Zu Cholera, HIV/AIDS, Malaria - 08/2006

Aus Tansania Information
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Cholera - 08/2006

Heuer nahm die Cholera wieder zu. 05 zählte man in Tansania 3.162 Cholerapatienten, 104 Todesfälle. Von Jan. bis April 06 erkrankten bereits 4.244 Menschen, 50 starben. Nach einigen ruhigeren Wochen flammte die Cholera im Juni verstärkt auf. In den Stadtteilen wurden für die Cholerapatienten Camps ein-gerichtet. Die Regierung untersagte alles, was die Ausbreitung der Cholera fördern könnte, den Verkauf von Speisen und Fruchtsäften, das Leeren von Sickergruben wenn es regnet. Versammlungen, auch Bestattungen und Hochzeiten, benötigen eine Genehmigung durch Gesundheitsbeamte. Mwakyusa, Minister für Gesundheit und Soziales, forderte die Einwohner von Dar-es-Salaam auf, schmutzige Hotels und Res-taurants anzuzeigen. Wer Cholerasymptome beobachte, solle sich sofort in eines der sieben Camps begeben. "Alle sind für die Bekämpfung der Cholera verantwortlich, nicht nur die Regierung", betonte er. (Guardian 22./27.4./7.6.06)

Auch nach Sansibar kehrte die Cholera im April 06 zurück. Während ca. zwei Wochen forderte sie 17 Menschenleben. Ein Arzt sagte, man habe genügend Medikamente. '97 erlebte Sansibar eine bedrohliche Choleraepidemie. Sie forderte 150 Menschenleben. (5.5.06)

HIV/AIDS

Aufklärung

Die Vorsitzende der Vereinigung der Frauen, die mit HIV/AIDS leben, lud zur ersten Versammlung dieser Organisation ein. Es gehe darum, Strategien zu entwerfen, die der Organisation ermöglichten, ohne Abhängigkeit von Gönnern zu existieren. Man erwarte ca. 20 Mitglieder und werde über das Problem der Stigmatisierung sprechen. Frauen, die infiziert sind, sollten offen darüber sprechen und gegen die Stigmatisierung kämpfen. Das helfe der Gesellschaft sehr. Auch Leuten, die dächten, "diese oder jene könne das nicht haben", gehe ein Licht auf, wenn sich jemand dazu bekenne. "Und wer bisher nicht nachgedacht hat, fängt an, sich in Acht zu nehmen." (Alasiri 16.6.06)

Die NRO Jane Goodall's Roots and Shoots gründete in Primar- und Sekundarschulen mehr als 600 Clubs. Sie sollen über die HIV/AIDS-Stigmata unter den Schülern informieren und um Verständnis werben. Die NRO bildete 2.000 'Master Trainer' aus. Sie helfen, andere anzuleiten, und initiieren in allen 26 Regionen das 'Jali Watoto'-Programm <Kümmere dich um die Kinder>. Schon 100.000 Jugendliche traten einem Club bei. (Guardian 23.3.06)

Polizei und HIV/AIDS

Neu eingestellte Polizisten müssen fünf Jahre unverheiratet bleiben. Die Regierung wird wohl gezwungen sein, dieses Gesetz zu ändern, sagte der Minister für Öffentliche Sicherheit, es sei mit schuld daran, dass die Polizei von HIV/AIDS besonders bedroht ist. Dazu komme das Macho-Verhalten vieler Polizisten. Man wirft ihnen vor, sie nützten ihre Position aus. Außerdem wird von den 35.000 Polizisten nur 6.000 eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Die anderen müssen ein Zimmer mieten. (IRIN 18.7.06)

Unterstützung Infizierter und Betreuender

Eine christliche Organisation, die sich im Kyela-Distrikt (Mbeya-Region) seit elf Jahren um mit HIV/AIDS lebende Menschen kümmert, hilft den Infizierten, gewinnbringende Projekte zu beginnen. Nun startete sie ein Programm, bei dem es um Unterstützung der antiretroviralen Therapie durch Versorgung mit reichhaltiger Nahrung geht. Ein Chor der Süddiözese der Moravian Church in Tanzania versorgt 120 Menschen oder ihre Angehörigen mit monatlichen Zuteilungen (10 kg Maismehl, 2 kg Zucker und Obst, 4 kg Bohnen, 2 Dosen Erdnussbutter), dass diejenigen, die in Behandlung sind, jeden Tag wenigstens eine ausgewogene Mahlzeit bekommen. Anfangs habe man vier der 15 Gemeinden des Distrikts versorgen wollen. Aber in diesem Distrikt mit der landesweit höchsten HIV/AIDS-Rate hätten auch andere Gemeinden um Hilfe gebeten, doch die Mittel reichten nicht, sagte der Vorsitzende des Chores. Andere Menschen inner- und außerhalb des Landes sollten diese Initiative unterstützen, damit die Behandlung gelinge, was nur mit guter Ernährung möglich sei. COUNSENUTH und TACOSODE, zwei in Dar-es-Salaam beheimatete Organisationen, unterstützen die Initiative. Von Global Fund against AIDS, TB and Malaria erhielt der Chor im März 06 140m/- TSh, genug für 140 Kranke oder die sie versorgenden Menschen. In der Mbeya-Region sind 13,5% der Einwohner infiziert, mehr als in anderen Regionen. (Observer 7.5.06)

