Zur Stromversorgung - 04/2011

Aus Tansania Information
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Strom für Dörfer

80 % der Tansanier haben keinen elektrischen Strom (in der Lindi-Region 96 %), obwohl Tansania reich an Wasser, Sonnenschein und Biomasse unterschiedlicher Art ist. Ein neues, von der Weltbank finanziertes Programm, soll Privatunternehmer nun bei der Investition in kleine Kraftwerke für den ländlichen Raum unterstützen.

Das Kilocha-Projekt ist ein derartiges; es liefert 12 MW an 1.5000 dörfliche Haushalte und speist 9 MW ins landesweite Netz ein. Das Mbinga-Mtambazi Wasserkraftwerk wird 900 Haushalte versorgen, die keine Verbindung zum Stromnetz haben.

Tansania lernt von anderen Ländern, entwickelte z. B. ein Kleinkraftwerk, das Sisalabfälle verwendet. (Guardian 9.12.10/ 28.1.11)

Zu den Stromkosten

Die Energy and Water Utilities Regulatory Authority (EWURA) stimmte einer Anhebung ab 1.1.11 um durchschnittlich 18,5 % zu; den Vorschlag der Tanzania Electric Supply Company (Tanesco) in Höhe von 34,6 % lehnte sie ab.

Die Tanesco erhielt eine Liste von Bedingungen, die sie ab 1.1.11 befolgen muss: Vierteljahresberichte über Durchführung von Reparatur- und Instandhaltungsprogrammen, Reduzierung der Verluste, Kosten der eigenen Stromerzeugung, Zahl der Kunden mit Stromzähler, gesamte Einnahmen u.a.

Die Reaktionen auf die gestiegenen Stromkosten waren gemischt. Einer sagte, die Industriebetriebe könnten die Kosten u. U. nicht aufbringen; sie machten zu, viele würden entlassen zum Schaden der Wirtschaft des Landes und des Lebensstandards. (DN 21./22.12.10; Guardian 21.12.10)

Der Trade Union Congress of Tanzania Mbeya-Region plante eine Demonstration gegen die Erhöhung des Strompreises. Sie wurde verschoben, damit man eine wirkungsvollere Aktion vorbereiten könne. (Guardian 1.2.11)

Stromsperren

Anfang Dezember '10 führte die Tanesco in den meisten Landesteilen Stromsperren durch, weil weniger Strom produziert wurde. Schuld sind Probleme der Gas- und der Wasserkraftwerke. 15 der 22 Regionen sind betroffen.

Das erfüllt Geschäftsleute, Rechtsanwälte und Bürger mit Sorge, denn die Wirtschaft werde negativ beeinflusst, die industrielle Produktion stillgelegt. Regierung und Tanesco sollten andere Energiequellen nutzen, z. B. Wind und Kohle, forderte ein Fachmann.

Die Tanesco versicherte, die Techniker mühten sich, das Problem zu beenden. Ende Dezember verbesserte sich die Lage Dank starker Regenfälle, die die Stauseen der Wasserkraftwerke füllten, Außerdem wurde die Reparatur eines Gaskraftwerkes abgeschlossen.

Am 23. Dezember gab die Tanesco offiziell bekannt, weil die Maschinen gewartet werden müssten, dauerten die Stromsperren etwa einen Monat. Krankenhäuser und Industriebetriebe seien ausgenommen. An Weihnachten würden Haushalte statt Industriebetriebe versorgt. (DN 3./9./24.12.10; Guardian 3./9.12.10; Citizen 9.12.10)

Mitte Februar '11 begründete die Tanesco die Stromsperren mit dem fallenden Wasserspiegel in den Stauseen. Man tue jedoch alles für die Verbesserung der Lage, kaufe Diesel, um das Kraftwerk in Tageta zu betreiben. Auch der Kauf von Notfall-Generatoren werde erwogen.

Nur 67 % des durchschnittlichen Strombedarfs werden gedeckt. Der Stromverbrauch stieg in letzter Zeit jährlich um durchschnittlich 10 %. Pro Monat büßt die Tanesco durch die Stromsperren ca. 3mrd/- TSh ein.

Am 15. Februar waren große Teile Tansanias wegen starker Regenfälle und Stürme ohne Strom, weil Strommasten umgestürzt waren. Erneut bat die Tanesco ihre Kunden um Verzeihung.

Der Minister für Energie und Bodenschätze berichtete im Parlament, auch wenn es genug Niederschläge gebe, betrage das Defizit im landesweiten Stromnetz 67 MW.

