Wirtschaft ‐ 02/2024

Aus Tansania Information
Version vom 7. Februar 2024, 17:40 Uhr von Sysop (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

African Growth and Opportunity Act

Die USA haben Uganda, die Zentralafrikanische Republik, Gabun und Niger aus ihrem African-Growth-and-Opportunity-Act-Programm (AGOA) ausgeschlossen, weil sie Qualitätsstandard und Menschenrechte nicht eingehaltenen haben. Der amerikanische Präsident entscheidet jedes Jahr neu, welche Länder teilnahmeberechtigt sind. Es werden positive Auswirkungen für Kenia und Tansania erwartet.

(The EastAfrican 6.1.)

Normalspurbahn

Geplant ist die Normalspurbahn von Kampala über Malaba und Nairobi nach Mombasa sowie von Dar es Salaam über Dodoma nach Mwanza und Kigoma. Später sollen Anbindungen nach Ruanda, Burundi, in den Kongo und Südsudan folgen. In Uganda und Kenia erfolgt die Finanzierung durch China, in Tansania durch westliche Kreditgeber wie die türkische Yapi Merkezi. Nachdem sich China scheinbar aus der Finanzierung der Bahnstrecke in Uganda zurückzieht – gleiches wird für Kenia erwartet –, zeigt Uganda Interesse an der türkischen Finanzierung. Offenbar legt es China inzwischen weniger darauf an, Europa mit Finanzierungsprojekten in Afrika den Rang abzulaufen. Tansania will eigentlich den ersten Streckenabschnitt zwischen Dar es Salaam und Morogoro in Dienst stellen, doch offenbar sind die Lokomotiven aus Südkorea noch nicht eingetroffen. Auch gibt es Streit über die Höhe der Ticketpreise.

(The EastAfrican 13.1.)

Tanzania Railways Corporation (TRC) befindet sich im Streit mit der türkischen Eurowagon Demiryolu Ticaret ve Ltd. (EW) über die Lieferung von zwei überholten E-Lokomotiven sowie 30 Passagierwagons, die zum Testen der Normalspurstrecke zwischen Dar und Morogoro unverzichtbar sind. (17 der Wagons befinden sich noch in Deutschland bei der Deutschen Bahn). Thema ist die Erfüllung des Vertrags vom 1.10. 2020 zwischen TRC und EW über die Lieferung von 30 gebrauchten Passagierwaggons und 2 E-Loks für insgesamt 26,6 Mio. €. TRC leistete eine Anzahlung kündigte jedoch, wie EW behauptet, den Vertrag im Feb. 2022, nachdem EW die Loks und Waggons bereits gekauft, logistische Voraussetzungen geschaffen und somit 50% des Vertrags erfüllt hatte. Seither streiten die beiden Parteien über Schadensersatzzahlungen von TRC an EW. Die türkische Firma droht, andere Käufer zu suchen, wenn bis Ende Januar 2024 keine Einigung erzielt wird. Andererseits würde sie TRC bei Reparatur, Ausbesserung und Transport der in Deutschland verbliebenen Waggons unterstützen, wenn die vereinbarte Entschädigung geleistet würde. Der Geschäftsführer der TRC, Masanja Kadogosa, war für eine Stellungnahme unerreichbar.

(Citizen 24.1.)

Weltbank

In ihrem Jahresbericht erwartet die Weltbank in Tansania 5,5% Wachstum für 2024 und 6,1% für 2025. Bisher basiere die Wirtschaft vor allem auf Dienstleistung und Landwirtschaft. Doch Energie, Transport und effizientere Landwirtschaft würden Wachstum stimulieren. Besondere Beachtung bedürfe der große informelle Sektor. Der Finanzsektor bereite sich vor allem auf die Einführung der Krankenversicherung vor. Im Transportsektor habe Präsidentin Hassan für die Fertigstellung der Normalspurstrecke von Dar es Salaam bis Dodoma eine Frist bis Ende Juli gesetzt. Außerdem solle noch in diesem Jahr eine Schnellbusstrecke zwischen Gerezani und Mbagala in Dienst gestellt werden. Tourismus sei Tansanias größter Devisenbringer gefolgt von Gold. Im zurückliegenden Jahr sei Strommangel weitverbreitet gewesen, insbesondere wegen niedriger Wasserstände an den Wasserkraftwerken. Doch ab März 2024 sollen JNHPS und Rusumo-HPS Abhilfe schaffen. Der Beginn des 30-Mrd.-$-Projekt in der Lindi-Region werde der Wirtschaft einen weiteren Schub geben. Im Produktionsbereich solle in Tanga die größte Zementfabrik Ostafrikas entstehen. Bergbau solle bis 2030 eine deutliche Steigerung erfahren. Entsprechende geologische Studien seien in Auftrag gegeben. Nach Reformen und Budgeterhöhung liefere die Landwirtschaft nun 26% des Bruttoinlandprodukts und stellt 60% der Arbeitsplätze. Die Unterstützung von Startups jeglicher Art stehe weiterhin weit oben auf der Prioritätenliste der Regierung. Vorbild ist Kenia.

