Zur Landwirtschaft: Lage, Chancen, Probleme - 10/2007

Aus Tansania Information
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Versorgungslage

Bei einem Workshop berichtete ein Stellvertretender Minister, 51 % der Tansanier, vor allem derer in den ländlichen Gebieten, seien nicht in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu decken. In den Dörfern herrsche beklemmende Armut. Die Landwirte hätten nicht gelernt, wie sie ihre Ernteergebnisse verbessern und die Forderungen des internationalen Marktes erfüllen können. Nur 25 % des für Ackerbau geeigneten Landes werde im Augenblick bestellt. (DN 20.5.07; Guardian 5.7.07)

Das World Food Programme (WFP) mahnt, um die Armut zu bekämpfen, sollten die Tansanier ihre reichen Ressourcen nutzen, statt sich auf Hilfe aus dem Ausland zu verlassen. Sie seien in der Lage, den Sektor Landwirtschaft zu entwickeln. Widmeten sie ihre immense Kraft der Landwirtschaft, seien sie in der Lage, andere Nationen in Afrika, Europa und Amerika zu ernähren. Die Landwirte sollten sich verstärkt dem Anbau von Getreide widmen, denn im In- und Ausland sei die Nachfrage groß. (Guardian 7.8.07)

Erntelage

Im Finanzjahr 07/08 werden voraussichtlich 11,02 Mio. t Lebensmittel geerntet, nur 10,09 Mio. t für den eigenen Verbrauch benötigt. Während der Erntezeit stabilisierten sich die Lebensmittelpreise allgemein. (DN 6.7.07; Guardian 21.7.07)

Tansania wird 200.000 t Mais nach Simbabwe exportieren, weil Lebensmittel in Simbabwe wegen geringer Ernteerträge infolge von Trockenheit knapp sind. Kritiker meinen, die Verknappung sei eine direkte Folge der umstrittenen Landreformen (DN 26.7.07)

In der Dodoma-Region wurden 06/07 1.248.935 t Getreide geerntet; nur 534.106 t werden dort benötigt. Mancherorts kostet 1 kg Mais nur 150/- TSh. Vor zwei Jahren waren es 200/- bis 350/- TSh, berichtete ein Einwohner der Stadt Dodoma. Für Reis zahle man 150/- bis 240/- TSh. "Wir haben genug Lebensmittel. In unserer Region muss niemand unter Nahrungsmittelmangel leiden", betonte eine Frau. Bei einer Kundgebung ermahnte Präsident Kikwete die Einwohner, die diesjährige Rekordernte angemessen zu nutzen und Überschuss zu lagern. Das sei besser, als sie in alkoholische Getränke zu verwandeln. Keinesfalls werde die Regierung Lebensmittel zuteilen, falls es wegen Unachtsamkeit zu Engpässen käme. (DN 3./4.9.07)

In der Ruvuma-Region finden 100 t Mais keinen Käufer. Die Strategische Getreidereserve (SGR) nimmt nur eine geringe Menge ab. Für 1 kg Mais werden nur 100/- TSh gezahlt. Die Einwohner baten die Regierung, den Preis, den die SGR für Mais zahlt, anzuheben, die Landwirte zu retten.

Premierminister Lowassa sag-te, es enttäusche ihn, dass die Landwirte der Region wegen fehlender Lagerkapazität Mais zu einem Schleuderpreis verkauften. Die SGR müsse die Landwirte bei der Lagerung des Überschusses unterstützen. "1 kg Mais für 100/- TSh, das ist inakzeptabel." (DN 4.9.07; Nipashe 4.9.07; Alasiri 5.9.07)

In einigen Teilen der Rukwa-Region ist der Ernteertrag wegen geringer Regenfälle klein. Im Sumbwanga-Distrikt z. B. wurde nur die Hälfte dessen geerntet, was man erwartet hatte. In diesen Gebieten solle man dürrebeständige Sorten anbauen, betonte der Regional Commissioner. (Guardian 18.9.07)

