Gesundheitswesen ‐ 06/2022

Aus Tansania Information
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Korruptionsverdacht im staatlichen Medizinalhandel

Im zentralen Staatlichen Handel für Medizinalbedarf MSD wurden mehrere leitende Mitarbeiter bis auf Weiteres suspendiert. Sie hatten den Einkauf von Geräten zu stark überhöhten Preisen abgerechnet. Ein Gerät für Laboranalyse wurde für TSh 6,7 Mil. (€ 2.700) eingekauft, das normalerweise für TSh 1,3 Mil. (€ 530) erhältlich ist; bei einer Maschine zur Blutanalyse wurden € 47.000 statt handelsüblicher € 8.500 abgerechnet. Der Premierminister ordnete eine Untersuchung an, es müsse herausgefunden werden, ob sich hier jemand bereichert habe.

Die Zustände bei MSD werden nicht nur wegen der Anzeichen von Korruption und Verschwendung als sensibel angesehen. MSD ist auch im Rahmen der Entwicklungsgemeinschaft im Südlichen Afrika SADC als offizielle Beschaffungsstelle für Medikamente und Medizintechnik bestimmt worden. Die SADC umfasst die meisten Länder zwischen Tansania, Kongo und Südafrika. Damit bekommt der Skandal im MSD auch eine internationale Dimension und scheint die nationale Ehre zu berühren.

Citizen 06.05.22; Guardian 06.05.22

Malaria – neue Resistenzen

In der Region Kagera am Viktoriasee treten zunehmend Malariafälle auf, die gegen die Standardbehandlung mit Artemether - Lumefantin resistent sind. Die Wirkstoffkombination wird unter dem Namen Coartem vermarktet und hatte seit dem Jahr 2006 Fansidar als Standardmedikament gegen Malaria abgelöst. Die Resistenzen werden auf den häufigen Einsatz von Coartem zur Vorsorge sowie mangelhafte Verwendung des Medikaments zurückgeführt, wobei Patienten die Einnahme abbrechen, sobald sie sich besser fühlen und die Dosis nicht über den vollen empfohlenen Zeitraum einnehmen.

Bei einer Studie ergab sich, dass von 383 untersuchten Patienten in der Region Kagera bereits 30 durch gegen Coartem resistente Malariaerreger erkrankt waren.

Citizen 19.05.22

Allgemeine Krankenversicherung

Viele Tansanier halten eine Krankenversicherung für sinnvoll. Das ergibt eine Untersuchung des Nationalen Instituts für Gesundheitsforschung NIMR. In der Umfrage erklärten 73% der Befragten, dass sie bereit sind, Beiträge für eine Versicherung zu zahlen.

Derzeit gibt es im staatlichen Versicherungsfonds NHIF unterschiedliche Mindestsätze. Diese reichen von 6% des Monatsgehalts bei Angestellten bis zu lediglich TSh 76.800 Jahresbetrag für Bauern- und Hirten(klein)-familien, die einer registrierten Genossenschaft angehören. Bisher sind nur 9 Millionen Bürger oder 15% der Bevölkerung versichert, alle anderen müssen von Fall zu Fall ihre Behandlung selbst bezahlen.

Die Regierung plant, eine allgemeine Krankenversicherung einzuführen, die möglichst alle Tansanier umfassen soll. Laut Gesundheitsministerin Ummy Mwalimu soll man dann ab einem Jahresbeitrag von TSh 65.000 (ca. € 28) für Behandlung in staatlichen Einrichtungen versichert sein. Das Gesetz ist seit Jahren in Vorbereitung.

Citizen 18.05.22