird einige Dolmetscher benötigen.

Die Behörden der Manyara-Region drängten die nomadisierenden Viehhalter, während der Volkszählung in ihrem Gebiet zu bleiben. Wenn sie die genaue Zahl der Einwohner und Haushalte wisse, könne die Regierung planen, wie sie die Bedürfnisse der Gesellschaften der Viehhalter verbessern könne, z. B. die Beratung ausbauen. Man will die Ältesten bitten, die Maasai- und die Barabaig-Hirten zur Mitarbeit zu überreden; früher hätten sie sich der Zählung entzogen.

Auch die Jäger und Sammler müssten gezählt werden. Die Region benötigt Mitarbeiter, die unter schwierigen Bedingungen arbeiten können.

Die Hadzabe, Jäger und Sammler, die im Karatu-Distrikt (Arusha-Region) leben, verlangen als Bedingung für ihre Teilnahme an der Volkszählung Affenfleisch und 'Gongo', einen Schnaps, der verboten ist. Verantwortliche des Distrikts erklärten, sie würden keine Affen jagen, denn das sei untersagt. Man sei bereit, für Zebrafleisch zu sorgen. Bei ihrem Treffen mit Vertretern der Hadzabe, erklärten diese, Affen seien immer ihre wichtigsten Fleischlieferanten gewesen. Aber sie freuten sich auch über Zebrafleisch.

Seit langer Zeit meiden die Handzabe die Volkszählungen, nur wenige erschienen. 1975 wurde ihre Zahl auf 5.000 geschätzt. In den letzten Jahren aber berichteten Forscher, es gebe kaum mehr als 1.000 Hadzabe. (DN 6.4./ 7.5./21.8.12; Citizen 25.6.12)

Weigerung

Der District Commissioner des Chato-Distrikts (Geita-Region) berichtete, die Vorsitzenden einiger Dörfer und Weiler seines Distrikts behinderten die Vorbereitungen der Volkszählung. Sie seien nicht von Anfang an bei Planung und Vorbereitung beteiligt worden, monierten sie und fragten, was ihnen die Aktion nützen werde. Sie bestehen darauf, wenn sie Dorfbewoher für die Teilnahme an der Volkszählung gewinnen sollen, stehe ihnen eine Vergütung zu.

In Dar-es-Salaam, Mwanza und Mtwara drohen Beauftragte, zu streiken, denn sie hätten ihre Vergütung noch nicht erhalten.

In der Kilimanjaro-Region wurden sieben Personen verhaftet, weil sie andere zum Boykott der Zählung aufgefordert hatten.

Einwohner von Lindi erklärten, nur wenn das Skelett eines Sauriers, das vor vielen Jahren nach Deutschland gebracht worden war, zurückkommt, beteiligten sie sich an der Volkszählung. Sie hätten die vielen Zusagen der Regierung satt. (Guardian 22.8.12: Citizen 23.8.12)

Kooperation

Die Hindu-Gemeinschaft will ihre Tempel benützen, um ihre Mitglieder und andere über die Bedeutung der Volkszählung zu informieren. Weltweit unterstütze die Hindu-Religion Entwicklungsinitiativen der Regierung, betonte der Vorsitzende einer Hindu-Gruppe. (DN 22.5.12)

Information

Bei der 36th Dar-es-Salaam International Trade Fair informierte das National Bureau for Statistics (NBS) in seinem Pavillon über die Volkszählung. Viele hätten noch das Gefühl, gezählt zu werden, sei ein schlechtes Omen. "Wir beantworteten alle Fragen und halfen den Leuten, ihre Ängste zu überwinden", sagte ein NBS-Verantwortlicher. (DN 5.7.12)

Rolle der Religionszugehörigkeit

Viele Muslime wünschen, dass die Zahl der Muslime, Christen und anderer offiziell festgestellt wird. Sie fürchten, unterrepräsentiert zu sein.

Ein Teil der Muslime bat die Regierung, eine unabhängige Kommission, bestehend aus Vertretern aller Religionen, für die Überwachung der Volkszählung einzusetzen. Geschehe das nicht vor dem 20. Juni, verlören die Muslime das Vertrauen in Bezug auf diese Aktion und würden nicht teilnehmen. In der vorhandenen Kommission seien die Christen in der Überzahl.

Deshalb glaubten die Muslime nicht, dass die Volkszählung frei und fair sein werde. Eine unabhängige Kommission solle "die genaue Zahl der Christen, Muslime und Atheisten" feststellen, sagte der Sekretär des Council of Islamic Organisations in Tanzania. Er distanzierte sich von der Einstellung des Muslim Council of Tanzania (Bakwata) in Bezug auf die Volkszählung und schlug vor, nicht an ihr teilzunehmen. Man erwäge Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass die Volkzählung nicht zustande kommt und plane, am Tag ihres Beginns, eine friedliche Demons-tration zu organisieren. Er behauptete, 80 % der Tansanier seien Muslime. Wenn sie nicht teilnehmen, werde das ganze Unternehmen ein Flop.