Im Kilindi-Distrikt (Tanga-Region) vernichteten Insekten einen großen Teil der Ernte. Schuld sei der Mangel an Wissen, sagte der District Commissioner. Man werde Fachleute schicken, die über sichere Lagerung informieren. (Radio One Habari 22.9.07)

Förderung der Landwirtschaft

Premierminister Lowassa berichtete, die Regierung plane, im Finanzjahr 07/08 2.500 Landwirtschaftsberater einzustellen, 500 von ihnen mit akademischem Abschluss. "Bis 2011 soll es in jedem Dorf mindestens einen Landwirtschaftsberater geben", dann könnten die Landwirte moderne landwirtschaftliche Methoden einführen, Produktion und Produktivität steigern, sagte er. (DN 13.9.07)

Subvenionierter Kunstdünger

Vielfach wurde geklagt, skrupellose private Händler, die mit der Verteilung des subventionierten Kunstdüngers betraut wurden, strichen einen ungewöhnlich hohen Gewinn ein. Die Regierung kündigte nun an, sie werde gegen diese Firmen vorgehen. Die Regierung lasse sich die Subventionierung des Kunstdüngers eine Menge kosten, damit die Landwirte diesen zu einem günstigen Preis bekämen. Sie akzeptiere nicht, dass Einzelne und Firmen daraus Profit schlagen. (Guardian 8.8.07)

Gefährdung durch Getreidekonservierungsmittel

45 Schüler und Schülerinnen, sowie zwölf Lehrkräfte der Dareda-Sekundarschule (Babati-Distrikt, Manyara-Region), die in der Schulcafeteria gegessen hatten, mussten wegen Vergiftungser-scheinungen, Übelkeit und Übergebens, ins Krankenhaus gebracht werden. Zwei Tage später verbot die regionale Behörde der Manyara-Region, zum Haltbarmachen des Getreides flüssige Mittel einzusetzen. Auch die Verwendung von Dazban und DDT wurde untersagt. Man habe herausgefunden, dass sie lange wirksam und tödlich sind. Die in der Region mit der Ausgabe von Insektiziden beauftragten Personen scheinen die Landwirte nicht sachgemäß über die Verwendung der Mittel informiert zu haben. Sie dürften nur auf die Wände der Getreidesilos aufgebracht werden.

Der Beauftrage für Landwirtschaft und Viehzucht der Region sagte, die Landwirte sollten zum Schutz des Getreides ähnlich wirksame traditionelle Mittel verwenden, z. B. die Asche von Schaf- und Ziegenmist oder Reisspreu, oder getrocknete Blätter des Neem-Baumes (Mwarobaini). Vor dem Eisatz von Rattengift wurde aufs energischste gewarnt. Der Leiter der Dareda-Sekundarschule sagte: "Gott sei Dank, gab es bisher keine Todesfälle."

Berichten zufolge ist dieser Zwischenfall nicht der erste derartige. 2004 mussten viele Schüler, die vergiftete Bohnen gegessen hatten, ins Krankenhaus gebracht werden. (Guardian 27./30.1.07)

Zu Verkauf und Einsatz von Pestiziden

Die Regierung wies die Vertreiber von in der Landwirtschaft verwendeten Pestiziden an, sich an die Gesetze zu halten, in denen es um Gesundheit von Mensch und Tier und um die Umwelt gehe. Es sei gefährlich, Vorschriften zu missachten. In der Tabora-Region seien die meisten Vertreiber ein- oder mehrmals in Betrügereien verwickelt gewesen. Wer gegen die Prinzipien der Pestizid-Kontrolle verstoße, müsse mit rechtlichen Schritten rechnen, nämlich mit der Schließung seines Betriebes, mit einer dreijährigen Haftstrafe oder einem Bußgeld bis zu 100m /- TSh oder beidem. (Guardian 17.5.07)