Die Southern Highlands Sanitary Organisation (SHISO) plant, zehn Gebäude zu res-taurieren für 60 ältere Leute, die sich in der Iringa-Region um AIDS-Waisen und -Patienten kümmern. Sie sollen 50.000/- TSh als Darlehen bekommen, damit sie etwas Gewinnabwerfendes starten können. (Guardian 14.6.06)

Kinderheim und Hospiz

2004 beschloss eine tansanische Krankenschwester, für viele Kinder, die infolge von AIDS todkrank sind, in Arusha ein Hospiz zu bauen, das St. Lucy Nursing Home. Sie berichtet: "Ich sah Kinder, die in den Dörfern starben, Waisen, die abgeschoben worden waren. Wir hatten viele Probleme, wenig Geld angesichts der ständig wachsenden Zahl von AIDS-Waisen. Aber wir konnten einen Teil der Schwierigkeiten meistern." Nun nimmt man neben den 13 Waisenkindern im Alter zwischen 5 Monaten und 13 Jahren auch todgeweihte AIDS-Patienten auf, die von ihrer Familie im Stich gelassen wurden, verköstigt und versorgt sie medizinisch. Außerdem kümmert man sich um 60 AIDS-Opfer, die zu Hause gepflegt werden. Kürzlich erhielt das Zentrum vom National Social Security Fund Lebensmittel u. a. (Guardian 5.4.06; Arusha Times 5.4.06)

Zum Schutz vor Infizierung

Bei der Präsentation von 'Dume', der neuen Kondom-Marke, vom Tanzania Marketing and Communication Project (T-MARC) mit Finanzmitteln der Regierung der USA entwickelt, sagte Reginald Mengi, Kommissar der Tanzania Commission for AIDS (Tacaids) und IPP-Exekutivvorsitzender, er bedauere die Spaltung der Verfechter der ABC-Strategie (Abstinenz, Treue, Kondome). "Wir müssen einander respektieren", sagte er. "Wer Abstinenz vorzieht, sollte nicht herabsehen auf diejenigen, die einem Partner treu sind oder diejenigen, die Kondome benützen." Es sei erwiesen, dass Kondome, wenn richtig verwendet, wirklich vor AIDS schützen. In einer Erklärung des Ministers für Gesundheit und Soziales heißt es, die Regierung hoffe, das neue Produkt werde zu konsequenter Verwendung von Kondomen ermuntern, und das Kondomen anhaftende Stigma aus der Welt schaffen. (Guardian 29.3.06)

Bei einerm Kurs, der u. a. sicheren Sex behandelte, be-haupteten die Jugendlichen, theoretisch hätten sie in den Medien über Kondome und ihre Verwendung erfahren, doch nichts über den praktischen Gebrauch. Daraufhin wurden sie genau über Kondome als 'Waffe' im Krieg gegen HIV/AIDS informiert. Sie versprachen, diese nun zu verwenden. (Alasiri 27.6.06)

Ein Abgeordneter sagte, Verbreitung von Kondomen und antiretroviralen Medikamenten (ARV) fache die AIDS-Ausbreitung an. Die einzige Methode, sich zu schützen, sei, sich des Ehebruchs zu enthalten. Infizierte, die ARVs verwendeten, lebten länger. "Aber können sie die sexuellen Begierden unterdrücken?", fragte er. Kondome verglich er mit der Versicherung, er oder sie könne nicht in die Grube fallen. (DN 29.6.06)

Über Kondome zu sprechen, ist in Sansibar noch immer tabu, obwohl die Menschen für Informationen zu HIV/AIDS offen sind. Es ist nicht leicht, in einem Laden Kondome zu bekommen. Die Organisation Population Services International will dafür sorgen, dass Salama-Kondome in mehr als 90 % der besonders risikoreichen Orte, Bars, Gästehäusern und Bordellen, zu bekommen sind. (Guardian 21.7.06)==

Malaria - 08/2006

Zahlen

Von den 34 Mio. Tansaniern sterben pro Jahr 100.000 an Malaria, 14 bis 19 Mio. erkranken, wobei die Mehrheit Kinder und Schwangere sind. Der Großteil der ambulanten Patienten kommt wegen Malaria zum Krankenhaus. Ohne diese wäre das Bruttosozialprodukt um 3,4 % höher. (Guardian 11.5.06)

