Zum Anbau von Jatropha, Zuckerrohr und Palmöl für Agrotreibstoff - 01/2011

Aus Tansania Information
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Die Medien berichteten, Investoren aus dem Ausland eilten nach Tansania, um Jatropha in großen Stil anzubauen.

Die Regierung gab bekannt, sie erarbeite Leitlinien und ein Gesetz, das die Investoren berät und die Interessen der Einwohner schützt. Doch Meldungen zufolge übernahmen Investoren bereits große Gebiete in der Arusha- und der Küsten-Region.

Die Regierung sollte die Warnungen der Umweltaktivisten und der Wissenschaftler von Action-aid, Environcare und der Universität von Dar-es-Salaam ernstnehmen. Obwohl Jatropha gerühmt wird, widerstandsfähig gegen Schädlinge und Dürre zu sein, und dort zu wachsen, wo Nahrungsmittel nicht gedeihen, zeigt es sich, dass nur auf fruchtbarem Boden wirtschaftlich lohnende Ernten erzielt werden. Höchste Zeit, dass die Regierung aktiv wird, damit die Tansanier nicht landlos werden und die Nahrungsmittelversorgung des Landes leidet. (Guardian 27./ 28.7.10)

Laut einer Studie wurden in Tansania 4 Mio. ha Land beantragt für den Anbau von Jatropha, Zuckerrohr und Ölpalmen für die Produktion von Agrotreibstoff. 640.000 ha wurden bereits zugeteilt, für nur 100.000 ha Besitzrecht gewährt. Dabei handelt es sich um Waldgebiete an der Küste, die allgemein für die Produktion von Holzkohle, traditionellen Medikamenten, Pilzen, sowie Brenn- und Bauholz genutzt werden.

Es heißt, Agrotreibstoff könne in der Landwirtschaft eine neue Einkommensquelle sein und ländlichen Gebieten Wirtschaftswachstum bringen. Obwohl es bei vielen Agrotreibstoff-Investitionen um große Ländereien gehe, könnten auch Kleinbauern in die Produktion einsteigen oder Personen im Nebenerwerb. (Guardian 12.10.10)

Fachleute aus Tansania und Brasilien sollen landesweit untersuchen, welche Gebiete für den Anbau von Agrotreibstoff zugeteilt werden sollen. Die Regierung Brasiliens erklärte sich bereit, die benötigte technische Hilfe zur Verfügung zu stellen, denn das Land hat länger als 30 Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet. Die Einwohner sollen unterrichtet werden, wie man die Planzen in nachhaltiger Weise anbaut. Das Expertenteam war im Rahmen seiner Informationskampagne in der Arusha-Region. (Guardian 12.10.10)

2007 nannte die Zeitschrift Scientific American Jatropha "grünes Gold am Strauch" und erklärte, die Pflanze "scheint alle Vorteile von Agrotreibstoff ohne Fallstricke zu besitzen", der Wunderbaum könne sogar verbrauchte Böden stabilisieren. Darauf folgte u. a. in China, Indien, Malawi, Brasilien großflächiger Anbau. In den Philippinen verdrängten die Jatropha-Felder Reis, Mais, Bananen und Wurzelgemüse.

Gut, dass die Regierung Tansanias vorsichtig ist mit der Zuteilung von Land für den Anbau von Jatropha. Tansania benötigt alternative Energielieferanten, aber nicht auf Kosten der Nahrungsmittelsicherheit. (Guardian 12.10.10)

Bei einer Arbeitstagung erklärte die internationale NRO ActionAid, sie werde helfen, die Auswirkungen, die der Anbau von Agrotreibstoff auf Gesellschaft und Umwelt haben, abzumildern. Unter den Teilnehmenden waren Landwirte aus sechs Distrikten, in denen Investoren Agrotreibstoff-Pflanzungen angelegt haben. Laut einer Studie sind Landkonflikte, Nahrungsmittelverknappung und sozialer Umbruch einige der Probleme, mit denen die Dorfbewohner fertig werden müssen, so lange besondere Leitlinien für die Agrosprit-Industrie fehlen.

Die Landwirte widerlegten die Behauptung, durch die multinationalen Investitionen entstünden Arbeitsplätze. Tatsache sei, dass die lokale Bevölkerung infolge der neuen Pflanzungen verelendet. Im Vergleich zur Zahl derer, die vertrieben wurden, um Raum zu schaffen für Agrotreibstoff- Pflanzungen, seien nur sehr wenige auf den Pflanzungen eingestellt worden. Außerdem seien die Löhne sehr gering. (Citizen 18.10.10)

Wegen der Auswirkungen auf den Erwerb afrikanischen Landes durch multinationale Gesellschaften wurde die EU gedrängt, ihren Plan aufzugeben, bis 2020 10 % ihres für Transport benötigten Treibstoffes aus nachwachsenden Rohstoffen zu gewinnen. Laut eines Berichts von Friends of the Earth (FoE), einer in Großbritannien beheimateten Gruppe, hat man unterschätzt, wie viel Land in Afrika für den steigenden Bedarf der EU an Agrotreibstoff beansprucht wird. Der Anbau von Jatropha u. a. "wetteifert direkt um fruchtbares Land für den Anbau von Nahrungsmitteln", heißt es in dem Bericht. "Genau wie die Wirtschaft Afrikas wegen Erdöl und anderer Naturschätze zum Wohl fremder Länder ausgebeutet wurde, besteht die Gefahr, dass Agrotreibstoff nach Übersee exportiert wird mit minimalem Nutzen für die lokale Bevölkerung und ihre Wirtschaft. Den Ländern bleiben verarmte Böden, ausgetrocknete Flüsse und zerstörte Wälder." (Citizen 19.10.10)

William Ngeleja, Minister für Energie und Bodenschätze, sagte, die Regierung plane, einen Berater anzustellen, der beim Entwurf eines Gesetzes für Agrotreibstoff-Technologie hilft. Sie lasse nicht zu, dass die landwirtschaftliche Produktion in den Gebieten zurückgeht, die für die Produktion von Agrotreibstoff verwendet werden. Nur in unproduktiven Gegenden erlaube sie den Anbau von für Agrotreibstoff benötigten Pflanzen. (Citizen 20.10.10)