Zu gefälschten Importwaren auf dem tansanischen Markt - 12/2007

Aus Tansania Information
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Zur Lage

Gefälschte Waren überschwemmen den Markt; schätzungsweise sind es in Tansania 50 % aller Handelswaren. Oft ist es schwierig, sie von echten zu unterscheiden. Es geht vor allem um Elektrogeräte, Autoreifen und -ersatzteile, elektronische Artikel, Baumaterial, Medikamente; Batterien, Kosmetika, Zahnpasta. Unter den gefälschten Waren, die Straßenhändler anbieten, sind Kekse, Pampers, Zahnpaste, Öl, Schuhcreme und Seife.

Aktionen

Polizei, Hafenbehörde (TPA) und Fair Competition Commission (FCC) starteten eine Aktion gegen gefälschte Waren. Voraussichtlich beginnt man auch in Kenia und Uganda demnächst mit der Beschlagnahmung solcher Artikel.

Die Confederation of Tanzania Industries forderten Indien und China auf, den Export gefälschter Waren zu unterbinden. Ihre Mitglieder sind überzeugt, der Kampf gegen gefälschte Waren könne nur dann gewonnen werden, wenn die exportierenden Länder einschreiten. Wenn ihnen das nicht gelinge, solle Tansania aus diesen Ländern nichts mehr importieren, sagte IPP-Exekutivdirektor Reginald Mengi.

In Zusammenarbeit mit der FCC richtete die WHO eine Arbeitsgruppe ein, die gegen gefälschte Waren vorgehen und Interessengruppen beteiligen soll.

Juma Mwapachu, Generalsekretär der East African Community (EAC), sagte, Ostafrika benötige dringend Gesetze, um den Import minderwertiger und gefälschter Waren einzudämmen. "Ergreift man keine weiteren Maßnahmen, untergraben gefälschte Waren die Wirtschaft der Region", sagte er vor der Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen EAC und Investment Climate Facility for Africa (ICF). Kiwi, eine kenianische ehedem florierende Schuhcremefabrik, büßte 70% ihrer Produktionskapazität ein, weil gefälschte Ware wegen der Liberalisierung des Handels den Markt der Region überschwemmte. Gefälschte Medikamente schadeten nicht nur der Wirtschaft, sie gefährdeten auch die Gesundheit.

Ein Parlamentarier schlug vor, allein dem Stromversorgungsunternehmen Tanesco solle gestattet werden, Elektrozubehör zu importieren und zu verkaufen, damit die überhandnehmende Einfuhr gefälschter Waren eingedämmt werde. Immer häufiger komme es wegen Defekten der elektrischen Installation zu Hausbränden. Die heimischen Firmen produzierten gute Ware. Es sei höchste Zeit, importierte Medikamente mit Erklärungen in chinesicher Sprache zu verbieten.

Zu den Auswirkungen gefälschter Waren

Die gefälschten Waren gefährden die Gesundheit und die tansanische Wirtschaft.

Haco Industries, eine der größten Firmen Kenias, Produzent von Schreibwaren, Hygieneartikeln u.a., muss demnächst wahrscheinlich 300 seiner 600 Angestellten entlassen, weil seine Produkte in Tansania und Uganda von gefälschten Waren verdrängt werden. Ein Brief an die chinesische Botschaft sei unbeantwortet geblieben.

Reginald Mengi, IPP-Exekutivvorsitzender, sagte, die Wirtschaft werde schweren Schaden leiden, denn heimische Produzenten würden gezwungen, ihren Betrieb zu schließen. "Noch schlimmer: Ein großer Teil der Medikamente, die in den Apotheken verkauft werden, sind falsch. Es kann so weit kommen, dass gefälschte Medikamente mehr Menschen töten als AIDS." Als es in seinem Haus brannte, vermutete er, die Ursache seien gefälschte Teile der elektrischen Installation. Ein Malariapatient erhielt in einer Apotheke statt Metakelfin Parazetamol. Einer, der unter trockenem Husten litt, sollte Ampicilin nehmen. Die in einer Apotheke besorgten Kapseln enthielten jedoch nur Stärke. Die WHO schätzt, dass weltweit 10 % der auf dem Markt angebotenen Medikamente gefälscht sind.

