Zur Beschneidung von Mädchen (FGM) - 11/2006

Aus Tansania Information
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Zur Bedeutung der FGM

Laut einer Umfrage des Observer wird die FGM (Verstümmelung der weiblichen Genitalien) in vielen Ethnien Tansanias praktiziert. Sie sei Tradition und niemand könne das ändern, es sei denn, er lösche die Ethnie aus, sagte eine Maasai-Frau. "Alle Glieder einer Gemeinschaft, in der bei der Heirat ein hoher Brautpreis fällig ist, lieben diese Praxis. Ich wurde beschnitten, als ich sieben Jahre alt war, und heiratete einen Mann, der meinen Eltern 20 Kühe gab. Der Brautpreis für mich war für die ganze Familie", erklärt sie stolz. Es sei sinnlos, wenn andere sich einmischten, die nicht zu der Ethnie gehören und nichts über diese Praxis und ihre Bedeutung wüssten. "Wer wird eine Frau heiraten, die sich dem nicht unterzogen hat? Das ist für mich und andere Maasai-Männer unmöglich", sagte ein Mann. Seine Eltern hätten ihn angehalten, keine Frau zu heiraten, die nicht beschnitten wurde. Ein 12-jähriges Mädchen aus dem Volk der Kurya sagte, ihr Vater werde nicht daran denken, ihr die FGM zu ersparen. Sie sei dazu bereit, um die traditionellen Werte zu bewahren. Menschen, die für die FGM sind, glauben, sie schütze die Unberührtheit der Mädchen, verhindere Promiskuität der Frauen, garantiere die Aussicht auf eine Ehe, steigere die Fruchtbarkeit und verhindere Totgeburten. Für andere sind nur die traditionellen und kulturellen Überzeugungen wichtig. Seit 1998 ist die FGM in Tansania ein krimineller Akt, denn sie beinhalte Grausamkeit gegen die Mädchen unter 18 Jahren. Bestraft wird das Vergehen mit 15 Jahren Gefängnis und/oder 300.000/- TSh Bußgeld. In Wirklichkeit wurde kein einziges Mal gerichtlich verfolgt, und die wenigen Erwachsenen, die man verhörte, wurden frei gesprochen, meistens weil die Töchter nicht bereit waren, gegen die Eltern auszusagen. Viele 'ngaribas' (Beschneiderinnen) überlisten das Gesetz, indem sie Mädchen im Alter von wenigen Tagen beschneiden. Der Programm-Direktor der NRO Rettet die Kinder von Tarime berichtete, 15 Älteste seien bereit gewesen, die FGM zu stoppen. Das sei eine Illusion gewesen. "Viele klagten, sie könnten nichts ändern, denn die FGM sei tief verwurzelt in der Tradition", sagte er. (Observer 20.8.06)

Zur Lage

Eine neue Untersuchung zeigt, dass sich in Tansania-Festland 13 % der Frauen der FGM unterzogen haben, 19 % der am wenigsten gebildeten Frauen in ländlichen Gebieten, 3 % der gebildeten Frauen. Die Verbreitung in den Regionen ist unterschiedlich: Manyara: 81 %; Dodoma: 68 % (Kondoa-Distrikt: 89 %); Arusha: 55 %; Singida: 43 %; Mara: 38 %; Kilimanjaro, Iringa, Tanga, Morogoro: sehr verbreitet. (Guardian 18.5./6.9.06)

Zur Ahndung

Ein Mann und seine zwei Ehefrauen wurden zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Sie hatten zugegeben, dass sie ihre zwei Töchter, drei und vier Jahre alt, beschneiden ließen. Sie baten um Milde. Sie hätten ihrer Barabaiig-Tradition folgend in gutem Glauben gehandelt. Der Richter sagte, die Strafe solle andere abschrecken. (Guardian 17.7./28.7.06)

Im Longido-Distrikt (Arusha-Region) weigerte sich eine Frau, ihre 14-jährige Tochter beschneiden zu lassen. Daraufhin zwang ihr Ehemann sie, nackt durchs Dorf zu laufen und schlug sie blutig. Nach ihrer Flucht wurde das Mädchen beschnitten. Die Frau informierte die Polizei in Longido. Doch der Mann wurde nicht belangt. (Guardian 28.7.06)

Aktionen gegen FGM

Bei einem Seminar ermutigte die Rechtshilfekoordinatorin der Organisation WOWAP die Frauen, gegen die FGM zu kämpfen. Sie sagte, man werde auch führende Leute der Dörfer, Primarschullehrkräfte und traditionelle Verantwortungsträger aufklären und sie bitten, bei der Verbreitung der Informationen im Volk zu helfen. (Guardian 18.5.06)

Der Tansanische Verband der Medienfrauen (TAMWA) forderte die afrikanischen Regierungen auf, strenge Gesetze gegen die FGM zu verabschieden, die Strafmaßnahmen auch gegen die 'ngaribas' vorsehen. Es sei unfair, nur die Eltern und Vormünder zu bestrafen. Eine ehemalige ngariba' sagte, ethnischen Gruppen, die noch immer FGM durchführten, sollten durch Bildungsprogramme ermöglicht werden, zu erkennen, dass sie offenkundig gegen die Rechte der Frauen verstießen. "Ich und meine jüngere Schwester praktizierten FGM, aber dann erkannten wir, dass das schlimm ist", sagte sie. (Guardian 21.7.06)

Bei einem Workshop für ehemalige 'ngaribas' sagte ein TAMWA-Mitglied, die Armut treibe arme Frauen dazu, den Beruf einer 'ngariba' zu ergreifen. Sie sollten andere Verdienstmöglichkeiten suchen. (Guardian 24.7.06)