Wirtschaft - 01/2021

Aus Tansania Information
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Tansania kam verhältnismäßig gut durch 2020

Auch Tansania bekam die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise zu spüren, scheint aber relativ gut davongekommen zu sein. Der Wert der Exporte sank von $9,4 Mrd. auf $8,8 Mrd., da weniger Kaffee und Tee verkauft werden konnte, aber dennoch konnte das Defizit im Außenhandel halbiert werden, da auch die Importe sanken. Die Staatseinnahmen aus Steuern und Abgaben stiegen deutlich. Die Inflation blieb unter 4%, und im Juli erlebte Tansania die prestigeträchtige Beförderung unter die Länder mit mittlerem Einkommen. Gelohnt hat sich für das Land die neue Regelung der Bergwerksrechte; die Einnahmen aus dem Export von Gold stiegen deutlich. Im Bericht wird nicht deutlich, ob hier der Abbau der Goldkonzentratbestände eine Rolle spielte, die seit 2017 wegen des Konfliktes mit dem Bergbaukonzern nicht exportiert werden durften.

Geldverkehr mit dem Ausland

Die Möglichkeiten für Geldüberweisungen via Mobiltelefon verbreitern sich. Nach M-Pesa hat jetzt auch das Airtel-Netzwerk den Geldempfang aus 200 Ländern freigeschaltet. So können Geldbeträge zwischen den zur Mobiltelefonnummer gehörenden Konten auch über internationale Grenzen geschickt werden. Für Empfänger in Tansania soll der Empfang kostenfrei sein. Uns liegen noch keine praktischen Erfahrungen vor; von Ländern wie Deutschland, die kein System des „mobile money“ haben, soll man die Beträge über das Internet auf den Weg bringen. In afrikanischen Ländern, wo große Teile der Bevölkerung mangels regelmäßigen Einkommens kein Bankkonto eröffnen können, sind Zahlungen über das Mobiltelefon weit verbreitet.

Kreditabkommen mit Südkorea

Ein Vertrag mit Südkorea erlaubt Tansania, bis zu $300 Mill. an Krediten zur Finanzierung von 5 Entwicklungsprojekten aufzunehmen, die zwischen beiden Ländern vereinbart wurden. Es geht dabei um eine Stromtrasse bei Kigoma ($45 Mill.), die neue Selanderbrücke in Dar es Salaam ($32,5 Mill.), Budgetunterstützung für das staatliche Gesundheitswesen ($40 Mill.), Abwasserentsorgung in Dodoma ($70 Mill.) und Verbesserung des Datensystems im Katasterwesen.

Citizen 19.11.20, DN 09.12.20, East African 29.09.20

Umwelt, Schutzgebiete

Ausländische Touristen zahlen ab Juli $70 Eintritt pro Tag in der Serengeti sowie im Nyerere Nationalpark (vormals Selous). Für Einheimische bleiben die Gebühren gleich oder werden etwas abgesenkt.

Die Wildschutzbehörden sind besorgt über ein neues Gerücht, wonach Elefantenleberöl ein wirksames Mittel gegen Krebs sei. Es soll von Elfenbeinschmugglern gestreut werden, die so Dorfbewohner zum Wildern motivieren wollen.

In der Manyararegion wurden 4 Personen verhaftet, die ein Stück Elfenbein von 1,4 kg verkaufen wollten.

Seit Dezember kann in ausgewählten Läden sogenanntes „bushmeat“, also Fleisch von Wildtieren gekauft werden. Die Behörden folgen damit einer Anweisung von Präsident Magufuli, der sich von einem geregelten Verkauf eine Verminderung der Wilderei erwartet. Jährlich werden etwa 2.000 Tonnen gewildertes Fleisch beschlagnahmt, und in den vergangenen 4 Jahren wurden 11.838 Personen wegen Wilderei verhaftet. Alle Verkaufsstellen müssen auf elektronischen Kassenbons stets die Quelle des Fleischs nachweisen. Zum Verkauf soll anscheinend nicht Jagdbeute, sondern nur Fleisch aus lizensierten Schlachthöfen kommen. Trophäen wie Felle und Gehörn müssen bei Regierungsstellen abgegeben oder können gegen gesonderte Genehmigung behalten werden. Die Behörde für Wildbewirtschaftung soll Züchtern gefangene Jungtiere zum Aufbau von Beständen liefern.