Beschlagnahmung

303 Kartons Kiwi-Schuhcreme im Wert von 20m/- TSh, 3.001 Leuchtröhren, 120 Hitachi-Fernseher im Wert von 47.000 US$ (sie kosten auf dem Markt 75 US$, echte dagegen 200 US$), 1 Container voll Kugelschreiber, 65 Satellitenschüsseln im Wert von 9,7m/- TSh.

Zum Gesetz gegen gefälschte Waren

2004 verabschiedete die Regierung das Gesetz zu Fairer Konkurrenz (Fair Competition Act). Wenig später wurde die FCC eingesetzt. Sie sei praktisch zahnlos, sagte ein Geschäftsmann, denn sie könne nur im Hafen gefälschte Waren beschlagnahmen, nicht, wenn sie schon auf dem Markt sind. Man nimmt an, dass das Parlament das Gesetz gegen gefälschte Waren ändert und dann schärfer vorgegangen werden kann. Gibt der Eigentümer der gefälschten Waren zu, dass sie ihm gehören, und zahlt für die Entsorgung, kann er nicht gerichtlich belangt werden. Andernfalls zahlt er 5m/- TSh Bußgeld und/oder sitzt drei Jahre ein. Manche meinen, das Bußgeld sei zu gering.

Zur Entsorgung

Die gefälschte Kiwi-Schuhcreme wurde im Brennofen der Wazo-Zement-Fabrik entsorgt. Auf einer Müllhalde wurden Elektrogeräte, Verlängerungskabel, Leuchtröhren u. a. im Wert von 41,7m/- TSh vernichtet. Die beschlagnahmten Waren werden verbrannt, denn wenn man sie eingräbt, könnten sie ausgegraben und auf den Markt gebracht werden. Der Importeur der gefälschten Waren muss die Kosten der Entsorgung tragen, mindestens 20m/- TSh. Kleinhändler können das nicht aufbringen.

Zur Herkunft der Waren

Die meisten gefälschten Waren kommen vermutlich aus China, ein Teil aus Indien. Sie werden vor allem über Dubai importiert. Laut FCC sind 50% der aus China importierten Waren gefälscht.

Ein FCC-Direktor sagte, viele tansanische Händler brächten bestimmte Artikel nach China, ließen dort gefälschte herstellen und transportierten sie zurück nach Tansania. Die meisten Importeure sind Tansanier, die bewusst billige Produkte bestellen, um den großen Reibach zu machen. Es seien die gleichen Leute, die die Liebe zu Dingen aus dem Ausland kultivierten, seien sie noch so schlecht.

Politische Reaktionen

Die Piraterie in Bezug auf Markenartikel und urheberrechtlich geschützte Waren hat zu ernstzunehmender Verwerfung zwischen China und anderen Handelspartnern geführt. China bestreitet, dass aus China importierte Waren gefälscht seien. "Die Menschen Chinas und die Regierung kämpfen entschlossen gegen Fälschungen, denn sie schaden unserem Ruf", sagte ein Repräsentant der chinesischen Botschaft. Skrupellose Händler, die China als Handelsroute benützten, seien schuld, betonte er. Tansanische Geschäftsleute widersprechen dieser Darstellung.

Man erwartet nicht, dass die Aktionen den Lieferanten der gefälschten Waren das Genick brechen. Aber sie machen der Öffentlichkeit das Ausmaß dieses Übels bewusst. (DN 6.9./6./11.10./9.11.07; Guardian 11./12./15./19./21.9./8./9./ 11./19./25./26.10./1.11.07; Observer 4.11.07; Citizen 11./13.10.07; The East African 17.9./16.10.07)