Thema: Wirtschaftliche Entwicklung: Staatsbetriebe, Exporte, Landwirtschaft – 7/2019

Aus Tansania Information
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Staatsbetriebe, Großfirmen

Der Minister für Öffentliche Arbeiten kritisierte die staatliche „Tansania Building Agency“ wegen ihrer gravierenden Terminüberschreitungen. Die Führungskräfte arbeiteten planlos und unprofessionell. 644 Familien, die umgesiedelt worden waren, um Platz für ein Neubauviertel in DSM-Magomeni zu machen, warten seit 2012 auf eine Neubauwohnung der TBA. Mieter schulden der Agentur TZS 10 Mrd., die sie jetzt energisch eintreiben will.

Dr. Magufuli befand, die Leistung der 253 Unternehmen im Staatsbesitz sei absolut unzureichend; viele machten Verluste, nur acht erwirtschafteten eine Dividende für die Staatsfinanzen, darunter der Arbeitsdienst der Armee (TZS 700 Mill.), die Nationalbank, die Housing Corporation und die Telefongesellschaft TTCL (TZS 2,3 Mrd.). Eigentlich sollten auch Polizei und Gefängnisse Gewinn machen. Bis Ende Juli müssen alle Parastatals eine Dividende abführen oder erklären, warum sie Verlust machen.

Immerhin meldete die 1995 privatisierte CRD-Bank (Cooperative Rural Development) einen stattlichen Gewinn von TZS 60 Mrd. und zahlte dem Finanzminister TZS 9,9 Mrd. Dividende für die 21% im Staatsbesitz verbliebenen Anteile aus.

Alle staatlichen Stellen und Mitarbeiter, ebenso wie CCM-Büros müssen ab sofort über die staatliche Telekommunikationsgesellschaft TTCL telefonieren. Diese soll dem Präsidenten eine Liste der Staatsangestellten vorlegen, die ihr Netz benutzen. Alle müssten sich patriotisch verhalten und tansanische Einrichtungen bevorzugen.

Dr. Magufuli ordnete an, das Kiwira-Kohlebergwerk (Mbeya-Region) in Regierungsbesitz zurückzuführen, um neue Investoren zu suchen. Die Mine war 2005 für 10% des geschätzten Wertes an eine Firma des damaligen Präsidenten B. Mkapa und seiner Familie verkauft worden. Eine staatliche Investitionsbeihilfe von $ 7,3 Mill. wurde vom Parlament vergeblich zurückgefordert. Der Verbleib der Gelder und wer die aktuellen Besitzer sind, ist ungeklärt.

Die kanadische Barrick Gold Corporation sieht sich gezwungen, ihre in Tansania tätige Tochtergesellschaft Acacia Gold durch Aktientausch komplett zu übernehmen oder chinesische Investoren einzubeziehen. Tansania hat Acacia als im Land unerwünscht erklärt und weigert sich, mit Acacia direkt über eine Steuernachforderung von $ 190 Mrd. zu verhandeln. Die drei Acacia-Goldminen müssten von einer neuen Firma geführt werden, an der der tansanische Staat mit 50% beteiligt wird. Seit März 2017 darf Acacia keinen goldhaltigen Mineralsand mehr exportieren und hat bereits viele Mitarbeiter entlassen. Dennoch lehnte Acacia im Juni ein Übernahme-Angebot von Barrick ab.

Citizen 23.05.; 28.06.19; East African 13.05.19; Guardian 18., 29.06.19; Mwanahalisi 21.05.19; Mwananchi 21.05.19

Exporte

Cashew-Nüsse sind das wichtigste Exportgut Tansanias und erbrachten mehr als Tabak, Baumwolle, Kaffee, Tee und Sisal zusammen. 2018 brach jedoch der Cashew-Export um 63% von $ 530 Mill. auf $197 Mill. ein. Die Regierung hatte private Aufkäufer ausgeschlossen und über die Armee fast die gesamte Cashew-Ernte von 240.000 t für Preise über Marktniveau aufgekauft, fand aber bisher keine Käufer auf dem Weltmarkt. Die Nüsse können höchstens bis August gelagert werden, wodurch weitere Kosten entstehen. Lokale Betriebe können nur 10% der Roh-Cashews verarbeiten (Rösten, Süßigkeiten, Cashew-Butter, Getränke, Schnäpse, Schmiermittel und Lacke). Bisher wurden die meisten Cashew-Nüsse aus Tansania in Indien und Vietnam weiterverarbeitet.

Mit Hilfe von USAid will das Investitionszentrum TIC in den Regionen Küste, Lindi, Mtwara und Tunduru Verarbeitungsbetriebe ansiedeln und dann mehr Cashew-Fertigprodukte ausführen. Die Handwerkerschule Songea entwickelte eine kleine Verarbeitungsmaschine, die 60 kg Nüsse pro Tag aufbereitet. Im Parlament bemängelten Abgeordnete Korruption und Betrügereien beim Ankauf der Nüsse. Bauern warteten vergeblich auf Bezahlung. 30% der Ernte seien bereits verrottet. Der Agrarminister dementierte die Anschuldigungen. Der Präsident entließ den Handelsminister und beauftragte seinen Nachfolger, endlich Käufer für die alte Cashew-Ernte zu finden.

Die Handelsministerien von Kenia und Tansania versuchen seit 2017, immer wieder aufflammende Streitigkeiten und Schikanen zu beseitigen. Hauptprobleme sind gegenseitige Zweifel an den Qualitätsstandards von insgesamt 37 Warengruppen und die wiederholte Weigerung Tansanias, Kenianern eine Arbeitserlaubnis zu erteilen (wie in den EAC-Verträgen vereinbart). Geschäftsleute beider Länder beklagen die Kostensteigerung durch die Formalien.

