Zu Problemen von Kindern und Jugendlichen - 06/2010

Aus Tansania Information
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Kinderarbeit

Viele Kinder arbeiten in risikoreichen Bereichen, in Landwirtschaft, Bergbau und Fischerei. Andere waschen die Wäsche, ziehen Fischnetze aus dem Wasser, putzen Fischerboote, schuppen und rösten Fische; andere Kinder erledigen Hausarbeit, hüten das Vieh, treiben Handel mit Erdnüssen, Süßigkeiten, Plastiktüten, Sprudel, Saft oder Trinkwasser, Mädchen prostituieren sich.

Laut eines Berichtes über die schlimmsten Formen der Kinderarbeit spielen die meisten Eltern im Kampf gegen diese wegen wachsender finanzieller Probleme keine wichtige Rolle. Aus diesem Grund erlauben sie ihren Kindern, eine Anstellung anzunehmen. (DN 28.10.09; Guardian 30.1.10)

Die Aussicht, auf dem Fischmarkt in Sansibars Stonetown schnell Geld zu verdienen, lockt zu viele Kinder an. "Sie würden gerne zur Schule gehen, aber sie müssen arbeiten, um ihre Eltern zu unterstützen", berichtete ein Mitarbeiter von Save the Children.

Die meisten verkaufen morgens und nachmittags, wenn die Fischer zurückkommen, Tee und Kleinigkeiten. Auf Pemba zerschlagen viele Kinder Steine zu Schotter. Noch schwieriger ist die Arbeit in den Nelkenpflanzungen, in den Meeresalgenanlagen, so wie im Tourismus- und Hotelgewerbe. Viele sind auch in Kinderprostitution tätig.

Ein 15-jähriger Saftverkäufer berichtete, er arbeite jeden Tag sieben Stunden, verdiene dabei etwa 7.000/- TSh. Den größten Teil erhalte sein älterer Bruder, der Rest werde an die auf dem Festland lebenden Eltern geschickt. "Meine Eltern sind arm, sie konnten mich nicht in der Schule lassen." Wenn ich meinen Bruder bäte, mich wieder in die Schule zu bringen, würde er mich zu den Eltern zurückschicken", fürchtet er. (ThisDay; IRIN 7.4.10)

Im Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Kinderarbeit heißt es, die Bemühungen um die Eindämmung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit, nähmen ab. Das dürfe nicht mit dem weltweiten wirtschaftlichen Niedergang entschuldigt werden. Am meisten Kinderarbeit gebe es in Afrika südlich der Sahara. (DN 8.5.10)

Menschenhandel

Im Mpanda-Distrikt (Rukwa-Region) verhaftete die Polizei eine junge Frau, weil sie drei Primarschülerinnen ohne Zustimmung ihrer Eltern auf einem Lastwagen aus der Stadt Mpanda nach Mbeya gebracht hatte, um sie vermutlich an ein organisiertes Kartell von Menschenhändlern zu verkaufen; den Preis für die Mädchen hätte man ausgehandelt. Wahrscheinlich ist sie selbst eine 'notorische Menschenhändlerin'.

Die Frau gab zu, verbotenerweise versucht zu haben, die Kinder an 'Kunden' in Mbeya zu verkaufen. Offensichtlich sollten sie nach Dar-es-Salaam gebracht und dort als Hausangestellte, Prostituierte, Barmädchen oder Dienstmädchen in Bruchbuden angestellt werden. Die Kinder wurden nach Mpanda zurückgebracht. (DN 29.4.10)

Missbrauch

In Morogoro verhörte die Polizei einen Primarschullehrer (55), der 13 Schülerinnen zwischen vier und zwölf Jahren missbraucht haben soll. Die Kinder, ihre Eltern und Verantwortungsträger des Dorfes hatten sich vor der Schule eingefunden, doch der betreffende Lehrer war bei einer Trauerfeier. Bei seiner Rückkehr wurde er verhaftet. Die Kinder berichteten, er habe die Gewohnheit, sie in sein Büro zu rufen, um ihre Klassenarbeit zu zensieren; doch statt dessen missbrauche er sie sexuell und verspreche ihnen danach, er werde sie heiraten. (Guardian 30.4.10)