Das Tropical Pesticides Research Institute (TPRI) will erreichen, dass Pestizide mit möglichst geringen Gefahren für Gesundheit und Umwelt eingesetzt werden. Seine Mitarbeiter besuchen nun die Regionen, um Landwirte und Vertreiber zu informieren. Nach einem siebentägigen Kurs, an dem 33 Händler teilnahmen, forderten diese, die Regierung solle nur Anbietern, die über Gundwissen verfügen, eine Lizenz erteilen. "Kleinere Probleme müssen nicht mit hochkonzentrierten Mitteln bekämpft werden. Zündet man denn ein Haus an, um eine Maus zu vertreiben", fragte einer. Man hatte in den Läden Pestizide gefunden, die nicht vom TPRI zugelassen wurden, auch veraltete und nicht gekennzeichnete. (Guardian 5.7.07)

Vernichtung veralteter Pestizide

Weltbank und Regierung vereinbarten die Beseitigung der veralteten schädlichen Pestizide. Demnächst soll die Aktion starten. Mehrere Geberländer- und -organisationen zeigten Interesse an der Finanzierung dieses Projektes. An 350 Stellen wurden solche Pestizide identifiziert. Die Regierung ließ sie in bewachte Lager bringen, aber für die Entsorgung fehlen ihr Mittel und Techniken. Deshalb müssen sie nach Europa transportiert werden. Es ist noch unklar, in welches Land. "Das Verbrennen ist kostspielig und benötigt spezielle hochentwickelte Techniken", sagte ein Fachmann. (Guardian 31.8.07)

Bewässerung

Für ihr ehrgeiziges Bewässerungsprogramm stellt die Regierung 2,5mrd/- TSh bereit. Im Augenblick werden nur 250.000 ha bewässert. 2013 sollen es 1 Mio. ha sein. Die Erzeugung von Nahrungsmitteln und für den Export bestimmten landwirtschaftlichen Produkten wird sich dadurch verdoppeln oder verdreifachen, erwartet Wassira, Minister für Versorgungssicherheit, Landwirtschaft und Cooperative. (DN 20.5./6.7.07; Guardian 5.7.07)

Mit finanziellen Mitteln der schwedischen und der norwegischen Regierung soll im Tal des Mara-Flusses ein Staudamm errichtet werden, der in Teilen Kenias und Tansanias chronische Wasserknappheit beenden und kleinere Bewässerungsprojekte ermöglichen soll. Die Regierung versicherte der Bevölkerung des Ta-rime-Distrikts (Mara-Region), der Stausee werde ihr Leben nicht beeinträchtigen, niemandem Land weggenommen, der Fischfang nicht eingeschränkt. Ehe man dem Projekt zustimme, würden die Umwelteinflüsse untersucht. (DN 23.8.07)

Viehfarmen

Das Ministerium für Entwicklung der Viehzucht lädt private Investoren ein, die regierungseigenen Viehfarmen als Gemeinschaftsunternehmen mit einer Beteiligung von 49 % zu übernehmen. Sie sind z. Zt. in schlechtem Zustand. Die Investoren müssen auf den betreffenden Farmen Schlachthöfe und fleischverarbeitende Betriebe errichten. In den Regionen Arusha, Kagera, Küste, Mara und Mbeya will die Regierung diese selbst bauen und sie als Gemeinschaftsunternehmen betreiben lassen. Die staatseigene Gesellschaft NARCO besitzt Viehfarmen von insgesamt 230.384 ha mit vielen Schlacht-Rindern. (Guardian 23.7.07)

Landwirtschaft oder Naturschutz

Die Verwaltung der Manyara-Region wird gegen Tausende von Landwirten vorgehen, die sich dem Befehl der Regierung, das Waldschutzgebiet des Embolei-Mortango Waldes zu räumen, widersetzten. Etwa 24.000 Bauern verwenden den Wald illegalerweise als Ackerland. Nur wenige gehorchten und verließen das Gebiet. Die regionale Verwaltung ist das Verhalten der bornierten Landwirte leid. Sie wird das Gebiet mit Gewalt räumen. Die Regierung will dort die biologische Vielfalt erhalten. Die landwirtschaftlichen Aktivitäten gefährdeten sie. Die Tiere des Schutzgebietes seien vom Aussterben bedroht. Menschenrechtsaktivisten und Interessengruppen schlugen wegen des Vorgehens der Regierung Alarm. (Guardian 10.7.07)