Die Hochschule für Wildbewirtschaftung eröffnet einen Betrieb zur Zucht von Wildtieren, die für den Fleischmarkt produzieren wird.

Im Dorf Makuyuni bei Arusha wurden in den vergangenen Monaten 6 Bewohner durch Elefanten getötet und 7 verletzt. Die Tiere dringen auf der Nahrungssuche in bebaute Ackerflächen vor, wobei es immer wieder zum Zusammentreffen mit Menschen kommt.

Korallenschutzgebiet vorgeschlagen

Im Küstengebiet auf beiden Seiten der tansanisch-kenianischen Grenze wurde ein Unterwasserbiotop identifiziert, das nach Auffassung von Meeresbiologen dringend unter Schutz gestellt werden sollte. Hier wurden nach der Eiszeit durch den Ablauf von Schmelzwasser vom Kilimanjaro und dem Usambaramassiv ins Meer mehrere Unterwassergräben in den Meeresboden eingeschnitten, die einen Wärmetausch mit tieferen Meeresschichten ermöglichen. Küstennahe Wasserflächen dieser Art werden weniger von der allgemeinen Erderwärmung betroffen. Deshalb haben Korallen und die mit ihnen verbundenen Ökosysteme, die weltweit absterben, hier eine gute Überlebenschance. Die daraus resultierende Artenvielfalt ist wichtig für die örtlichen Fischer wie auch für den Tourismus. Das Gebiet beginnt im Diani Marine Park auf der kenianischen Seite und reicht bis nördlich von Tanga in Tansania. Das vorgeschlagene Korallenschutzgebiet ist durch intensive Fischfangpraktiken seitens örtlicher und internationaler Fangflotten sowie durch Planungen für Industrieentwicklung in Nordtansania gefährdet.

Citizen 09.12., 10.12.20, East African 30.12.20, Guardian 03.12., 09.12., 30.12.20, Nation (Kenya) 23.12.20

Landwirtschaft

In Morogoro ist ein Konflikt zwischen dem Wasserbedarf der Stadt und der Wassernutzung von Landwirten zutage getreten. Der Mindustausee am Stadtrand, der die Wasserversorgung der mehr als 350.000 Stadtbewohner sichert, ist auf einem Tiefstand angekommen. Der Grund liegt in der Ausweitung der bewässerten Ackerflächen an den Hängen der die Stadt umgebenden Bergzüge wie dem Uluguru- und dem Mindugebirge. Hier haben sich Landwirte auch aus entfernten Gegenden wie Singida, Mwanza und Dar es Salaam angesiedelt. Sie alle nutzen das Wasser der Quellgewässer, die den Staudamm speisen und sorgen für die Verminderung der Zuflüsse. Die zuständige Wasserbehörde unternahm im November eine Begehung der Umgebung. Der Abgeordnete von Morogoro Stadt A. Abood forderte die Bewohner der Dörfer am Stadtrand auf, die Bewässerung ihrer Felder einzustellen.

Das statistische Amt Tansanias stellte Anfang Dezember seinen Bericht über die Landwirtschaft für 2019/20 vor. 68% aller Arbeitskräfte sind in der Landwirtschaft tätig, die überwiegend in Kleinbetrieben arbeiten. Insgesamt werden 13,5 Mill. Hektar angebaut (zum Vergleich: in Deutschland werden 11.7 Mill. ha als Ackerland genutzt). Auf weniger als 3% der Fläche wird Kunstdünger eingesetzt, und nur auf einem Fünftel der Flächen kommt gezüchtetes Saatgut zum Einsatz. Als Folge dieser Praktiken ist die Produktivität der Äcker noch recht gering. Der Hektarertrag für Mais liegt bei durchschnittlich 12 t pro Hektar; zum Vergleich sind es in Deutschland 80-100 t/ha; auch vor der Intensivierung der Landwirtschaft wurden um 1960 etwa 30 t/ha erzielt.