Zum Kampf gegen Moskitos

1972 wurde DDT in den USA, danach in vielen Teilen der Erde, inkl. Tansania, wegen ökologischer Gefahren verboten. Nun erklären Verantwortungsträger Kenias, Tansanias und Ugandas, DDT sei im Kampf gegen die Malaria, Mörderin Nr. 1 in Afrika, ihre letzte Hoffnung. In Uganda verfünffachten sich die Malariafälle während der letzten 15 Jahre. "Hunderttausende von Leben könnten gerettet werden, aber wir müssen bei der Verwendung sehr vorsichtig sein", sagte der Leiter des ugandischen Malaria-Programms. Die EU warnte Uganda davor, DDT wieder einzuführen. Die Blumenproduzenten von Kenia, dem wichtigsten Schnittblumen-Lieferanten der EU, betonten, die Supermärkte des Westens achteten sehr auf dieses Mittel; man gefährde die Gartenbau-Industrie. Afrikanische Verantwortliche kritisieren, die Westler seien scheinheilig, mäßen mit verschiedenem Maß. Vor Jahrzehnten hätten sie ihr eigenes Malaria-Problem mit DDT gelöst, aber nun drängten sie Afrika, sich auf schwerer durchzuführende Methoden zu verlassen, z. B. Moskitonetze. "Ein winziges Insekt, das Moskito, reißt die Afrikaner ins Verderben, aber sie können fast nichts tun, weil sie sicherstellen müssen, dass sie ihren Markt in Europa nicht verlieren", sagte ein Wirtschaftsfachmann in Nairobi. Präsident Museveni von Uganda erklärte, sein Land werde trotz Warnungen der EU fortfahren, mit DDT zu sprühen. Die USA hat ihre Einstellung geändert. Die US-Agentur für Internationale Entwicklung (USAID) stellt im Rahmen ihres Anti-Malaria-Programms heuer Geld für das Sprühen zur Verfügung. In diesem Jahr will man in Äthiopien, Sambia und Mosambik beginnen. Fünf weitere Länder würden unterstützt, sollten sie sich für DDT entscheiden, sagte ein USAID-Verantwortlicher. (Guardian 6.6.06)

Gesundheitsbeauftragte Sansibars begannen mit 452 Mitarbeitern, in ca. 220.000 Häusern und um sie herum das Schweizer Insektizid Parathyroid-lambdacyhalothrin (IOWP-ICON) zu sprühen. Es gilt als umweltfreundlich, wirkt sechs Jahre und soll die Brutstätten der Moskitos zerstören. "Alle, die in Politik und Religion eine führende Rolle spielen, müssen dafür sorgen, dass die Aktion zu einem Erfolg wird", sagte Sansibars Chief Minister. Eine derartige Aktion will man nun alle sechs Jahre durchführen. (Guardian 13.7.06; IRIN 10.7.06)

Neue Medikamente

Eben erst vollendete die in Arusha ansässige Tanzania Pharmaceutical Company ihre Produktionskette für ein Artemi-sinin-Medikament, das sich als wirksam erwies, und verglichen mit importierten Mitteln, preisgünstig ist. Nun präsentierte die in Dar-es-Salaam beheimatete Shellys Pharmaceuticals Company in Arusha ihr neues Malariamittel 'Maladar'. Die auf drei Tage angelegte Tablettenbehandlung ist Tansanias erste auf Artemisinin basierende Kombinationstherapie. Bald schon soll sie die momentane Behandlung mit Amodiaquine, Artemisinin alleine oder SP ersetzen. Fachleute des medizinischen Bereichs aber betonen, die Regierung habe diese Kombinationstherapie noch nicht als Alternative akzeptiert oder bekanntgemacht. Man müsse also weiterhin die vorhandenen Mittel verschreiben und verkaufen. Der Shellys-Produktionsleiter entgegnete, die Resistenz gegen SP und Amodiaquine nehme in erschreckendem Maß zu. Ein Verantwortlicher sagte: "Die Länder des Westens wollen die Welt glauben machen, HIV/AIDS sei in Afrika die schlimmste Krankheit. Aber in Wirklichkeit ist es die Malaria."

Während der letzten zehn Jahre wurde eine neue Gruppe von Malaria-Mitteln erfolgreich eingesetzt, Artemisinin Präparate, vor allem Artesunate, Artemether und Dihydroartemisinin. Bisher beobachtete man keine Resis-tenz. Doch in Südostasien fand man heraus, dass Kombinationen aus Artemisinin-Präparaten mit synthetischen Mitteln die Entwicklung von Resistenz gegen ersteres sehr hinausschieben kann. Die WHO emfpfiehlt allen Ländern, die Resistenz gegen konventionelle Monotherapien beobachten, Kombinationstherapien einzusetzen, vor allem solche, die Artemisinin-Derevate enthalten. (Arusha Times 24.6.06)