Zu Tansanias Austritt aus dem Comesa - 04/2006

Aus Tansania Information
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Im Jahr 2000 verließ Tansania den Gemeinsamen Markt für das Östliche und Südliche Afrika (Comesa), denn die "Kosten seien sehr hoch", wenn man sowohl im Comesa als auch in der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) Mitglied sei, so die Begründung. <Siehe Tans.-Inf. 11/00 S. 9> Aber es zeigt sich, dass die Vorteile, die die Mitgliedschaft im Comesa brächten, größer sind als die Kosten. Nun liegt dem Kabinett ein Bericht vor, mit dem Titel 'Eine Studie zu den Auswirkungen die Tansanias Austritt aus dem Comesa für die Entwicklung der Handelsbeziehungen mit Comesa Mitgliedsländern hat'.

Tansania wird darin nahe gelegt, dem Comesa wieder beizutreten. Es heißt, die Folge des Austritts war, dass die tansanische Industrie mindestens 80 Mio. US$ an Kenia und Uganda verlor, denn das Wachstum von ca. 30 größeren Firmen der Fertigungsindustrie sei gebremst worden.

Die Glasfabrik Kioo Ltd. z. B. investierte für Modernisierung und Produktionssteigerung mehr als 27 Mio. US$, um den Comesa und dem Markt der SADC zu befriedigen. Doch dann ging ein Geschäft mit Simbabwe im Wert von ca. 1,5 Mio. US$, eines im Wert von 0,5 Mio. US$ mit Malawi verloren, denn die Firma konnte die in einem Vertrag vereinbarte Menge von Coca-Cola-Flaschen nicht liefern. Die beiden Länder entschieden sich für den Mittleren Osten. Der Export der Glasfabrik in die Comesa-Länder sollte auf 15-20 Mio. US$ pro Jahr steigen. Doch das ist nun nicht möglich.

Die Brauerei Tanzania Breweries Ltd. verlor in Mauritius einen Biermarkt. Man hatte die Lieferung von Bier vereinbart. Doch Mauritius entschied sich dagegen, weil für Bier aus Tansania Importzoll von 15 % anfällt, während nur 3 % zu zahlen sind, wenn Comesa-Länder miteinander Handel treiben.

Der Zusammenbruch der National Insurance Corporation ist u. a. Tansanias Austritt aus dem Comesa zuzuschreiben, denn die Firma verdiente an einem regionalen Kraftfahrzeugversicherungs-Projekt, Comesa Yellow Card Scheme genannt, pro Jahr 0,5 Mio. US$.

Einbußen verzeichnen auch folgende Firmen: Tanga Cement Ltd., Tansania Pharmaceutical Industries, Trishala Iron and Steel Rollling Mills, New Kilimanjaro Textiles, GeneralTyre East Africa Ltd., OK Plast, Raffia Bags und China-Tanzania Friendship Textile Mills. Der Bericht zeigt, Tansanias Austritt aus dem Comesa vereitelte die Erweiterungspläne vieler Betriebe, die ihre Exporte in die Mitgliedsländer steigern wollten.

Nun empfehlen mehr als 30 größere Firmen die Rückkehr zum Comesa. Der Präsident der Tansanischen Industrie, Handels- und Landwirtschafts-Kammer sagte, die Erfahrung zeige, dass es keine gute Idee sei, mit einzelnen Mitgliedsländern des Comesa bilaterale Vereinbarungen zu erstreben, denn das Land habe diesen aus freien Stücken verlassen. Beobachter meinen, Tansania versperre sich auch den Zugang zu anderen neuen Märkten, dem des Sudan, der Demokratischen Republik Kongo und Madagaskars; alle sind Comesa-Mitglieder.

Tansanias Comesa-Mitgliedsbeitrag betrug ca. 350.000 US$, an die SADC sind 1,2 Mio. US$ zu zahlen, an die East African Community (EAC) 3 Mio. US$; dazu kommen pro Jahr je 300.000 US$ für Konferenzen. Die Comesa-Mitgliedskosten stehen also in keinem Verhältnis zum Nutzen, auf den Tansania als Nicht-Mitglied des Comesa verzichtet.

Dank politischer Entwicklungen im Sudan, in Somalia und in der DR Kongo haben sich die Umstände im Vergleich zu der Zeit, als sich Tansania aus dem Comesa verabschiedete, verändert. Strategisch gesehen liegt Tansania in der Comesa-Region. Seine Infrastruktur verbindet es mit sieben Nachbarländern. Von ihnen sind einige Comesa- und SADC-Mitglied. Deshalb ist das Land ein wichtiger Durchgangsweg über Straße, Schiene und Wasser. Es heißt, das Ministerium für Handel und Industrie habe der Regierung vorgeschlagen, dem Comesa wieder beizutreten. (The East African 21.2.06)