Misshandlung durch Eltern

Immer häufiger erleiden Kinder durch ihre Eltern schreckliche Grausamkeiten. Man berichtete von Eltern, die ihre Kinder erschlagen, Müttern, die ihren Kindern die Hände verbrennen, um sie für Diebstahl zu bestrafen. Ein Vater soll seinen Sohn mit Albinismus geschlachtet haben, um Geld zu bekommen. Eine Rechtsanwältin des Legal and Human Rights Centre (LHRC) berichtete von einer vermutlich geistig verwirrten Frau, die ihre drei Kinder erschlug. Ein Kind wurde von seinen Eltern ermordet, weil es aufbewahrte Lebensmittel gegessen, ein anderes, weil es Saatgut, das für die Aussaat aufbewahrt wurde, gekocht hatte. Ein Teenager kam ins Krankenhaus, weil sein Vater seinen Speer nach ihm geworfen hatte, als er spät nach Hause kam und um Nahrung bat. Ein Experte sagte, die Familien, vor allem die auf dem Land, litten unendliche Not. Extrem niedergeschlagene Eltern reagierten ihren Frust an unschuldigen Kindern ab. (Citizen 23.5.10)

Schwangerschaft von Schülerinnen

Während der letzten fünf Jahre mussten 28.600 Schülerinnen die Schule wegen Schwangerschaft vorzeitig verlassen. Schuld war meistens Armut, mangelhafte Aufklärung, frühzeitige Initiationsriten für Mädchen und das Fehlen von Transportmöglichkeiten zur Schule. In einer Erklärung der Tanzania Media Women's Association (Tamwa) heißt es, man sei überzeugt, Schwangerschaft von Schülerinnen sei vermeidbar, wenn man die Mädchen ausreichend informiert und sie ermutigt, bei Druck und sexueller Versuchung Nein zu sagen. (Guardian 8.5.10)

31 Journalisten unterschiedlicher Medienhäuser untersuchen in 17 Regionen die Fälle von Schwangerschaft von Schülerinnen. Sie fragen Regierungsleute, Abgeordnete, Erziehungsbeauftragte, Räte und Dorfführer, wie das Problem am besten gelöst werden könnte.

Sie wollen auch die Meinung von Eltern, Erziehungsberechtigten, Schülerinnen, Lehrkräften, Polizisten und Mädchen, die wegen Schwangerschaft die Schule verlassen mussten, wissen. Die Untersuchungsergebnisse sollen Aufmerksamkeit in der Gesellschaft und bei Regierungsleuten schaffen. (Guardian 24.5.10)

Im Karagwe-Distrikt (Kagera-Region) waren in den letzten drei Jahren 85 % der Schülerinnen, die schwanger wurden, HIV-positiv. Der District Commissioner sagte: "Diese böswilligen Männer wenden sich armen Schülerinnen zu, weil sie fälschlicherweise meinen, Kinder dieses relativ zarten Alters seien nicht mit dem HIV infiziert. Aber die Folgen sind katastrophal."

Eine 17-Jährige berichtete, ihr Vater wolle sie nicht in seinem Haus sehen. Man riet ihr zur Abtreibung, doch sie habe kein Geld dafür. Manche Mädchen versuchen, mit Hilfe traditioneller Geburtshelferinnen durch Kräuter abzutreiben. Aber die meisten bekommen große Probleme und müssen in ein Krankenhaus gebracht werden. Doch manchmal ist es zu spät. (Guardian 28.5.10)

Kommentar: Die Bemühungen, die Schwangerschaft von Schülerinnen einzudämmen zeigen keine Resultate. Sooft Regierungsleute auch anordnen, die Verantwortlichen zu bestrafen, müssen weiterhin viele Schülerinnen wegen Schwangerschaft die Schule verlassen. Auch Nichtregierungsorganisationen und Aktivisten setzten sich ein. Werden Schuldige nicht bestraft, ermutigt das andere. Es gibt Gesetze, die, richtig angewendet, sicherstellen, dass schlechte Menschen für ihre Sünden zahlen. Man muss einige Eltern tadeln, weil sie mit den Verbrechern kooperieren, wenn sie Geschenke oder Geld bekommen. Deshalb sind viele nicht bereit, die Daten derer, die ihre Töchter geschwängert haben, preiszugeben, weil sie mit ihnen ein Geschäft gemacht haben. (Citizen 26.5.10)

