Zur Erinnerung an den Maji-Maji-Krieg 1905-1907 - 04/2006

Aus Tansania Information
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<Siehe Tans.-Inf. 8/05 S. 3>

Gedenkveranstaltung

Die geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität von Dar-es-Salaam organisierte in Songea (Ruvuma-Region) eine dreitägige Gedenkveranstaltung. Auch das Heer, das National Museum und die Songea Development Foundation nahmen teil. Geboten wurden eine Ausstellung im Museum, ein Historiker-Workshop, Theatervorstellungen und Besuche der an den Krieg erinnernden historischen Stätten rings um Songea, incl. Hinrichtungsplatz und Chandamali-Höhle, wo sich Chief Songea Mbano zu verstecken pflegte. Man hatte Songea ausgewählt, weil hier die entscheidende Schlacht geschlagen wurde, und weil es nur hier ein dem Maji-Maji-Krieg gewidmetes Museum gibt. Der Ältestenrat für Traditionen und Sitten, einer der Sachwalter des Museums, gedachte seit 1980 jedes Jahr am 27. Februar des Todes der Maji-Maji-Helden durch den Strang. Die Hinrichtung von Chief Chabruma gilt als Ende des Aufstandes. (The East African 28.2./14.3.06)

==Aus der Rede des deutschen Botschafters==, Wolfgang Ringe: Er sagte bei der Gedenkveranstaltung: "Vor 100 Jahren war dieser Platz Zeuge einer der grausamsten Strafaktionen der deutschen Kolonialtruppen gegen die Anführer dieses sog. Maji-Maji-Krieges. Die letzten Opfer dieses Vorgehens gegen das Ngoni-Volk und ihre Könige wurden am 27.2.1906 hier in Massengräbern beigesetzt." Dieser Krieg habe eine Reihe von Ursachen, betonte er. Struktur und Entwicklung des Aufstandes seien sehr komplex gewesen. "Erstmalig widerstanden den Herrschern Aufständische verschiedener Völker, vereinigt durch den Willen, dem unmenschlichen deutschen Kolonialsystem zu trotzen." Es gebe jedoch keine Rechtfertigung, keine Entschuldigung für die brutale Unterdrückung und die von den deutschen Mächten verhängte Kollektivstrafe. In Deutschland habe es damals viel Kritik gegeben von Seiten liberaler und linker Kreise. Aber die Konservativen hatten die Vorherrschaft, und man hielt am Kolonialsystem fest. Im Deutschland von heute sei man überzeugt, dass eine Nation ihre Zukunft nur dann gestalten kann, wenn sie sich an ihre Vergangenheit erinnert. "Deshalb wird der Maji-Maji-Krieg immer Teil des kollektiven Gedächtnisses bleiben, ein Exempel von Unmenschlichkeit, die es nie wieder geben darf. Auf der anderen Seite wird er immer in Erinnerung bleiben als positives Beispiel des Kampfes des tansanischen Volkes gegen die Unmenschlichkeit. Ich bin dankbar, dass sich die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern in den 100 Jahren seither so intensiv in eine positive Richtung entwickelten. Vor 100 Jahren hätte niemand die jetzt zwischen beiden Ländern herrschende Freundschaft vorausgeahnt." Ringe sagte 8,5m/- TSh des deutschen Staates zu für die Renovierung des Maji Maji Memorial-Museum in der Ruvuma-Region. (Guardian 28.2.06)

Bitte um Denkmalschutz

Das Vorbereitungskomitee der Gedenkveranstaltungen '100 Jahre nach dem Maji-Maji-Krieg' bat die Regierung, ein Gesetz zu verabschieden, das Erhaltung und Schutz historischer Stätten ermöglicht. Manche seien verwildert, in andere seien Menschen eingedrungen. In Chandamali, wo einige der Maji-Maji-Helden begraben lägen, seien Häuser errichtet, Felder angelegt worden, die Gräber verschwänden. Künftigen Generationen werde der Rückblick unmöglich gemacht. (Guardian 15.2.06)

Zu Reparation

Der Ältestenrat des Maji Maji Memorial-Museum von Songea brachte den Gedanken auf, Reparation für die von den Deutschen während des Maji-Maji-Krieges verübten Grausamkeiten zu fordern. "Diese Idee findet nun landesweit Beachtung", berichtete der Leiter der Geschichtsabteilung der Universität von Dar-es-Salaam. Tansania ist das zweite Land südlich der Sahara, das gegen Deutschland klagt und Reparation fordert für die Unterdrückung in der Kolonialzeit. 2004 bat Deutschland um Vergebung für die kolonialistischen Grausamkeiten, die vor einem Jahrhundert in Namibia dem Herero-, dem Nama- und dem Damara-Volk zufgefügt wurden und zahlte 23,5 Mio. US$. Die Anklage war 2001 von der Herero People's Reparation Corporation erhoben worden, und zwar im District of Columbia (USA), weil das dort möglich ist. Die Herero wünschten, der Richter möge Deutschland anweisen, 2 Mrd. US$ zu zahlen. Präsident Kikwete, damals Außenminister, unterstützte den Vorschlag, Reparation und Kompensation für Opfer von den Ländern zu fordern, die von Sklavenhandel und Kolonialismus profitierten. Während der Weltkonferenz gegen Rassismus, rassisitsche Diskriminierung, Xenophobie und damit einhergehende Intoleranz 2001 in Durban sagte Kikwete: "Die Zahlung von Reparation und Kompensation ist die beste Möglichkeit, zu zeigen, dass denen, die Unrecht erfuhren, nun Gerechtigkeit zuteil wird. Das ist in anderen Teilen der Welt üblich. Warum handelt man in Afrika nicht so? Wir verstehen nicht, warum man die Idee, Reparationen an Afrika zu zahlen, verdammt." (The E A. 28.2.06)