Wirtschaft ‐ 10/2024

Aus Tansania Information
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Bergbau

Der Wirtschaftsgeologe Dr. Anthony Harwood, mit 40 Jahren Erfahrung im internationalen Bergbaugeschäft und gegenwärtig CEO der Montero Mining & Exploration, warnt anlässlich der Gründung eines staatlichen Bergbauunternehmens mit unklaren Regeln durch den sambischen Bergbauminister Paul Kabuswe vor einer „schleichenden Nationalisierung“ beim Abbau von Bodenschätzen. Sambia folge offenbar dem Vorbild der DR Kongo, deren Staatsbetrieb Gécamines Anteile von 30 % und mehr am Abbau in neuen Minen beansprucht.

Nachdem Tansania Montero die gewährten Schürfrechte im Wigu Hill Rare Earth Project unberechtigt entzogen hatte, beschwert sich Anthony Harwood von Montero, dass das Lizensierungssystem des Landes an Enteignung grenze. Ähnlichen Streit hatte Tansania unter anderem bereits mit der australischen Indiana Resources. Im Dezember 2019 hatte die Regierung der Firma das Ntaka Hill Nickel Project aberkannt. Daraufhin war Indiana Resources vor das International Centre for Settlement of Investment Disputes (ICSID) der Weltbank gezogen und hatte im Juli 2023 eine Kompensation von 109,5 Mio. $ zugesprochen bekommen. Am 29. 07.2024 hatte sich Tansania bereit erklärt 90 Mio. $ zu bezahlen und die ersten 35 Mio. $ überwiesen. Nach Harwoods Auffassung, sind staatseigene Bergbauunternehmen wie Tansanias State Mining Corporation (STAMICO) ein sicheres Rezept für eine wirtschaftliche Katastrophe. Ausländische Investoren würden STAMICOs 16-%-Anteil als zusätzliche Kosten betrachten, insbesondere in Verbindung mit weiteren Regierungsinterventionen. Viele Minenbetreiber müssten in Tansania jahrelang auf Mehrwertsteuererstattungen warten. Weitere Kontrolle durch den Staat und die Neuaushandlung von bestehenden Verträgen, kritisiert Harwood, würden als „Ressourcen-Nationalismus“ betrachtet, der von Langzeitinvestitionen abschrecke. In der Konsequenz sei Montero nun ebenfalls vor das ICSID gezogen und habe Tansania auf 90 Mio. $ Kompensation verklagt.

The Africa Report, 18.09.2024, BNN Bloomberg, 17.09.2024

Die maurizische Firma Aqua Power verklagt Tansania vor dem International Centre for Settlement of Investment Disputes in Washington um eine Entschädigung von 500 Mio. $ wegen Diskriminierung und Lizenzverweigerung. Die Firma ist spezialisiert auf Stromerzeugung.

The EastAfrican, 21.09.2024

Übergangsmineralien

Publish What You Pay ist eine 2002 gegründete NGO mit Sitz in London, die sich für finanzielle Transparenz in der Rohstoffindustrie einsetzt. Sie hat eine umfassende Studie mit dem Titel „Wie kann Afrika das Beste aus seinen Übergangsmineralien machen?“ in Auftrag gegeben und am 19.09.2024 veröffentlicht, deren Zusammenfassung hier folgt.

Tansania und andere ostafrikanische Länder verfügen über sogenannte „Übergangsmineralien“ – Kupfer, Lithium, Nickel und Cobalt, die für den Übergang von fossiler zu erneuerbarer Energie erforderlich und etwa für Solarflächen, Windturbinen und E-Fahrzeuge unverzichtbar sind. Exportiert wird bisher die Rohform dieser Mineralien zu niedrigen Preisen, importiert werden die daraus anderenorts vorgefertigten oder fertigen Komponenten zu einem vielfach höheren Preis. Die nachgelagerte, lukrativere Industrie in der Wertschöpfungskette, also Design, Herstellung, Marketing und Verkauf, fehlt in allen afrikanischen Ländern fast vollständig. Wenn sich afrikanische Länder jetzt nicht zusammentun und darauf bestehen, dass die Wertschöpfung vor Ort stattfindet, dann wird die Welt den Übergang mit afrikanischen Bodenschätzen machen und Afrika arm und im Dunklen sitzend zurücklassen. Voraussetzung für ein Gelingen ist allerdings die Stärkung der öffentlichen Einrichtungen, um Transparenz und Rechenschaftsleistung im Umgang mit den Bodenschätzen und der durch sie generierten Einnahmen zu gewährleisten. In diesem Sinne ist die Neuverhandlung bestehender Verträge unumgänglich.

Pwyp.org, 22.09.2024/The EastAfrican, 07.09.2024

OG-Handel

Der Handel zwischen den Mitgliedern der Ostafrikanischen Gemeinschaft (OG) verzeichnet seit 2017 einen Anstieg von 2,4 Mrd. $ auf 6,4 Mrd. $ im Jahr 2023. Zu diesem Ergebnis kommt man, wenn man den Transithandel von Mombasa und Dar es Salaam nach Uganda, Ruanda und darüber hinaus herausrechnet und berücksichtigt, dass Somalia im Dezember 2023 beigetreten ist und erst noch die OG-Handelsregeln implementieren muss. Außerdem gilt es zu berücksichtigen, dass der informelle Grenzhandel keinen Eingang in die Statistik findet – die Bank of Uganda, die das Segment regelmäßig bewertet, schätzt ihr Handelsvolumen für 2023 auf 544 Mio. $. Einen Sonderfall stellt außerdem die März 2022 beigetretene DR Kongo dar. Das Land ist das einzige in der Region, das eine positive Handelsbilanz hat, also mehr exportiert als importiert. Genau deshalb ist die DR Kongo ein so wertvolles Mitglied der ostafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, denn es dynamisiert den regionalen Handel, indem es sich große Importe aus den umliegenden Ländern leistet. Allerdings gehen mehr als die Hälfte der Exporte des Kongo nach China, was sich ungünstig auf den Inner-OG-Handel auswirkt. Deshalb erscheint es sinnvoll, DR Kongo ebenfalls außenvor zu lassen. Unter diesen Voraussetzungen macht der Inner-OG-Handel 20 % aus, womit er das gleiche Volumen hat wie die Freihandelszone ASEAN und doppelt so hoch liegt wie jenes der Mercosur-Staaten. Außerdem weist der Handel innerhalb der OG in den zurückliegenden sieben Jahren ein stetes Wachstum auf. Dennoch führt insbesondere der private Sektor berechtigte Klagen über außertarifliche Handelshemmnisse und andere Erschwernisse.

The EastAfrican, 14.-20.09.2024

Ntorya-Gasfeld

Am 10.09.2024 vergab die Regierung eine auf 25 Jahre begrenzte Förderlizenz für das Ntorya-Gasfeld in Südtansania mit vermuteten 0,5 Billion Kubikmeter Erdgas an die omanische Firma ARA Petroleum. Die Förderung soll gemeinsam mit der staatlichen Tanzania Petroleum Development Corporation (TPDC) bereits innerhalb eines Jahres aufgenommen werden.

The EastAfrican, 28.09.2024