'Straßenkinder'

Weil immer mehr Kinder auf der Straße leben, ist es ein Alptraum, muss man in Mwanza nachts auf der Straße sein. Seit man dort Straßenlaternen aufstellte, strömen die Kinder ins Stadtzentrum und spielen Autofahrern, Fußgängern und sogar Ladeninhabern durch ihr ungehobeltes Benehmen übel mit. Einige, die vielleicht aus dem hintersten Winkel kommen, erleichtern sich ohne Scheu im Angesicht der Passanten vor einem Laden. Immer mehr betätigen sich als Taschendiebe, brechen geparkte Autos auf und klauen, was sie dort finden. Jeder Autofahrer wird angebettelt. Lehnt er ab, zerkratzen sie sein Fahrzeug, oder reißen Seitenspiegel oder Scheinwerfer ab. Die Kinder raufen ständig und fluchen unflätig. Auch die Mädchen sind nicht gefeit vor so einem schrecklichen Benehmen; sie verhalten sich genau so unmöglich wie die Jungen.

Mädchen und Jungen rauchen, saugen Schnaps aus einem Schwamm, während sie die sonst ruhige und gut verwaltete Stadt versauen.

Vernachlässigen wir diese jungen Männer und Frauen weiterhin, erzeugen wir zukünftige Mörder, Plünderer, Vergewaltiger und Prostituierte, ohne ernsthaft zu überlegen. (Citizen 21.4.10)

Verheiratung Minderjähriger

Children's Dignity Forum (CDF), eine lokale NRO, arbeitet in der Mara- und der Mwanza-Region. Im Tarime-Distrikt (Mara-Region) half sie 30 Mädchen, die als Kinder verheiratet worden waren, mit finanzieller Unterstützung, ein Unternehmen zu starten, eine Schneiderei, einen Friseurladen oder Catering. Sie vermittelte den Mädchen auch grundlegende Wirtschaftskenntnisse und zahlt Miete und Strom für die Geschäfte.

Im Tarime-Distrikt zwingen viele Eltern ihre Töchter im Kindesalter zur Heirat oder geben sie einfach weg. Dafür fordern sie einen Brautpreis in Form von Rindern. Der Besitz vieler Kühe gilt dort weiterhin als Zeichen von Reichtum. (DN 10.5.10)

Kinder als Bettler

Dar-es-Salaamer Kinder äußern sich zu bettelnden Kindern und deren Eltern.

Robert (16): Wenn Kinder merken, dass ihre Eltern sie zum Betteln zwingen, sollten sie nichts heimbringen, damit sie am nächsten Tag nicht wieder rausgeschickt werden.

James (16): Die meisten bettelnden Kinder sind Waisen. Man sollte ihnen helfen, denn sie wollten nicht, dass ihre Eltern sterben.

Japhet (13): Die meisten bettelnden Kinder sind schmutzig und laufen barfuß. Die Polizei sollte sie verhaften und nach Hause bringen, um festzustellen, ob sie wirklich in Not sind.

Rukia (13): Die Kinder sollten sich weigern, der Polizei melden, wenn sie von ihren Eltern gezwungen werden, Bettler zu werden.

Peter (13): Kinder, die von ihren Eltern zum Betteln geschickt werden, tun mir Leid.

Helile (14): Solche Eltern sollten sofort vor Gericht gestellt werden.

Irene (14): Die meisten bettelnden Kinder haben ältere Eltern, die nicht arbeiten und Geld verdienen können. Ich denke, Kinder, die solche Eltern haben, sollten nicht bestraft werden.

Evelyne (13): Es ist nicht schlimm, wenn arme Eltern ihre Kinder zum Betteln schicken, denn sie haben nichts zu Essen, wenn sie nicht betteln. Manche Kinder leben bei ihren Großeltern, weil ihre Eltern gestorben sind. Die Großeltern sind alt und können nicht arbeiten. Deswegen ist das Betteln die einzige Möglichkeit.

Shadrack (10): Manche Eltern zwingen ihre Kinder zum Betteln, weil sie wissen, dass es Leute gibt, die ihnen Geld geben. Solche Eltern sollten bestraft werden. (Guardian 14.4.09/12.1.10)