Zu einigen Krankheiten - 04/2007

Aus Tansania Information
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Cholera

Aktion

Im Nov. 06 erklärte Premierminister Lowassa, die Verwaltungsbeauftragten der Regionen hätten zwei Wochen Zeit, um die Cholera in ihrem Gebiet auszurotten. Andernfalls würden sie ihren Job verlieren. Doch weiterhin kamen neu mit Cholera infizierte Personen in die Krankenhäuser, wenn auch in geringerer Zahl. (IRIN 22.11./ 5./18.12.06)

Dar-es-Salaam

Im Lauf eines Jahres waren in Dar-es-Salaam 11.227 Menschen an Cholera erkrankt, 123 gestorben.

Der Regional Commissioner ließ die Hotels, Restaurants und Bars streng überwachen. Wer die Vorschriften nicht einhält, wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt; Ersatz durch Bußgeld ist nicht möglich. In Gebieten, die von Haushalts- und Industrieabwässern durchflossen werden, verbot er den dort sehr beliebten Gemüseanbau. Manche Gemüsebauern halten sich nicht an die Vorschrift. Einer äußerte kritisch, "die Leute essen doch keinen rohen Spinat".

2006 zahlte die die Regierung für die Behandlung der Cholera-Patienten Dar-es-Salaams 550m/- bis 700m/- TSh. Die Behandlung eines Patienten kostet pro Tag 15.000/- bis 20.000/ TSh. Die Verweildauer beträgt durchschnittlich drei Tage.

Die Stadtverwaltung richtete für die Behandlung vier Cholera-Lager ein. Sie mussten insgesamt pro Tag bis zu 50 Patienten aufnehmen. (DN 11.2.07; Guardian 28.12.06/17.2.07; IRIN 22.11./ 5./18.12.06)

Arusha

In Arusha wurde der Verkauf von Speisen auf der Straße und Bewirtungen bei Hochzeiten und Beerdigungen verboten. Dreimal pro Tag soll Chlor in die Brunnen gegeben werden. (IRIN 22.11.06)

Sansibar

Weil man die Cholera unter Kontrolle hat, ist es in Sansibar nun nicht mehr verboten, frische Lebensmittel zu verkaufen. "Seit 14 Tagen haben wir keine Cholera-Patienten mehr", sagte der Gesundheitsminister Sansibars. Die provisorischen Behandlungszentren wurden geschlossen.

Als die Seuche im Nov. 06 ausbrach, wurde verboten, Lebensmittel, Säfte und Obst in Ständen an der Straße und in Freiluft-Restaurants zu verkaufen, bei Festen zu essen und zu trinken.

2006 starben in Sansibar mindestens 50 Personen an Cholera, während der letzten drei Monate waren es 35.

Wer nicht auf Hygiene achtet, muss 25-50 US$ als Bußgeld zahlen oder sechs Monate einsitzen. Bisher wurden 80 Personen verurteilt. (Guardian 14.2.07; IRIN 25.1./12.2.07)

Krebs

Zahl, Art der Erkrankungen

In Tansania erkranken jährlich schätzungsweise 200.000 Menschen neu an Krebs.

Im Ocean Road Cancer Institute (ORCI) wurden seit 2000 pro Jahr 1.500-2.000 neue Fälle aufgenommen, mit steigender Tendenz (35 % Gebärmutterhalskrebs, 15 % Kaposi Sarkoma, 10% Brustkrebs, 9 % Speiseröhrenkrebs). Immer mehr Menschen erkrankten an Prostatakrebs. Der Exekutivdirektor sagte, bei den meisten Krebsarten, die in Tansania auftreten, werde Bestrahlung benötigt. Am häufigsten gehe es um durch HIV/AIDS verursachten Hautkrebs. (DN 16.11.06/7.2./ 9.3.07)

Zu Vorsorge und Meinungen

Der Leiter des Krebsvorsorgedienstes sagte: "Früher wussten die Menschen nichts über diese Krankheit und viele hatten abergläubische Vorstellungen, wenn sie an Krebs erkrankten. Sie gingen nicht ins Krankenhaus. Das hat sich geändert." Der Exekutivdirektor des ORCI betonte, Vorbeugemaßnahmen und frühzeitige Diagnose müssten erforscht werden.