Ein Dar-es-Salaamer Scheich und 30 weitere Scheichs erklärten, der Bakwata unterstütze den Plan, die Gläubigen zum Boykott der Volkszählung aufzufordern, falls nicht nach der Religionszugehörigkeit gefragt werde. Die betreffenden Angaben im Internet seien falsch. Man solle zuverlässige bringen. Bei der Volkzählung müsse nach der Religionszugehörigkeit gefragt werden, damit man die Zahl der Muslime, der Christen und der Atheisten <andere Quelle: Heiden> kenne.

Ein führender Muslim sagte, Ursache des Konflikts wegen der Volkszählung sei, dass die Muslime Gleichberechtigung und die gleichen sozialen und wirtschaftlichen Begünstigungen von Seiten der Regierung wollen, wie die anderen religiösen Gruppen.

Muslimische Organisationen Sansibars schworen, sie würden die Volkszählung boykottieren. Sie sei nicht im Interesse Sansibars, erklärte die Uamsho-Gruppe. Ihr gehe es um den Kampf für die Unabhängigkeit der Inseln. Man solle mit der Volkszählung warten, bis Sansibar unabhängig sei. (DN 4./14.16./24./25./ 28.6./ 16.7./8.8.12; Guardian 26.6.1/ 16.7.2)

Ein großer Teil der Muslime unterstützt die Volkszählung.

Am 25. Juni erklärte der Oberste Scheich, Shaaban bin Simba, vor Presseleuten, wer sich zum Bakwata halte, werde uneingeschränkt an der Volkszählung teilnehmen. Die Mehrheit der Mitglieder akzeptiere das Vorhaben, denn es werde nicht nach der Zugehörigkeit zu einer Religion oder einer Volksgruppe gefragt. Unzählige Gläubige hätten ihn telefonisch nach der Einstellung des Bakwata gefragt, berichtete er.

Der Oberste Scheich verlangt aber zu erfahren, woher die Regierung statistische Angaben über die Zahl der Christen und Muslime erhalten habe, die auf der national website erschienen sei. (DN 26.6./16.7.12; Guardian 26.6.12)

Das National Bureau of Statistics (NBS) erklärte, Angaben über die Zahl der Christen, Muslime oder Gläubigen anderer Religionen, wie auf der Website einiger Gruppen angezeigt, würden nicht anerkannt. Sie seien nicht offiziell. Bei der Volkszählung werde nicht nach der Religionszugehörigkeit gefragt, denn bei Planungen für die Entwicklung der Gesellschaft berücksichtige die Regierung weder die Zugehörigkeit zu einer Religion noch die zu einer Volksgruppe.

Der Scheich der Stadt Morogoro forderte die Muslime der Region auf, sich an der Volkszählung zu beteiligen. Außerdem sollten sie gute Beziehungen zu Gläubigen anderer Religionen pflegen.

Der Scheich des Singida-Distrikts sagte: "Wir Veranwortungsträger haben uns genug Mühe gegeben, unsere Gläubigen für die Volkszählung zu mobilisieren. Er verurteilte den Aufruf, die Muslime solten die Volkszählung boykottieren. Das sei gegen den Islam.

Die Ahmadiyya Muslim Community der Morogoro-Region versicherte, ihre Anhänger würden an der Volkszählung teilnehmen.

An Id al-Fitr wiederholte der Bakwata seinen Aufruf an alle Muslime, sich an der Volkszählung zu beteiligen.

Auch Vizepräsident Bilal drängte die Muslime, bei der Volkszählung mitzumachen; ebenso Ali Mohamed Shein, Präsident von Sansibar. Er betonte, seine Regierung werde niemanden verschonen, der die Volkszählung boykottiert.

Weihbischof Kilaini von Bukoba drängte die Einwohner der Kagera-Region, voll und ganz bei der Volkszählung mitzumachen. Sie helfe der Regierung, richtig zu planen.

Ein anglikanischer Pfarrer sagte, seine Kirche habe die Gläubigen über die Bedeutung der Volkszählung informiert, zur Teilnahme animiert. (DN 22.7./10./16./19./20.8.12; Guardian 20.8.12; Citizen 12.6.12)

Bei einem Kurses für 150 Verantwortliche forderte Premierminister Pinda die Geistlichen auf, ihre Gläubigen zur Teilnahme an der Volkszählung zu ermuntern. Sie und Personen der Öffentlichkeit sollten bei der Volkszählung helfen und in einigen Gebieten überwachen.

Er betonte, wenn eine Religionsgruppe im eigenen Interesse eine Zählung durchführen will, habe man nichts dagegen. Jede Gruppe könne ihre Gläubigen zählen.

Der Regional Commissioner von Arusha warnte alle, die herumziehen und schmutzige Kampag-nen gegen die geplante Volkszählung durchführen. Gerüchten zufolge rieten Geistliche ihren Gläubigen, sich nicht zu beteiligen. Sie würden die ganze Wucht des Gesetzes zu spüren bekommen, betonte er. "Die Regierung will keine Konflikte mit Geistlichen, aber ihre Geduld hat Grenzen." (DN 24.6.12; Guardian 17.7.12; Citizen 26.6./1./ 18.8.12)