Für Anfang März planen die zuständigen Stellen, die größeren Wasserkraftwerke wegen des fallenden Wasserspiegels stillzulegen. Laut Wetteramt gibt es in nächster Zeit vor allem für Südost- und Zentraltansania kaum Aussichten auf nennenswerte Niederschläge.

Die Stromsperren kosten den Produzenten voraussichtlich 7.7mrd/- TSh, die landwirtschaftliche Produktion sinkt um 2 %, die Regierung verliert Steuern in Höhe von 2,3mrd/- TSh. Die Tanzania Revenue Authority (TRA) berichtete, sie verliere infolge der Krise 840mrd/- TSh, das sind 30 %. (DN 11./12./17.2.11; Guardian 12./ 14.2.11; Citizen 11./16.2./3.3.11, East African 28.2.11)

Auswirkungen der Stromsperren auf Industriebetriebe

3.000 Kleinbetriebe mit Tausenden von Angestellten werden von der unzuverlässigen Stromversorgung hart getroffen. Etwa 50 Betriebe stellten den Betrieb ein. Mehr als 120.000 Arbeitnehmer drohen ihre Arbeit zu verlieren. Viele Großbetriebe sind gezwungen, ihre eigenen Generatoren einzusetzen. Sie erwägen, wegen steigender Produktionskosten, die Preise ihrer Produkte anzuheben. (DN 16./22.2.11; Guardian 17./ 22.2.11)

Investoren für Wasserkraftwerk gesucht

Die Regierung ist entschlossen, die großen Möglichkeiten eines Wasserkraftwerkes im Stiegler's Gorge zu nutzen. Sie lädt Investoren innerhalb und außerhalb Tansanias ein, dieses Projekt zu entwickeln. Norwegische Berater stellten fest, dass dieses Projekt bis zu 2.100 MW produzieren kann, mehr als die bisherigen Wasserkraftwerke.

Edwin Mtei, der erste Direktor der BoT, ehedem Finanzminister, bat die Regierung, das Projekt in Angriff zu nehmen. Das sei besser, als teure Anlagen, die Treibstoff benötigen, zu kaufen.

Ein Expertenteam wurde mit einer neuen Durchführbarkeitsstudie im Stiegler's Gorge betraut. Neben der Stromerzeugung dient dieses Projekt auch der Infrastruktur für Bewässerung, dem Ökotourismus, der Fischerei, der Wasserversorgung von Haushalten und Industrie. (DN 17.3.11; Guardian 3./6.1./ 14.3.11)

Zu den Dowans-Generatoren

2008 wurde der Vertrag zwischen Tanesco und Dowans beendet. Nun wurde der Tanesco wiederholt geraten, die Dowans-Generatoren in Betrieb zu nehmen, um die Wirtschaft des Landes zu retten. Das Parlamentarische Komitee für Energie und Bodenschätze riet der Regierung, die Dowans-Generatoren unverzüglich anzuschalten, um die Energiekrise vorübergehend zu lösen.

Premierminister Pinda erklärte, keinesfalls kaufe die Regierung die Dowans-Generatoren, denn das verstieße gegen das Gesetz öffentlicher Auftragsvergabe; es untersage einen Secondhandkauf. Weil sie sich bereits im Land befänden, könnten private Firmen diese Generatoren kaufen und 100 MW ins landesweite Netz einspeisen.

Der High Court untersagte der Regierung Anfang März, Dowans zu berücksichtigen, denn der Fall sei bereits beim Gericht. (DN 22.2./1.3.11; Guardian 22.2.11; Citizen 2./3.3.11)

Zu privaten Stromlieferanten

Das Kabinett beschloss, einen privaten Stromlieferanten, der 260 MW Notstrom liefert, auszuwählen. Es billigte den Plan der Tanesco, Generatoren zu mieten. (DN 1.3.11)

Präsident Kikwete sagte, die Tanesco solle allein, ohne Einmischung des Ministeriums für Energie und Bodenschätze, einen Vertragspartner suchen, damit Fehler, wie in der Vergangenheit geschehen, vermieden würden.

Die Tanesco hat bereits begonnen, Angebote einzuholen. (DN 19.3.11)

Windkraft

SINO-TAN Renewable Energy Ltd. plant, durch Nutzung von Windenergie 100 MW ins landesweite Netz einzuspeisen. Sie sei in Tansania preisgünstiger und gleichmäßiger als Wasserkraft. In Makambako (Iringa-Region) habe man die Vorbereitungen getroffen, berichtete Alex Lema, der Vorsitzende der Firma. (DN 19.1.11; Guardian 20.1.11)