Thema: Energieversorgung – Elektrizität: Erneuerbare Energien - 10/2017

Aus Tansania Information
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Erneuerbare Energien

2015 bestätigte eine amerikanische Beraterfirma, Tansania könne einen wesentlichen Teil seines nationalen Strombedarfs aus erneuerbaren Energien erzeugen. Die Weltbank finanzierte mit $ 3,4 Mill. eine umfassende Studie zum Potential von Biomasse, Wasser-Kleinkraftwerken, Sonne und Wind. Sie zeigt, dass photovoltaische Energie auf 83% der Fläche wirtschaftlich und auf 14% sehr ertragreich zu gewinnen ist. Windgeneratoren können auf 10% der Fläche hocheffizient arbeiten. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ermutigte die tansanische Regierung, nachhaltige Energiequellen konsequent in ihre Planungen einzubeziehen. Die GIZ vermittelt Schulungen und Kontakte zu deutschen Anbietern.

Dennoch spielen nachhaltige Energiequellen (außer Wasserkraft) in Tansania bis dato eine untergeordnete Rolle. Die Weltbank und interessierte Investoren forderten die Energiebehörde (EWURA) auf, bürokratische Hindernisse für die vielversprechenden erneuerbaren Energien zu beseitigen und Investitionsanreize zu schaffen. Die International Finance Corporation der Weltbank lancierte eine Internetplattform, die den Ausbau regenerierbarer Energiequellen und lokaler Netze fördern will (www.mini grids.go.tz). Große Windkraft-Parks finden sich bereits in Äthiopien, Kenia und Südafrika. Sie produzieren wesentlich günstiger als Öl-Kraftwerke und ersparen bedeutende Devisen-Ausgaben.

Die Ostafrikanische Gemeinschaft gründete an der Makerere-Universität in Kampala ein Zentrum für erneuerbare Energien und Energie-Effizienz.

Business Times 19.06.15; Citizen 24.12.15; 20.06.16; DN 06.,21.07.15; Guardian 10.08.; 17.11.15; 13.08.16

Windkraft

In Singida sollen ab 2018 Windgeneratoren in drei Phasen errichtet werden, die insgesamt 225 MW leisten können. Nach den bisherigen Verzögerungen zu schließen kann dieser Plan nicht eingehalten werden. Ein Weltbankkredit für Anlagen mit 100 MW Leistung wurde zugesagt. Weitere Windkraftanlagen sollen später in Njombe (100 MW) errichtet werden.

DN 08.12.16; 19.03.17; Guardian 13.08.16; Power System Master Plan www.mem.go.tz

Solarenergie

Deutsche, skandinavische und amerikanische Projekte haben einige „mini-grids“ (lokale Netze) auf Solar-Basis eingerichtet. Die KfW arbeitet in Tansania mit dem Unternehmen Mobisol Tanzania zusammen, das zunächst 150.000 Personen mit leistungsfähigen individuellen Solarstrom-Anlagen (deutscher Technologie) versorgen will. Mobisol verwendet ein neuartiges Abzahlungssystem via Mobiltelefon (TZS 999 täglich). Die Firma wurde mit einem UN-Klima-Preis ausgezeichnet.

Die französisch- amerikanisch-kenianische „Off-Grid-Electric“ will 1 Mill. tansanischen Haushalten Solarstrom zugänglich machen, ebenfalls mit einem telefonischen Vorauszahlungssystem. Netzunabhängige Systeme könnten laut Energieministerium etwa 9 Mill. Menschen günstigen Strom zur Verfügung stellen. Es gibt bereits tansanische Firmen, die solche Anlagen, ebenso wie individuelle Solar-Systeme, installieren und warten können. Die meisten Dörfer will die Regierung aber trotz der hohen Leitungskosten über das nationale Netz mit Strom versorgen.

Im Korogwe-Distrikt entstand mit Hilfe des UN-Entwicklungsfonds ein Solarkraftwerk für etwa 1.000 Einwohner. In Ketumbeini, Longido gibt es ein örtliches Solarstromnetz mit Diesel-Unterstützung.

Zwei größere Photovoltaik-Anlagen sollen nach 2020 in Dodoma (50 MW) und Shinyanga (150 MW) installiert werden.

Eine einfache Solarlampe gibt es inzwischen für etwa € 5 zu kaufen (www. dlight.com). Sie kann im Gegensatz zu dach-montierten Solarzellen diebstahlsicher verwahrt werden und macht sich schnell durch das eingesparte Kerosin bezahlt. Eine kanadische Firma bietet ein kompaktes Solarsystem für Beleuchtung und Telefonakku für € 20 an.

Der dänische Pumpenhersteller Grundfos installierte in drei Flüchtlingslagern große Solaranlagen zur Wasserdesinfektion (€ 5 Mill.).

Arusha Times 18.07.15; Citizen 02.,26.12.15; 02.,16.11.16; DN 03.07.; 03.08.15; EA Business Week 16.08.15; East African 27.11.15; Guardian 10.08.; 15.12.15; 12.04.16; 11.09.17; Power System Master Plan www.mem.go.tz

Erdwärme

Im Unterschied zu Kenia, das im Rahmen der amerikanischen „Power Africa Initiative“ bereits 15 Erdwärme-Anlagen baut oder betreibt, gibt es in Tansania noch keine geothermisch betriebenen Generatoren. Angedacht ist eine solche Anlage für den Ngozi-Kratersee, Mbeya-Region nach 2025 (100 und 200 MW). Potentiell verfügt Tansania über etwa 5.000 MW aus Geothermie in den Regionen Kilimanjaro/Arusha/Mara, Rukwa/ Mbeya und dem Rufiji-Becken.

Citizen 15.01.17; East African 26.08.17; Power System Master Plan www.mem.go.tz

Biomasse

Tansania kann viel elektrische Energie aus biologischen und anderen Abfällen gewinnen, z.B. ca 40 MW aus Reisstroh und 300 MW aus Holzabfällen; auch die allgegenwärtigen Haushalts- und Industrieabfälle bergen ein großes Potential.

Im Korogwe-Distrikt, Tanga-Region generiert ein Biogas-Kraftwerk Elektrizität; es wird mit Sisal-Abfällen gespeist. Wenn alle großen Sisal-Farmen ihre Abfälle auf diese Weise verwerten würden, könnten 18,6 MW Strom erzeugt werden. Die Pilotanlage im Dorf Hale wurde von deutschen und dänischen Experten entwickelt. Ein Biogas-Kraftwerk produziert in Terrat (Simanjiro) 300 KW für die lokale Bevölkerung.

DN 21.07.; 26.12.15; 05.12.16

Lokale Wasserkraftwerke

Im Mufindi-Distrikt betreibt die „Rift Valley Energy“ (Tochter von Mufindi Tea and Coffee Ltd.) das einzige private Stromnetz für 49 teils abgelegene Dörfer, gespeist von lokalen Wasser- und Windkraftwerken. Es bietet günstigere Preise an als die TANESCO. Die EU unterstützt das Projekt mit $ 7 Mill.

Mit norwegischer Hilfe wird das 1930 erbaute und 1984 aufgegebene Wasserkraftwerk Kikuletwa im Arumeru-Distrikt (Arusha) renoviert und auf 17 MW Leistung ausgebaut. Es gehört dem Arusha Technical College und dient als Demonstrationsanlage.

DN 21.01.16; Guardian 01.02.16