Zu Verkauf und Fälschung von Zeugnissen - 12/2008

Aus Tansania Information
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Zum Verkauf von Zeugnissen

Es gibt gut etablierte Syndikate die 'originale' und gefälschte Zeugnisse verkaufen. Dabei nehmen sie jeden Monat Mio. von TSh ein. Die Schlüsselrolle spielen einige verantwortungslose Mitarbeiter des National Examination Council of Tanzania (NECTA) und Vermittler, die Kontakt zu Interessenten herstellen.

Für ein Zeugnis muss man 300.000/- bis 1,5m/- TSh bezahlen. Die Wartezeit beträgt etwa einen Monat, weniger, wenn man mehr bezahlt. Es handelt sich um Zeugnisse Verstorbener, auf die der Name des Kunden eingetragen wurde. Ein Vermittler berichtete, er könne pro Monat 4m/- TSh verdienen, die Nachfrage sei groß. "Ich weiß, dass es riskant ist. Aber wir sind in einer Stadt, da ist alles möglich." Er erzählte: "Die NECTA-Leute haben eine Datenbank mit Namen von Verstorbenen und Nummern, die nicht vergeben wurden. Sie verwenden auch Zeugnisse, die nicht abgeholt wurden." Gefälschte Zeugnisse kosteten weniger. Aber Kunden, die sich an einer staatlichen Universität einschreiben wollen, benötigten ein "genuines" Zeugnis, betont er. Die Freunde beim NECTA wüssten, was zu tun sei, dass die 'Kunden' keine Schwierigkeiten bekommen. Quittungen würden nicht ausgestellt, denn man traue mündlicher Zusage. (Citizen 27.9.08)

Die Polizei ermittelt gegen NECTA-Mitarbeiter, von denen man vermutet, sie seien an dem Syndikat beteiligt, das Universitäts-Zeugnisse verkauft. (Citizen 1.10.08)

Ein Oxfam-Mitarbeiter fordert, die Regierung solle bei der Anstellung von Lehrkräften mehr auf Kompetenz achten als auf Zeugnisse. "Dann kann man die aussondern, die gefälschte Zeugnisse oder solche anderer Personen vorlegen." Auch am Diebstahl von Prüfungsunterlagen sei das momentane Bildungssystem schuld, denn es achte mehr auf Noten als auf Wissen. (Guardian 26.8.08)

14 Studierende, die gefälschte Zeugnisse vorgelegt hatten, wurden inhaftiert. Das Higher Education Students Loan Board (HESLB) untersucht die Fälle, ehe es juristisch vorgeht. Das Urteil könnte auf sieben Jahre Haft lauten.

Das Moshi University College of Cooperatives and Business Studies (MUCCoBS) verwies 51 Studierende vom College. Sie hatten gefälschte Zeugnisse vorgelegt, weil sie das Abitur nicht geschafft hatten. (DN 14.11.08; Guardian 18.11.08)

Diebstahl von Unterlagen der Prüfung nach Klasse 11 (Form IV)

241.195 Schüler und Schülerinnen waren für die Prüfung nach Form IV angemeldet. In ganz Tansania beginnt sie am selben Tag.

In letzter Minute verschob der National Examination Council of Tanzania (NECTA) die Mathematikprüfung um zwei Wochen, weil die Aufgaben in einigen Regionen durchgesickert seien. Es heißt, pro Exemplar seien 700.000/- TSh verlangt worden. (07 hatten 97 % der Schüler und Schülerinnen die Form IV-Mathematik-Prüfung nicht bestanden.) Bei den anderen Prüfungen ändert sich nichts, obwohl einige Schüler behaupten, auch Prüfungsfragen anderer Fächer seien durchgesickert, und ein paar skrupellose Leute hätten gefälschte Unterlagen gedruckt. (DN 7.10.08; Guardian 7.10.08)

Ein Verantwortungsträger des Erziehungsministeriums sagte: "Das Durchsickern von Prüfungsaufgaben zeigt deutlich, wie korrupt die ganze Gesellschaft und einige Verantwortungsträger sind. Wir ermitteln und werden ohne Rücksicht gegen sie und andere Beteiligte vorgehen." Auch in den vergangenen Jahren waren Prüfungsunterlagen durchgesickert, war man "disziplinarisch" gegen NECTA-Mitarbeiter vorgegangen und hatte die Prüfungsergebnisse einiger Kandidaten für ungültig erklärt.

Laut Regierungsquellen wird der NECTA demnächst vollkommen verändert, denn einige leitende NECTA-Verantwortungsträger seien vermutlich direkt am Durchsickern der Prüfungsaufgaben beteiligt. Wahrscheinlich würden im Prüfungssystem des Landes einige Köpfe rollen. Maghembe, Minister für Erziehung und berufliche Bildung gab zu, es gebe dort schwerwiegende Probleme. "Wir haben einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Skrupelloses Vorgehen des NECTA wird unterbunden."

Premierminister Pinda sagte, das Durchsickern der Prüfungsaufgaben sei eine große Schande. Man dulde so etwas nicht. Keinesfalls sollten Eltern Examensunterlagen für ihre Kinder kaufen. (6.11.08; ThisDay 29.10.08)

In Zusammenarbeit mit der Polizei überwachte der NECTA fast alle Zentren, in denen die Form IV-Prüfung geschrieben wurde. (DN 8.10.08)

Studenten, Form IV-Schüler und -Schülerinnen, Eltern und andere Tansanier fordern von der Regierung scharfe Maßnahmen gegen die für das Durchsickern der Prüfungsunterlagen verantwortlichen Mitarbeiter. Zwei Personen wurden verhaftet und verhört. Nun wächst der Druck auf Minister Maghembe und den Direktor des NECTA. Sie müssten zurücktreten und eine unabhängige Untersuchung der Vorgänge ermöglichen, fordern die Studentenvereinigung Tahliso u. a. Das würde helfen, das Vertrauen des Volkes zur Prüfungspraxis wieder herzustellen. "Präsident Kikwete war zu weich. Deshalb tun die Regierungsleute was sie wollen, ohne sich zu fürchten", sagte der Tahliso-Generalsekretär. Die Studierenden aller Universitäten und Hochschulen würden Ende Okt. landesweit streiken, um die Regierung zu umfassenden Veränderungen des Bildungssystems zu zwingen. (Citizen 8.10.08)