Die Stellvertretende Gesundheitsministerin sagte: "Die Regierung anerkennt und lobt die Mühen der Medical Women Association of Tanzania (MEWATA) um die Diagnostizierung von Brustkrebs ehe dieser ein kompliziertes Stadium erreicht."

Die Fernsehsender ITV und RadioOne arbeiten bei Beschaffung von Mitteln und Bewusstseinsbildung eng mit MEWATA zusammen. (DN 16.11.06/9.3.07; Guardian 7.2.07)

Ausbildung von Mitarbeitern

Die Ausbildung von Krebsspezialisten wird von der Regierung Kanadas mit 160,5m/- TSh unterstützt. Es geht vor allem um fachgerechte Bedienung des von einer kanadischen Privatgesellschaft gespendeten Bestrahlungsgerätes.

In allen Distrikten sollen die Mediziner lernen, frühzeitig Krebs zu diagnostieren und dann das Richtige zu tun. Im Mwanga-Distrikt (Kilimanjaro-Region) und im Muheza-Distrikt (Tanga-Region) hat der entsprechende Unterricht bereits begonnen. (DN 16.11.06; Guardian 20.1.07; Nipashe 7.2.07)

Erweiterung der Behandlungsangebote

Das Ocean Road Cancer Institute (ORCI) kann nur 10 % der Krebspatienten aufnehmen, nur einen kleinen Teil derer, die Bestrahlung benötigen, entsprechend behandeln. Die Stellvertretende Gesundheitsministerin sagte, man plane, die Angebote auszubauen, am Bugando-Krankenhaus in Mwanza ein Bestrahlungsgerät aufzustellen. Krebstherapie solle an allen vier Überweisungskrankenhäusern angeboten werden, in Dar-es-Salaam, in Mwanza, in Moshi und in Mbeya. (DN 16.11.06/7.2.07; Guardian 20.1.07; Nipashe 7.2.07)

Zur Bestrahlungstherapie

Im Parlament sagte ein Abgeordneter, angeblich überlebten mehr als 70 % der Patienten eine Bestrahlung nicht. Gesundheitsminister Mwakyusa antwortete, Ärzte, die eine Bestrahlung verordneten, beabsichtigten nicht, den Patienten das Leben zu nehmen. Die meisten würden durch die Behandlung gesund. Nur sehr selten seien Todesfälle zu beklagen. (Guardian 7.2.07)

Zu den Behandlungskosten

Ein Abgeordneter sagte im Parlament, die Regierung verkünde zwar, Krebspatienten würden kostenlos behandelt, aber noch immer belästigte man sie, wenn sie sich untersuchen lassen. (Nipashe 7.2.07)

Malaria

Zahlen

93 % der tansanischen Bevölkerung sind in Gefahr, an Malaria zu erkranken. Pro Jahr werden 16 Mio. Malariapatienten behandelt, vor allem Kinder unter fünf Jahren und Schwangere. Ca. 100.000 Menschen sterben an Malaria. Sie ist bei Todesfällen von Kindern unter fünf Jahren in 33 %, von Schwangeren in 20 % die Todesursache. (DN 11.1.07)

Wiedereinführung von DDT

Die Regierung akzeptiert die Wiedereinführung von DDT, wenn es ausschließlich für das Sprühen im Inneren der Häuser verwendet wird. "Es klebt an der Wand und wirkt sechs Monate. Wenn ein Insekt die Wand berührt, stirbt es", erklärte Gesundheitsminister Mwakyusa.

Ein Verantwortlicher des National Malaria Control Programme sagte, man werde eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen und DDT wieder zulassen, denn immer mehr Malaria-Erreger seien nun resistent. Das Insektizid werde von der Regierung streng kontrolliert, damit es niemand für andere Zwecke verwende, weder in der Landwirtschaft noch bei der Fischerei.