Die Weltbank fördere in Tansania die Elektrifizierung des ländlichen Raums, eine sichere Wasserversorgung, die Ausstattung ländlicher Schulen mit Toiletten und die Verbesserung der Kanalisation in Gemeinwesen.

(Worldbank: https://www.worldbank.org/en/country/tanzania/overview#1, abgerufen am 25.1.24)

Bergbau

Im Bariadi District unweit von Mwanza wurden 22 illegale Kleinschürfer in einer Goldmine, die aus Sicherheitsgründen geschlossen war, verschüttet und starben. Vermutlich gibt es weitere Opfer. Der extreme Regen seit Dezember hat in der Region zu Erdrutschen und Überflutungen geführt. Derartige Unfälle sind Tansania leider nicht selten.

In Geita wird seit 2021 Gold im Tagebau durch AngloGold Ashanti abgebaut, ein südafrikanisches Bergbauunternehmen und weltweit drittgrößter Goldproduzent, mit schlechtem Ruf im Hinblick auf Menschenrechte und Umweltzerstörung. Das Unternehmen hat 2023 193 Mio. $ in die Erweiterung der Mine investiert, um sie weitere 10 Jahre betreiben zu können. Außerdem hat AngloGold Ashanti ein Tochterunternehmen namens Greenfield Exploration Ltd mit Sitz in Dodoma gegründet, um in den Regionen Dodoma, Shinyanga und Singida weitere Abbaugebiete zu lokalisieren und zu erschließen.

(Citizen 15.1.)

Ursprünglich entrichtete das Unternehmen seine Steuern pauschal in Höhe von 200.000 $/Jahr an den Staat. Eine Nachverhandlung bewirkte eine Umstellung auf eine Abgabe von 0,3% des Rohertrags und damit ab 2015 zu 1,182 Mio. $ (Kitko.com). Die Firma bezeichnet sich selbst als "top tax payer“. Es beschäftige 6.435 Mitarbeitern, investiere 4.584 Mio. $ in das Gemeinwesen und entrichte 213 Mio. $ Abgaben an den Staat.

(Kitko-Jahresbericht für 2022)

Informelle Wirtschaft

Die informelle Wirtschaft in Entwicklungsländern bezeichnet einfache Dienstleistung sowie Herstellung und Verkauf auf Märkten (unerfasst und unbesteuert). Auch wenn KI Arbeitsplätze im formellen Sektor verringern wird, Technologie etwa als Softwareentwickler oder im Kommunikationsbereich bietet jungen Berufstätigen weiterhin gute Aussichten.

(Citizen 17.1.)

Tourismus

Erstmals legte in Dar es Salaam ein Kreuzfahrtschiff, die Norwegian Dawn, mit 2340 Passagieren und 1100 Crew an. Außerdem traf im Kilimanjaro Int. Airport ein Direkt(charter)flug us den USA mit 250 Touristen ein. Tourismus konnte im zurückliegenden Jahr einen Zuwachs von 37,5% erreichen. Der Leiter von Tanzania Tourist Board, Dr. Damas Mfugale, erklärte, dass solche Zuwächse bahnbrechend wirken und Anlass für weitere Steigerungen sind. Erwartet würde ein solches Schiff pro Monat mit Aufenthalten von bis zu 3 Tagen. Die Zuwächse werden insbesondere auf Präsidentin Hassans Film The Royal Tour von 2022 zurückgeführt.

(Citizen 17.1.)

Weltwährungsfonds

Der Internationale Währungsfonds sagt der Ostafrikanischen Gemeinschaft für 2024 ein Wachstum von 5,6% voraus – im Jahr 2023 lag es bei 4,9%. Obgleich Ostafrika als rasch wachsender Wirtschaftsblock gilt, verhindern hohe Inflation, geringe Liquidität, schwacher Binnenhandel (weiterhin bei nur 15% im Vergleich zum Welthandel) und zu geringe örtliche Produktion ein Wachstum im zweistelligen Bereich. Noch immer seien, so Jas Bedi, der stellvertretende Vorsitzende des East African Business Council, nicht-tarifäre Handelshemmnisse und unharmonisierte Steuern und Zölle sowie politisch gewollte rechtliche Bremsen ein Problem.

(EastAfrican 27.1.)