Thema: Gesundheitswesen II: Krankheiten und Vorbeugung: Präventive Maßnahmen- 07/2018

Aus Tansania Information
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Hygiene, Sanitäranlagen, Kanalisation

Die Gesundheitsministerin U. Mwalimu sagte, 60% aller Krankenhaus-Behandlungen beträfen Erkrankungen, die durch einfache Hygienemaßnahmen vermeidbar seien, wie Durchfälle, Cholera und Typhus. Sie verursachten Kosten von TZS 340 Mrd. jährlich (nach Weltbank sogar 453 Mill.) und behinderten die Entwicklung des Landes. Die Kampagne „Wasser, Sanitär, Hygiene“ - WASH“ und das Nationale Medizin-Forschungsinstitut NIMR betonten, 25 bis 39% der Todesfälle Neugeborener seien durch Sepsis verursacht und könnten durch Händewaschen des Pflegepersonals vermieden werden. Dies erfordere entsprechende Aufklärung und jederzeit verfügbares Wasser.

Stichproben aus Schulen der Kagera-Region zeigen, dass zwischen 20 und 80% aller Schüler/innen von Eingeweide-Würmern befallen sind. Dies wird auf die besonders prekäre sanitäre Situation in den Familien, aber auch in den Schulen, zurückgeführt.

Der Distriktschef von Longido beklagte, dass viele der halbnomadischen Wamaasai nicht einsehen, warum sie Toiletten anlegen sollten. Manche hätten sogar Latrinen gebaut und sie dann verschlossen. Sie würden nur bei staatlichen Kontrollen geöffnet. Die aktuellen Cholera-Fälle seien Folge der unhygienischen Gewohnheiten.

Sanitär-Einrichtungen und Abwasser-Systeme gibt es nur vereinzelt. Nur 10% der Fläche Dar-Es-Salaams haben Kanalisation, die zudem häufig versagt. 70% der Latrinen in ungeplanten Vierteln können nicht per Entsorgungs-LKW entleert werden. Sogenannte Froschmänner schöpfen die Fäkalien aus, was wegen der damit verbundenen Gefahren verboten ist und mit Geldstrafen geahndet wird. Aus Kostengründen werden Fäkalien oft in kleine Flussläufe gekippt, die in den Indischen Ozean münden.

Kanalisationssysteme sind geplant oder im Bau in Lindi, Kigoma, Kagera, Mara und Mwanza; dafür gewährt Südkorea $ 90 Mill. Die französische Entwicklungsagentur gab € 200 Mill. für Kanalisation in Dar-Es-Salaam und Morogoro.

Die englische Entwicklungsorganisation DFID finanziert die landesweite Kampagne „Nipo tayari“ (Ich bin bereit), die bis 2025 erreichen will, dass alle Tansanier/innen verbesserte Latrinen benutzen (z.Zt. etwa 19%) und danach die Hände mit Seife waschen (derzeit 15 bis 30%). Ähnliche Ziele verfolgt die offizielle Kampagne „Usiichukulie poa“ (Verharmlose es nicht). Bis dato verfügen etwa 5 Mill. Menschen über keinerlei sanitäre Einrichtung, mehr als die Hälfte der Einwohner benutzt hygienisch fragwürdige Einfachlatrinen. Auch viele Plätze für Großveranstaltungen wie Sportstadien weisen oft keine angemessenen Sanitärbereiche auf.

Die studentische „Cambridge Development Initiative“ errichtete in Buguruni, DSM 60 moderne Toiletten und ein einfaches Kanalsystem. Die behandelten Fäkalien dienen zur Dünger- und Biogasproduktion. Auf diese Weise könnten die weithin stinkenden Fäkalienteiche reduziert werden.

Plan International steigerte mit finanzieller Unterstützung von „Gift of Hope“, Kanada den Anteil der Haushalte mit Toilette im Bahi-Distrikt, Dodoma-Region von 19 auf 88%. Mehrere Schulen erhielten neue Toiletten und eine Wasserleitung, was es den Schülern erleichtert, sich auf das Lernen zu konzentrieren. Die zweite Phase der Nationalen Sanitär-Kampagne erhält von Entwicklungspartnern $ 53 Mill., um alle Schulen und Dispensaries bis 2021 mit ordentlichen Toiletten zu versehen und die Bevölkerung zum Toilettenbau zu animieren.

An wichtigen Fernstraßen will die Regierung Toiletten einrichten, um die zunehmenden Verunreinigungen zu reduzieren. Mehrere tausend Schulen sollen eine hinreichende Wasserversorgung erhalten, um Händewaschen und Menstruationshygiene zu ermöglichen.

Der Generalkontrolleur stellte fest, dass 98% der untersuchten Schlachthäuser nicht zugelassen waren; 67% behandelten das Fleisch unhygienisch und waren von Fliegen umschwärmt, 50% hatten eine unzureichende Wasserversorgung, 42% beschädigte Böden und Toiletten. Mitte 2017 schloss die Behörde für Nahrungsmittelsicherheit 26 von 55 Schlachthäusern in Dar-Es-Salaam wegen schwerer hygienischer Mängel.

Händler mehrerer Märkte in Dar-Es-Salaam beschwerten sich über Berge stinkender Abfälle, obwohl sie doch laufend Abgaben für die Müllabfuhr entrichteten.