DDT wurde in den 80er Jahren verboten, 2006 von der WHO als Spritzmittel gegen Malaria innerhalb von Häusern wieder zugelassen. Die Verwendung in der Landwirtschaft bleibt untersagt. Aber häufig lagern die Menschen Lebensmittelvorräte in ihren Häusern. Niemand kann garantieren, dass diese nicht belastet werden. Wird DDT in landwirtschaftlichen Exportprodukten festgestellt, verlieren die Bauern automatisch den Zugang zu Märkten im Ausland und zum rasch wachsenden lukrativen Sektor des zertifizierten biologischen Landbaus. (DN 21.11.06; Guardian 6.3.07; The East African 20.2.06)

Untersuchung von drei Medikamenten

04 beauftragte das Gesundheitsministerium eine Arbeitsgruppe Alternativen zu untersuchen zu den seit 01 als Mittel der Wahl verabreichten Medikamenten, Sulfadoxine Pyrimethamine (SP), dann Amodiaquine(AQ), endlich Quinine. '04 und '05 beobachtete man bei der Verwendung von SP in 25 %, von Amodiaquine in 12 % der Fälle Unwirksamkeit. "Das zeigt, dass Veränderung nötig ist", sagte ein Manager des National Malaria Control Programme. (Guardian 12.1.07)

Neues Medikament der Wahl

Artemether Lumefantrine (ALU) ersetzt nun SP und AQ. Die Regierung hat Vorrat für die Behandlung von 17 Mio. Erkrankungen. Das Medikament werde teuer sein, meinte ein NMCP-Manager. Doch Kinder unter fünf Jahren und Schwangere würden es in staatlichen Einrichtungen kostenlos bekommen. Man erwartet, dass die Regierung auch private Einrichtungen unterstützt, damit die gesamte Bevölkerung das Medikament zu einem erschwinglichen Preis bekommen kann. Bisher verlangen die privaten Einrichtungen für eine Dosis von 12 Tabletten 7.000/- TSh, staatliche den subventionierten Preis von 300/- TSh.

Noch ist ALU vielerorts unbekannt. Deshalb plant die Regierung eine Sensibilisierungskampagne und sorgt dafür, dass das Medikament auch die fernsten Ecken des Landes erreicht. Wissenschaftler meinen, bis 2010 könne ALU die Malaria-Fälle und die Sterblichkeitsrate halbieren. (DN 12./19.1./8.3.07; Guardian 12.1.07)

Impfung

Ein in Belgien entwickelter Impfstoff zeigt ermutigende Resultate. Das Gesundheits-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Ifakara erhielt Impfstoff, um ihn im Bagamoyo-Distrikt (Küsten-Region) auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen zu testen. (DN 7.3.07)

Kampagne Sansibars

Dank der Antimalaria-Kampagne Sansibars (ZMCP) 'Kataa Malaria' <Verweigere dich der Malaria>, sank die Zahl der Erkrankungen um 86 %. Mehr als 200.000 mit Insektiziden imprägnierte Moskitonetze wurden verteilt, Schnelldiag-nose-Ausrüstung eingeführt, 90 % der Häuser 54 Tage ausgesprüht. Im Januar 07 startete eine neue Sprühaktion. Sie muss zweimal im Jahr durchgeführt werden.

Bis '08 sollen 80 % der Bevölkerung imprägnierte Moskitonetze haben. Zuerst werden Schwangere und Kinder unter fünf Jahren versorgt.

Nicht alle teilen den Optimismus von Regierung und internationalen Organisationen. "Wir dachten, nach dem Sprühen ende die Plage mit den Moskitos. Aber sie vermehrten sich sehr", klagte eine Frau. "Doch seit Mai 06 hatten wir alle keine Malaria mehr", gab sie zu. Sie hatte ein Moskitonetz erhalten.

Das Gesundheitsministerium betont, nur die Moskitos im Haus würden getötet. Mangelhafte Abwasserbeseitigung und Regenfälle könnten die Plage vergrößern.

Einige Familien weigerten sich, das Spritzen in ihrem Haus zuzulassen. Ihre Beweggründe seien unklar, sagte der Koordinator der Aktion. Trotzdem werde man das Ziel, in 90 % der Häuser zu spritzen, erreichen.

