Gesellschaft ‐ 04/2025
Mütter- und Babysterblichkeit
Einer im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie gemäß ist es Tansania gelungen, die Mütter- und Neugeborenensterblichkeit in fünf Regionen von 240 auf 60 von 100.000 zu senken. Im Jahr 2021 hatte Tansania ein von UNICEF gefördertes Programm namens Safer Births Bundle of Care (SBBC) in Gang gesetzt, um ländlichen Gegenden einen besseren Zugang zu Entbindungsbetreuung ermöglichen.
EastAfrican, 01.03.2025
Journalistenakkreditierung
Am 03.03.2025 wurde das Gremium zur Journalistenakkreditierung von Informations-, IT- und Kommunikationsminister Jerry William Silaa in Gang gesetzt. Die sechs Mitglieder, der Veteran Tido Mhando (Vorsitz) und fünf weitere Journalisten aus unterschiedlichsten Medienbereichen, waren bereits im September 2024 bestimmt worden. Sie sollen die Einhaltung ethischer und professioneller Standards, Akkreditierung, Ausbildung und Beratung der Regierung beaufsichtigen und damit den Journalismus aufwerten. Doch viele Presseleute fürchten, das Gremium könnte nur ein weiteres Kontrollorgan der Regierung sein, um missliebige Journalisten auszubooten.
Die meisten Journalisten in Tansania sind unterbezahlt und müssen in unsicheren Verhältnissen leben. Schnelligkeit ist da oft wichtiger als Tiefe und Genauigkeit. Noch schlimmer sind freiberuflich tätige Journalisten dran. Deodatus Balili, der Vorsitzende des Forum of Editors in Tanzania, verlangte, Journalisten gebühre für ihren Beitrag zum Gelingen des Landes genauso viel Respekt wie Ingenieuren oder Ärzten. Ihre Bedeutung für das Funktionieren der Demokratie müsse sich endlich auch in ihren wirtschaftlichen Umständen widerspiegeln.
Citizen, 04.03.2025, 07.03.2025 Guardian
Arbeitslose Lehrer
Auf die von der Regierung zu Jahresanfang ausgeschriebenen 14.648 offenen Positionen sind 201.707 Bewerbungen eingegangen. Im Anschluss kam es zu Verhaftungen von protestierenden Organisatoren der Vereinigungen der arbeitslosen Lehrer (Non-Employed Teachers Organisation, NETO) und Absolventen (Unemployed Youth Association of Tanzania (UYAM) mit der Begründung, dass NETO und UYAM als Organisation nicht registriert seien. Die Vereinigungen hatten sich bisher über WhatsApp-Gruppen mit ca. 10.000 Mitgliedern organisiert und geben an, alle Lehrer, die zwischen 2015-2023 arbeitslos waren, zu vertreten. Auf einer Pressekonferenz am 3. März kündigte Staatsminister für Public Service Management and Good Governance des Präsidentenbüros George Simbachawene deshalb an, dass die Regierung sich am 10. März mit Stellvertretern von NETO und UYAM treffen wolle, um sich ihre Sorgen anzuhören. Die Regierung werde ein Expertenteam aus Finanz-, Erziehungs-, Planungs- und Investitions-Ministerium einsetzen, um Lösungen für arbeitslose Lehrer in Abstimmung mit ihnen zu erarbeiten.
The Chanzo, 04/14..03.2025
Kommentar: Jedes Jahr würden Tausende Absolventen wie zum Beispiel fertig ausgebildete Lehrer in einen gesättigten Arbeitsmarkt gelangen. Frustration mache sich breit. Ursache sei das Missverhältnis zwischen Uni-Zugang und Arbeitsmarkt. Zu viele wollten in den Lehrerberuf und nähmen noch dazu Kredite für ihre Ausbildung auf, allein 2023 15.000 neue Absolventen. Reformen seien nötig. Zwar bräuchte Tansania 116.000 zusätzliche Lehrer, doch fehle das Geld, um sie anzustellen und Arbeitsplätze für sie einzurichten. Man müsse junge Menschen zu Selbstständigkeit ermutigen und danach, eine Ausbildung in Gesundheit, Ingenieurswesen und Technik anzustreben. Ausbildungskredite sollten nur für Ausbildungsbereiche vergeben werden, in denen es offene Stellen gebe. Universitäten sollten ihre Zulassungspolitik entsprechend reformieren.
Citizen, 19.03.2025
Neue Twaweza-Chefin
Für Aidan Eyakuze, der in die Führung von Open Government Partnership gewechselt ist, kommt Anna Bwana, die gegenwärtig die Landesdirektorin von BBC Media Action in Tansania ist und 15 Jahre Erfahrung in der Ermächtigung von Bürgern gegenüber ihrer Regierung mitbringt. Ihren beruflichen Einstieg absolvierte sie über Oxfam und war im Wesentlichen auf Regierungsführung und Verantwortlichkeit konzentriert. Twaweza fördert in Tansania, Kenia und Uganda eine offene Gesellschaft, Bürgerbeteiligung, Bürgerrechte und Rechenschaftspflicht der Regierungen.
Citizen, 25.03.2025, The Chanzo, 25.03.2025
Wohnen
Offiziellen Zahlen gemäß werden in Tansania seit zehn Jahren jährlich 200.000 neue Häuser gebaut, während geschätzte drei Mio. fehlen. Dieser Missstand hat schlimme Folgen für die finanziell schlechter gestellten Mieter, die oft Witwen und Waisen oder Personen sind, die von der Hand in den Mund leben, sich oft pro Familie nur einen Raum leisten können und von ihren Vermietern ungestraft mit skandalösen Mieten und Vorauszahlungen für 3-6 Monate ausgebeutet werden. In der Folge kommt es zu erbarmungslosen Zwangsräumungen. Die Forderung nach solchen Vorauszahlungen für Kleinstvermietungen wurde im Rent Restriction Act von 1985 verboten, doch wurde das Gesetzt 2005, obwohl die Regierung gemäß Verfassungsartikel 8 verpflichtet ist, an erster Stelle für das Wohl der Bevölkerung zu sorgen (Behausung gehört hier sicher dazu), aus unerklärlichen Gründen aufgehoben. Die monatliche Miete für ein solches Zimmer liegt in der Regel bei ca. 30.000 TAS, ohne dass Vermieter sich auch nur verpflichtet fühlen, für akzeptable hygienische Zustände zu sorgen. Mieter haben offenbar keinerlei Rechte. In Kenia gibt es auch ein Rent Restriction Act, das verbietet, bei Kleinstvermietungen mehr als zwei Monatsmieten im Voraus zu fordern.
Guardian, 06.03.2025