Citizen 03.07.; 15.07.; 14.08.; 26.09.; 06.12.17; 07.,21.,28.05.18; DN 20.11.16; 17.06.; 11.08.; 22.12.17; 05.05.18 Guardian 27.09.16; 11.05.; 31.07.; 15.10.; 04.,08.12.17; 06.05.18; www.cambridgedevelopment.org

Impfungen

Die WHO bestätigte, dass in Tansania 97% der Kinder die Dreifachimpfung Diphterie-Tetanus-Keuchhusten erhalten. Das Ziel, die Masern bis 2020 auszurotten, kann Tansania bei einer Impfrate von 95% wahrscheinlich erreichen. Seit 2014 wurden 21 Mill. Kinder mit der Kombination Röteln-Masern geimpft, wodurch auch die Geburtsschäden durch Röteln deutlich zurückgingen.

Tansania gehört zu den nur 11 afrikanischen Ländern, die mehr als die Hälfte ihres Gesundheits-Budgets selbst finanzieren. Tansania gibt jährlich TZS 119 Mrd. für Impfkampagnen aus, die z. T. von der internationalen Impfallianz GAVI finanziert wurden. Zu weiteren Impfkampagnen s. unter AIDS, Malaria, Typhus und Papillom-Virus.

Mittelfristig sollen Impfstoffe auch in Ostafrika hergestellt werden. Darauf arbeitet der von der GIZ unterstützte „Aktionsplan für regionale Pharmaherstellung“ hin. Deutschland trägt € 30 Mill. zu Impfkampagnen in Ostafrika bei, die besonders gegen Rotaviren (Durchfälle – 95% der Einjährigen geimpft) und Pneumokokken immunisieren.

Citizen 11.09.16; Guardian 21.11.17; 19.04.18; DN 04.12.17; 25.01.18; www.gavi.org

Ernährung, Tabak

In der Kagera-Region ergab eine Untersuchung deutliche Ernährungs-Defizite, vor allem bei Kindern, obwohl die Region über ausreichend Nahrungsmittel verfügt:

  • Entwicklungsverzögerung 35%
  • Untergewicht Kinder 13%; bei Geburt 7%
  • Blutarmut bei Kindern 59%, bei Frauen 53%
  • Vitamin A-Defizit: 33%

Als Ursachen werden genannt: Gescheiterte Ehen, sexuelle Gewalt, häufige Schwangerschaften, minderjährige Mütter ohne Kenntnisse und Entscheidungsbefugnisse. In besonders betroffenen Gebieten wie der Kagera-Region erhalten Schulkinder zweimal jährlich Gaben von Vitamin A und Mittel gegen Wurmbefall. Gute Vitamin-A-Versorgung reduziert die Sterblichkeit bei Unter-Fünfjährigen um 23%.

Erstaunlicherweise melden gerade die Regionen Iringa, Njombe und Kilimanjaro, die als „Brotkorb-Regionen“ gelten, besonders viele fehlernährte (51%) und wachstumsverzögerte (42%) Kinder. Gründe dafür sind hohe Geburtenzahlen, unausgewogene Ernährung und Unwissenheit der Eltern. Milcherzeuger verkaufen ihre gesamte Milch, ohne den eigenen Kindern etwas davon zu geben, meinte eine Sprecherin der Ernährungskommission TFNC.

Landesweit ging die Wachstumsverzögerung zurück von 50% in 1990 auf 34% in 2016. 600.000 Kinder unter Fünf gelten als unterernährt, 2,7 Mill. als wachstumsverzögert. Viele Frauen leiden unter Anämie: 45% der Frauen im gebärfähigen Alter und 57% aller Schwangeren. Die Regierung führt mehrere Programme durch, um Nahrungsmittel mit Vitamin A und Jod anzureichern. Eine kanadische Organisation bekämpft Anämie und Fehlernährung in den Regionen Mwanza und Simiyu durch Gaben von Folsäure, Eisen und Vitaminpräparaten. Tansania arbeitet in der UN-Organisation „Scaling up Nutrition“ (www.scalingupnutrition.org) mit. Die EU unterstützt mit € 9,5 Mill. ein Projekt zur Nahrungsmittelsicherheit in den Regionen Dodoma und Singida.

Die UN-Ernährungsorganisation FAO stellte fest, dass in den ostafrikanischen Städten 15 bis 35% der Bevölkerung fettleibig sind. Entsprechend nehmen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes zu.

Das Tabak-Kontroll-Forum (TTCF) bedauerte, dass es in Tansania 10 tabakverarbeitende Firmen und mehr als 20 Zigaretten-Marken gibt. In Dar-Es-Salaam böten 15-jährige Mädchen Zigaretten feil und gäben sie teilweise kostenlos an Jugendliche ab. Das TTCF zeigte sich betroffen davon, dass Präsident Magufuli Ehrengast bei der Einweihung der neuen Morris-Zigarettenfabrik in Morogoro war.

Die EU finanziert eine Studie über die negativen Auswirkungen hoher Fluor-Gehalte im Trinkwasser in der Arusha-Region und dem Grabenbruch. Das Defluoridierungs-Institut in Ngurdoto konnte bisher keine praktikablen Ergebnisse präsentieren. Fluor kann jedoch relativ einfach durch Filter mit Knochenmehl reduziert werden.

Citizen 24.07.17; 16.03.; 01.06.18; DN 17.02.; 25.06.; 09.,22.12.17; East African 31.12.17; 13.01.18; Guardian 20.02.; 23.06.17; 04.06.18; www.nutritionintl.org