Aktuelles: Bildung, Religion - 05/2020

Aus Tansania Information
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Bildungspolitik

Die Weltbank bewilligte einen lange verzögerten Kredit über $ 500 Mill. für die Sekundarschulerziehung in Tansania. Menschenrechtsorganisationen und Oppositionspolitiker hatten monatelang gefordert, die Bewilligung von der Rücknahme des Ausschlusses schwangerer Schülerinnen abhängig zu machen, den Präsident Magufuli 2017 angeordnet hatte. Jährlich müssen 5.500 Schülerinnen wegen Schwangerschaft ihre Ausbildung abbrechen.

Jedes Jahr können aus Platzmangel etwa 300.000 Schüler nicht in Sekundarschulen aufgenommen werden. Die Planung rechnet damit, dass sich die Zahl der Sekundarschüler bis 2024 auf über vier Millionen verdoppeln wird.

Die Weltbank sprach Tansania ihre Anerkennung für die erzielten Fortschritte bei der Umsetzung der kostenlosen Schulerziehung aus. Von 2015 bis 2018 stieg die Zahl der Grundschüler von 8,3 auf 10,1 Mill. an, die der Sekundarschüler von 1,8 auf 2,2 Millionen. Besorgniserregend seien die weiterhin hohen Abbrecherraten und der geringe Anteil von Mädchen in der gymnasialen Oberstufe.

Tansania ist nach wie vor nicht bereit, die Ausschlussverfügung für schwangere Schülerinnen offiziell zurückzunehmen. Der neu verhandelte Kreditvertrag sieht jetzt immerhin vor, dass 2/3 der Mittel ausschließlich für Mädchenbildung verwendet werden. Die Auszahlung wird ratenweise erfolgen und von der Erfüllung jeweils verabredeter Teilziele abhängig sein. Das Bildungssystem muss in Zukunft mehr Kindern nach einem Schulabbruch den Weg zu anerkannten Abschlüssen ermöglichen. Dazu sollen auch „alternative Bildungseinrichtungen“ im Rahmen des „Programms zur Qualitätssteigerung der Sekundarbildung“ (SEQUIP) ausgebaut werden. SEQUIP soll insgesamt 6,5 Mill. Schüler/innen eine Bildungskarriere ohne Diskriminierung öffnen.

Die US-Botschaft kritisierte die Entscheidung der Weltbank, weil die vereinbarten Bedingungen nicht die erzwungenen Schwangerschaftstests für Schülerinnen und den Schulverweis bei Schwangerschaft ausschließen. Das Erziehungsministerium erklärte, dass Tansania die Abmachung einhalten werde, einschließlich der Bereitstellung alternativer Zugänge für Schulabbrecher(innen), wie z.B. Berufsbildungszentren.

Citizen 01.04.20; DN 04.,06.04.20; East African 09.,14.04.20; Guardian 02.04.20

Religionen

Präsident Magufuli besuchte den Neubau der großen Moschee in  Dar es Salaam. Das Gebäude wird auf 7400 m² für 8.000 Besucher errichtet und ist eine Stiftung des marokkanischen Königs Mohammed V. an den tansanischen Islamrat BAKWATA.

Am Karfreitag war das Thema vieler Predigten Hoffnung angesichts von schlechten Nachrichten. Der anglikanische Pfarrer Kabudi von St. Albans in Dar es Salaam verwies darauf, dass das Kreuz Christi auch angesichts wirtschaftlicher Ängste zeigt, dass für Gott nichts unmöglich ist.

Die Kirchen erließen Anweisungen an die Gemeinden zum Einhalten von Vorsichtsmaßnahmen gegen Ansteckung. Am Eingang sind Wasser, Seife oder Desinfektionsmittel bereitzustellen. Gottesdienstteilnehmer sollen einen Mindestabstand von einem Meter einhalten. Beim Abendmahl wird die Oblate auf die Hand, nicht mehr in den Mund gelegt. Predigten sollen verkürzt werden. In der lutherischen ELCT sollen Gottesdienste nicht länger als eine Stunde dauern.

Präsident Magufuli rief von seinem Heimatort Chato aus die Religionsgemeinschaften zu drei Tagen des Nationalen Gebets im Kampf gegen das Coronavirus vom 17. bis 19. April auf. Am 22. April fand im Park der Karimjeehalle in Dar es Salaam eine Veranstaltung mit Premierminister Kassim Majaliwa und Vertretern der Kirchen, der Muslime sowie der Hindus statt. In einer Reihe von Grußworten wurden Gebete vorgetragen und dem Präsidenten für die Freiheit der Religionsausübung auch unter Corona-Bedingungen gedankt.

In der Region Karagwe am Viktoriasee haben sowohl Lutheraner als auch Katholiken ab dem 26. April alle Gottesdienste ausgesetzt. Der lutherische Bischof Baganza erklärte am 20.04. in einem ausführlichen Brief an die Gemeinden die Gründe für die Pause, die bis Pfingsten angekündigt wurde. Der Brief wurde über soziale Medien verbreitet, die Zeitungen berichteten nicht. Offenkundig wurde die Ankündigung angesichts wiederholter Erklärungen des Präsidenten zur Fortsetzung von Gottesdiensten und der noch ausstehenden Veranstaltung in Dar es Salaam als politisch brisant gewertet. Seitens der ELCT gab es keinen Kommentar. Die katholische Bischofskonferenz erklärte nur, jeder Bischof habe in seiner Diözese die Autorität, über Gottesdienste zu entscheiden.

Bongoleo 21.04.20; DN 29.02.20; Citizen 11.04.20; Guardian 11.,23.04.20; jamiiforums ab 20.04.20