Zu Geburten und Geburtshilfe - 09/2010

Aus Tansania Information
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Zu Entbindungseinrichtungen und -kosten

In der Stadt Arusha wird ein dreistöckiges Haus mit 90 Betten entstehen, in dem Schwangere der Arusha-Region vor der Entbindung unterkommen können, damit sie nicht in letzter Minute in ein Krankenhaus eilen müssen. (DN 8.7.10)

Das Nyangao Mission Hospital (Lindi-Region) verlangt nun für normale Entbindungen 30.000/- TSh. Bisher mussten für eine normale Entbindung 8.000/- TSh, für einen Kaiserschnitt 48.000/- TSh bezahlt werden. Viele sagen, die meisten Frauen könnten es sich nun nicht mehr leisten, in einem Krankenhaus zu entbinden. Bis zum Regionskrankenhaus in der Stadt Lindi seien es etwa 60 km. (Citizen 27.7.10)

Die Schwangeren eines Dorfes im Tarime-Distrikt (Mara-Region) beklagen, die Krankenschwes-tern ihres Gesundheitszentrums verlangten für die Versorgung Schmiergeld, Umgebung, Toiletten und Betten seien schmutzig, Wasser, Eimer und Laken müssten sie sebst mitbringen. Seit zwei Jahren herrsche Wasserknappheit, man müsse das kostbare Nass kaufen, gab ein Verantwortungsträger zu. Oft weise man sie an, in seiner Apotheke die verschriebenen Medikamente zu besorgen, berichten die Frauen. (Citizen 9.8.10)

Entbindung durch Kaiserschnitt

In Dar-es-Salaam und anderen größeren Städten nehmen Entbindungen durch Kaiserschnitt sehr zu. Es heißt, für einige skrupellose Privatärzte seien sie ein lukratives Geschäft.

Eine Umfrage unter Ärzten zeigt, dass immer mehr Frauen wegen wirtschaftlicher und sozialer Faktoren eine operative Entbindung vorziehen. Doch viele Frauen berichteten, sie hätten sich nicht selbst für einen Kaiserschnitt entschieden, ihre Ärzte hätten ihnen dazu geraten. Viele vermuten, vor allem private Krankenhäuser in Dar-es-Salaam nutzen die Krankenversicherung ihrer Patientinnen als Geldquelle.

Eine Krankenversicherung berichtete, 60 % ihrer Patientinnen hätten durch Kaiserschnitt entbunden. Profitgier einiger Krankenhausverwaltungen sei nicht auszuschließen. Im Durchschnitt kostet ein Kaiserschnitt in einem Mittelklassekrankenhaus in Dar-es-Salaam 1,5m/- bis 2,5m/- TSh, eine normale Geburt 500.000/- bis 700.000/- TSh. Ein Gynäkologe des Aga Khan Hospital sagte: "Wir haben immer mehr ältere Entbindende, die Schwierigkeiten haben wegen zu wenig Bewegung und anderen Übeln des Lebensstils." Einige Frauen hätten "einfach Angst vor den Schmerzen, ziehen deshalb das Messer vor". Manche Frauen sagten, sie wollten "intakt bleiben", entschieden sich deshalb für einen Kaiserschnitt. (Citizen 27.6.10)

In einer Erklärung der NGO Sikika heißt es, die Ärzte sollten Schwangere nicht zum Kaiserschnitt überreden. Hinter dem Trend zum Kaiserschnitt stünden selbstsüchtige Ärzte, die das große Geld machen wollten. (DN 5.7.10)

Zu den Hebammen

Die Hälfte aller Frauen entbinden lieber zu Hause als in einem Gesundheitszentrum, denn deren Schwestern und Hebammen seien "zu jung", um sie versorgen zu können. Sie seien wie ihre Töchter, sagen sie. Meistens sind Verwandte zugegen oder es hilft eine traditionelle Hebamme.

Vor allem auf dem Land spielen die traditionellen Hebammen eine wichtige Rolle. Aber sie sind nicht ausgebildet. In den Regionen Mwanza, Kagera und Mara begann die UNICEF, alle traditionellen Hebammen zu registrieren, ihnen moderne Entbindungstechniken zu lehren und sie mit der nötigen Ausstattung zur versorgen.

Ein Verantwortungsträger des Gesundheitsministerium betonte, die Mittel für die Gesundheitsversorgung der Mütter seien knapp; deshalb würden die traditionellen Hebammen immer unentbehrlicher.

Wegen Mangels an ausgebildeten Hebammen können die ländlichen Gebiete nicht versorgt werden, entscheiden sich viele Frauen für traditionelle Geburtshelferinnen. Eine Mutter von sechs Kindern berichtete, bei der Mütterberatung sei ihr immer gesagt worden, sie habe keine Probleme. "Deshalb ist es nicht nötig, einen langen Weg zurückzulegen", sagte sie.

Die Regierung wies die traditionellen Hebammen an, keine Geburtshilfe zu leisten, Schwangere lediglich zu einem Gesundheitszentrum zu begleiten. Experten meinen, es sei höchste Zeit, traditionelle Hebammen auszubilden, denn die Infektionen nähmen zu; häufig würden sie von den Geburtshelferinnen übertragen, weil es diesen an Wissen über Hygienemaßnahmen fehle.

Das Turiani Mission Hospital (Morogoro-Region) gewährt traditionellen Hebammen 5.000/- TSh, wenn sie Schwangere zur Entbindung so bald wie möglich ins Krankenhaus bringen, statt sie zu behalten, bis ihr Zustand kritisch wird.

Mit Unterstützung der UNICEF gelang es, traditionelle Hebammen darüber zu informieren, was geschieht, wenn sich die Entbindung zu lange hinzieht.

Der Geschäftsführer der UNO Familiy Planning Association betonte, ausgebildete Hebammen spielten bei Familienplanung und beim Schutz der Neugeborenen vor Übertragung des HIV von der Mutter eine wichtige Rolle. (DN 5./ 31.5./14.6./5./21.7.10; Guardian 12.7.10; Citizen 7.5.10)

Fistula

Ärzte und Krankenpflegepersonal des Tarime-Distriktkrankenhauses (Mara-Region) berichteten, sehr viele Frauen, die zu ihnen kommen, hätten eine Fistel, verursacht durch langwährende, schwierige Entbindung. Vor allem seien sehr junge Mädchen betroffen, wenn der Geburtskanal infolge von Beschneidung (FGM) nicht elastisch genug ist. Jedes Jahr würden in diesem Krankenhaus mehr als 200 Mädchen unter 18 Jahren entbinden, viele seien zwischen 11 und 13. "Wollen wir dieses Problem beenden, müssen die Gemeinden besser informiert werden, damit sie die FGM-Tradition ändern, und die Sitte, junge Mädchen frühzeitiger Schwangerschaft auszusetzen", sagte ein Krankenpfleger. Die meisten Mädchen unter 18 Jahren, die zur Entbindung kommen, würden von einem Ehemann zwischen 40 und 60 Jahren begleitet. (DN 15.7.10)