Guardian 27.11., 02.12.20

Industrie

Die Regierung versucht die Preissteigerungen für Zement mit Preiskontrollen einzugrenzen. Die Preise weisen tatsächlich eine ungewöhnliche Spannweite von fast 100% zwischen 11500 und 28000 TSh/Sack auf. In öffentlichen Stellungnahmen wird „Skrupellosen Spekulanten“ die Schuld gegeben. Tatsächlich überstieg in den letzten Monaten die Nachfrage das Angebot. Mehrere Fabriken hatten gleichzeitig für technische Instandhaltung und Reparaturen ihre Produktion vorübergehend eingestellt. Die vielen Bauprojekte der Regierung haben zusätzlichen Bedarf. In Tanga litt die Produktion unter der mangelhaften Stromversorgung. In Dar es Salaam stehen die Importeure aus Ruanda und Burundi Schlange. Premierminister drohte Händlern mit Anklagen wegen Wirtschaftssabotage

Der neugewählte CCM-Abgeordnete in der bisherigen Oppositionshochburg Arusha M. Gambo kündigte eine „Inspektion“ von 4 großen Fabriken in der Stadt an, um Beschwerden von Beschäftigten über die Arbeitsbedingungen nachzugehen. Es handelt sich um Betriebe, die im Besitz indisch-tansanischer Familien sind. Gambo war bis Juni 2020 Regionalkomissar von Arusha und wurde von Präsident Magufuli wegen seiner Konflikte mit anderen Beamten entlassen. Er wurde damals in der Presse als den Unternehmern der Stadt sehr nahe stehend beschrieben. Die Aktion hat einen deutlichen Hauch von Nach-der-Wahl-Populismus, da er in seinem vorherigen Amt tatsächlich für Inspektionen zuständig gewesen wäre.

Citizen 02.12., 08.12., 21.12. 20 Eastafrican 18.11.2020, Guardian 30.11., 10.12.20

Elektrizitätsversorgung

Ab Februar 2021 soll laut Energieminister M. Kalemani der Anschluss von 2270 Dörfern an das landesweite Stromnetz erfolgen. Die Aktion soll bis Jahresende angeschlossen sein. Von 12280 Dörfern in Tansania sind demnach bereits 10.000 am Netz.

Im Dezember wurde die Stromversorgung für die Bahnstrecke Dar es Salaam-Morogoro fertiggestellt. Ursprünglich war die Inbetriebnahme der Strecke für diesen Monat angekündigt gewesen, jetzt ist von April 2021 die Rede. Im Stadtgebiet von Dar es Salaam wird noch an den Brücken gebaut, die die Strecke über dem Straßenniveau bis zum neuen Bahnhof führen. Auf der neuen Strecke werden elektrische Schnellzüge auf Normalspur verkehren. Die Trasse verläuft weithin neben der alten Strecke auf Meterspur, die noch aus deutscher Zeit stammt und vorerst weiter betrieben wird.

Der angolanische Botschafter in Tansania kündigte den Bau einer neuen Bahnverbindung von Lobito in Angola bis nach New Kapiri Mposhi in Sambia an. Dort ist der Endpunkt der TAZARA-Bahn, die Dar es Salaam mit dem südafrikanischen Bahnnetz verbindet. Mit der neuen Strecke würde erstmals Zugverkehr zwischen Tansania und Angola möglich, die bisher kaum Warenverkehr untereinander haben.

DN 22.12.20, globalconstructionreview.com 02.12.20, Guardian 22.12.20