Im Malaria-Aufsatzwettbewerb Sansibars wurde ein Schüler einer Sekundarschule von Pemba mit 5.000 US$ ausgezeichnet. Der zweite Preis war ein Computer. Dieser Wettbewerb ist Teil des Kampfes gegen die Malaria. (DN 3./11.1.07; Guardian 10.1./27.2./ 20.3.07; IRIN 10.10.06)

Masern

Insel Pemba

Seit etwa fünf Jahren hatte es auf der Insel Pemba keine Masernfälle gegeben. Im Dez. 06 aber erkrankten dort viele Kinder an Masern. In einem Distrikt zählte man 184 Patienten, unter ihnen auch Erwachsene, einen Todesfall. Die Regierung startete eine Aufklärungskampagne und ein Impfprogramm. Fachleute meinen, schuld am Auftreten der Masern sei, dass viele Kinder nicht geimpft wurden, dass die Bevölkerung zu wenig informiert sei und sich auf traditionelle Heilmethoden verlasse und dass man zu viel Kontakt mit anderen Menschen pflege. Vor allem in Dar-es-Salaam sei das riskant, weil die Masern dort verbreitet seien. Laut WHO sind die Masern für kleinere Kinder äußerst gefährlich, obwohl es seit 40 Jahren sichere und wirksame Impfstoffe gebe. (Guardian 25./ 29.12.06; IRIN 14.12.06/18.1.07)

Tanga-Region

Der District Commissioner von Korogwe (Tanga-Region) sagte, die Regierung informiere in einer Kampagne über die Bedeutung der Impfung. Er wies die Mitarbeiter des Gesundheitswesens an, die Eltern zu finden, die ihre Kinder versteckten und verhinderten, dass sie gegen Masern geimpft werden. Seit Ausbruch der Masern im Okt. 06 starben in der Tanga-Region 23 Kinder infolge dieser Krankheit, im Korogwe-Distrikt von den 258 infizierten Kindern zwei. (Guardian3.2.07)

TB, Lepra

TB-Kampagne in Arusha

Die Stadt Arusha startete eine Kampagne gegen TB, denn man hatte beobachtet, dass darüber allgemein wenig bekannt ist. Oft werden die TB-Patienten stigmatisiert, sogar von ihrer Umgebung und von ihren Familien getrennt, weil TB oft die Folge von HIV/ AIDS ist. Die meisten Kranken verwenden fast all ihre Zeit für traditionelle Heilmethoden, die ihnen nichts nützen aber viel Geld kosten. (DN 20.3.07; Arusha Tiems 10.3.07)

TB-Krankenhaus renoviert

Das Kibong'oto National Tuberculosis Hospital (Siha-Distrikt, Kilimanjaro-Region) samt Labor und Pharmazie wurde renoviert und erweitert. Es hat 300 Betten, pro Jahr durchschnittlich 1.000 Aufnahmen. Etwa 40 % der TB-Patienten sind Träger des HIV. Bei ihnen ist die TB-Ansteckungsgefahr 100-mal so groß wie bei HIV-negativen Personen. "Während der letzten zehn Jahre stieg die Zahl der Menschen, bei denen TB diagnostiziert wurde, um ca. 50%", berichte ein Fachmann.

Dieses Hospital, 1926 als Sanatorium gegründet, war auch für Kranke aus Äthiopien, Kenia, Somalia und Uganda gedacht. Seit 1952 ist es Spezialklinik für die Behandlung von TB-Patienten. (DN 13./14.3.07; Guardian 13.3.07)

Programm gegen Lepra und TB

Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. spendete für das National TB and Leprosy Programme des Gesundheitsministeriums 25 Landcruiser und 34 Motorräder. Gesundheitsminister Mwakyusa berichtete, während der letzten 40 Jahre habe man gedacht, durch dieses Programm gewinne man in dem Kampf. "1980 zählten wir 11.000 TB-Fälle, aber dann tauchte HIV/AIDS auf, die Zahl stieg auf 65.000.

Doch die Lepra-Fälle nehmen ab." (Guardian 22.11.06)

Probleme der Patienten

Obwohl die TB-Behandlung kostenlos ist, müssen die Patienten einige Hindernisse überwinden, wenn sie die Medikamente wollen, Reisekosten, Zeitaufwand, Kosten der Diagnose. "Manche müssen ihre Behandlung beenden, weil sie es sich nicht leisten könen, jeden Tag ins Krankenhaus zu kommen", heißt es in einem Bericht. Doch nun können sich die Patienten auch für eine Behandlung zu Hause entscheiden. (DN 20.3.07)