Zu Kostenbeteiligung der Studierenden, Streiks, Reaktionen - 01/2009

Aus Tansania Information
Version vom 6. Januar 2019, 20:23 Uhr von imported>Sysop (1 Version importiert)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Leitlinien zu Kostenbeteiligung und Darlehen

Bildungsminister Prof. Maghembe sagte, alle Waisen und Studierenden aus armen Familien, die für ein Universitätsstudium qualifiziert sind, bekommen ein Darlehen zu 100%, diejenigen aus Familien der unteren, mittleren und oberen Einkommensgruppen zu 80 %, 60 % bzw. 40 %. Für naturwissenschaftliche Studienfächer geeignete Studierende erhalten das Darlehen ungeachtet des elterlichen Einkommens zu 100 %. Wer sich für einen akademischen Grad der Medizin einschreibt, bekommt ein Stipendium, das nicht zurückgezahlt werden muss.

Die Regierung gewährt die Darlehen zinsfrei. 60.000 bis 80.000 Studierende erhalten ein Darlehen; in Kenia sind es 10.000, in Uganda nur 4.000 Studierende. (Citizen 3./8.11.08)

Aktionen

Studierende mehrerer staatlicher Universitäten demonstrierten wiederholt, um zu erreichen, dass das System der Kostenbeteiligung abgeschafft wird, die Regierung 100 % der Studiengebühren als Darlehen gewährt. Auch mit dem Higher Education Students= Loans Board (HESLB) sind sie unzufrieden.

An der University of Dar-es-Salaam (UDSM) streikte ein Großteil der Studierenden drei Tage in Folge.

Am Institute of Technology streikten 600 Studierende.

Auch an der Universität von Dodoma rechnete man mit einem Streik.

Das Moshi University College of Cooperative and Business Studies schickte 1.178 streikende Studierende heim. Einige hatten Kommilitonen, die am Unterricht teilnahmen, angegriffen, Dozenten mit Steinen beworfen. Unter strikter Sicherheitskontrolle wurde der Lehrbetrieb wieder aufgenommen.

Die Studierenden der Ardhi University bliesen den geplanten Streik ab. (DN 1./12./18./ 20.11.08; Guardian13./19.11.08; Citizen 10./12./15./17.11.08)

Reaktionen der Universitäten

Laut UDSM-Leitung sind die Demonstrationen illegal. Mehr als 12.000 UDSM-Studierende hätten ihre Gebühren nicht entrichtet, sie riskierten, hinausgeworfen zu werden, falls sie an der Demonstration teilnähmen.

Mitte Nov. schickte die UDSM mehr als 16.000 von der Regierung unterstützte Studierende der unteren Semester nach Hause; die Studierenden des dritten Studienjahres hatten die Regierungsanordnungen befolgt.

Die UDSM und die der UDSM angegliederten Universitäten, Sokoine University of Agriculture, Mkwawa University College of Education und Dar-es-Salaam University College of Education in Chang=ombe, wurden auf unbestimmte Zeit geschlossen. Wer das Gelände nicht freiwillig verlässt, soll dazu gezwungen werden. (DN 12./13./17./18.11.08; Guardian 13./ 19.11.08; Citizen 8./17.11.08)

Reaktionen der Regierung

Premierminister Pinda erklärte, die Regierung ändere die Politik der 1992 eingeführten Kostenbeteiligung nicht. (DN 12.11.08; Citizen 8./12.11.08)

Die Polizei verhaftete sieben Studierende der UDSM und nahm sie in Gewahrsam.

Ein Ugander, der an der UDSM Jura studierte, wurde repatriiert, denn er sei der Anführer des jüngsten Streiks und habe gegen die Visums-Bedingungen verstoßen. (DN 21.11.08; Citizen 18.11.08)

Die Regierung setzte einen Ausschuss aus Vertretern der unterschiedlichen Universitäten ein. Er soll die Kostenbeteiligung erneut prüfen. Der Stellvertretende Bildungsminister wies die sieben staatlichen Universitäten an, Studierende, die die Vorlesungen boykottiert hatten, wieder aufzunehmen, falls sie schriftlich erklären, dass sie bereit sind, im Rahmen der Leitlinien für Kostenbeteiligung und Darlehen für ihr Studium zu bezahlen. Wer verlangt, dass die Regierung Studium und Unterkunft voll übernimmt, bleibt ausgeschlossen. (DN 21.11.08; Citizen 22./28.11.08)

Daruso und Tahliso

Die beiden Studierenden-Organisationen vertreten unterschiedliche Auffassungen. Die Verantwortungsträger der UDSM-Studierenden-Organisationen (Daruso) drängten die Studierenden, den Streik fortzusetzen. Die Tanzania Higher Learning Students Organisation (Tahliso) ist gegen den momentanen Streik. Ihr Generalsekretär sagte: "Es wäre nicht fair, bekämen alle Studierenden ein 100 %-iges Stipendium, denn manche kämen aus wohlhabenden Familien." (DN 10.11.08; Citizen 28.11.08)

Im Ausland Studierende

Die Regierung rief sechs Studierende, die mit einem staatlichen Stipendium an der Russian Friendship University studierten, wegen Ungehorsams zurück. Sie müssen die bisher erhaltenen Darlehen zurückzahlen. Man hält sie für die Rädelsführer der jüngsten Unruhen. Tansanische Studierende hatten vor der tansanischen Botschaft mit Sitzstreiks darauf hingewiesen, ihre monatliche Unterhaltszuwendung seien drei Monate nicht ausgezahlt worden.

Ähnliche Probleme köcheln unter den Tansaniern, die in Uganda studieren. Sie drohten, das tansanische Hochkommissariat in Kampala zu belagern, um die Auszahlung der Zuwendungen zu erzwingen. (Citizen 19.112.08)