Die sansibarische Handelsministerin bedauerte, dass Behörden auf Tansania-Festland die Einfuhr von Waren aus Sansibar (Nahrungsmittel, Getränke, Elektronikartikel) durch exzessive Qualitätskontrollen behindern.

Trotz der Handelsdispute exportiert Tansania große Mengen von Nahrungsmitteln nach Kenia. Neben Mais (1.000.000 t), Reis und Rindern gelangen bedeutende Quantitäten von Zwiebeln zu kenianischen Händlern, die sie nach Übersee exportieren. Sie haben umfangreiche Anbauverträge mit tansanischen Erzeugern in der Arusha-Region. 2018/19 erzielte Tansania einen Überschuss an Nahrungsmitteln von 3,2 Mill. Tonnen. Diese Güter werden nach Ägypten, Burundi, Kenia, Malawi, Oman, Ruanda und Sambia exportiert und an die UN-Flüchtlingshilfe verkauft. Nach Simbabwe gehen 700.000 t Mais.

Die (legale) Ausfuhr von Gold stieg um $ 100 Mill. auf $ 1,68 Mrd. (3/18 – 3/19). Großbergwerke förderten 27.551 kg, Kleinmineure 2.215 kg Gold. 2018 wurden 769 kg Roh- und 87.389 Karat geschliffener Tansanit erfasst, sowie 534.728 kg (sic!) andere Edelsteine. Damit hat sich die steuerlich erfasste Tansanit-Produktion verfünffacht (2017 148 kg).

Die Steuereinnahmen aus Mineralexporten verbesserten sich, nachdem auch Kleinproduzenten schärfer überwacht werden. Sie dürfen Gold und Edelsteine nur noch in einem der 22 neu eingerichteten Handelszentren bei 7%iger Besteuerung verkaufen. Dafür entfällt die Mehrwertsteuer. Tansanit dürfen Erzeuger nur noch an der neu eingerichteten Börse innerhalb des Fördergebietes Mirerani verkaufen. Dieses ist durch eine Mauer mit Elektrozaun und Überwachungskameras gesichert.

Der Bergbau erbringt 5% des Bruttoinlandsprodukts. Das Bergbauministerium will im neuen Finanzjahr TZS 471 Mrd. / € 184 Mill. an Lizenz- und Kontrollgebühren einnehmen. Mineralien für TZS 6,4 Mrd. wurden von Schmugglern konfisziert. Kürzlich wurden 35 kg Edelsteine in Reissäcken auf dem Weg nach Kenia entdeckt. - Der Wert aller exportierten Güter und Dienstleistungen blieb 2018 etwa gleich bei $ 8,5 Mrd.

Die von kubanischen Experten errichtete Larvizid-Fabrik in Kibaha, die im Inland nur wenige Abnehmer fand, konnte Großkunden für ihre Produkte in mehreren süd- und ostafrikanischen Staaten (SADC, EAC) gewinnen.

CAJnews 28.06.19; Citizen 06.,09.,13.,21.,27.05.; 09., 13., 17.,19.06.; 04.07.19; DN 21.,28.05.; 01.07.19; East African 02.,20.06.19; Guardian 28.05.; 04.,11.,18.,28.06.19; www.tumemadini.go.tz

Landwirtschaft

Die Rukwa-Region produzierte nach üppigen Niederschlägen 900.000 t überschüssige Nahrungsmittel, davon 200.000 t Mais. Erbsen-Anbauer im Nachingwea-Distrikt haben gute Ernten, aber keinen verlässlichen Absatzmarkt. Malawi will 7.000 t Erbsen aus TZ kaufen. Ein indischer Investor baut in Morogoro eine Fabrik, die 700.000 t Erbsen pro Jahr verarbeiten kann. Vier ähnliche Anlagen gehören indischen und kenianischen Betreibern.

Der Anteil der Haushalte mit unzureichender Nahrungsversorgung fiel 2018 auf 8% (2011 noch 10%). Generell als arm stuft das staatliche Statistikbüro noch 26,4% der Haushalte ein.

DN 28.04.; 30.06.19; Guardian 18.06.19

Gesamtafrikanische Freihandelszone

Große Erwartungen verbinden sich mit der im März 2018 in Kigali, Ruanda beschlossenen „African Continental Free Trade Area“. Sie wäre die weltweit größte Freihandelszone mit 1,3 Mrd. Konsumenten und einem Bruttoprodukt von $ 3 bis 6 Bill. jährlich. Der von 44 Ländern beschlossene Vertrag soll bei einer Konferenz der Afrikanischen Union im Juli in die Tat umgesetzt werden. Die Teilnehmerstaaten rechnen mit einer 3-jährigen Anpassungsphase.

Voraussetzung ist, dass alle Staaten auf Zölle, nichttarifäre Barrieren und komplizierte Herkunftsregeln verzichten. Wie die Dispute zwischen Ruanda und Uganda sowie zwischen Kenia und Tansania zeigen, ist dies nicht leicht zu verwirklichen. Ferner sind hohe Investitionen in Daten-, Straßen- (16.400 km), Luftverkehrs- und Strom-Netze (9.000 km) erforderlich.

Tansania hat das Vertragswerk unterzeichnet, wägt aber vor einer Ratifizierung noch die möglichen Auswirkungen ab.

DN 01.,05.,26.06.19; Guardian 12.,13.06.19