Zum Schulwesen - 09/2007

Aus Tansania Information
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Staatliche Leistungen

Die Regierung setzte im Haushalt 07/08 für Bildung 18% fest. Sie stellt 14.490 Primar- und Sekundarschullehrkräfte neu ein. 600 Lehrer aus dem Ausland sollen die Arbeitsgenehmigung für Unterricht an einer Privatschule erhalten. (IRIN 18.7.07)

Finanzjahr 06/07: 2.303 neue Sekundarschul-Klassenzimmer (geplant waren nur 860) bekamen einen Zuschuss; das sind insgesamt 7mrd/- TSh, ebenso 2.183 Lehrerhäuser in 104 Dörfern (geplant waren nur 500); das sind insgesamt 7,9mrd/- TSh.

Finanzjahr 07/08: Die Regierung errichtet 128 Sekundarschul- und 800 Primarschul-Klassenzimmer, 14 Verwaltungsblocks, 84 Labors und Bibliotheken, 76 Toiletten. 500 neue Sekun-darschulen werden registriert; sie wurden von den Einwohnern errichtet, vom Staat bezuschusst. (DN 10.7.07)

Schulbesuch

Im Rahmen des Entwicklungsprogramms der Primarschulen (PEDP) wurden heuer nahezu 4 Mio. Jungen und nahezu 4 Mio. Mädchen eingeschult. Das sind 112,7 % der Kinder, mit denen man gerechnet hatte. (DN 19.4.07)

In den Primarschulen stieg die Zahl der Schulkinder seit 01 von 4.839.361 auf 7.969.884. Der Schulbesuch verbesserte sich seit 01 von 65,5% auf 96,1 %. In Form I (Sekundarschule, Klasse 8) stieg die Zahl der Schüler und Schülerinnen seit 03 von 99.744 auf 243.359. (IRIN 18.7.07)

Im kommenden Jahr wird die Regierung 75 % der Schüler und Schülerinnen, die das Primarschul-Abschlussexamen machen, in einer Sekundarschule aufnehmen, 5.055 neue Sekundarschullehrer einstellen. (DN 18.7.07)

Ausstattung

UNICEF stellte einer Primarschule 1.500 'Schultische', die auf den Schoß gelegt werden, zur Verfügung. Sie dienen für den Unterricht im Klassenzimmer und im Freien. Entwi-ckelt wurden sie in Südafrika. (Arusha Times 9.6.07)

Im Rahmen des Laptop-Projekts für tansanische Auszubildende will die Weltbank für Studierende weiterführender Bildungseinrichtungen 50.000 Laptops kaufen und diese verleihen. Im Verlauf von sechs Monaten sollen sie in Raten abbezahlt werden. Toshiba wird die Computer liefern, sie eigens herstellen, wobei die Lernsituation der heimischen Studierenden und ihr Umfeld beachtet werden. (Guardian 29.6.07)

Im Rahmen des ersten Teils ihres Computerprogramms, das die Vergabe von 600 Geräten vorsieht, stellte die Tansanische Bildungsbehörde zehn staatlichen und privaten Sekundarschulen, die Computerfachleute und -labors haben, je 20 Computer zur Verfügung. Sie müssen pro Gerät 100.000/- TSh bezahlen, staatlichen Einrichtungen erwachsen keine Kosten. (DN 26.7.07)

Schulgeld in Privatschulen

Tages-Primarschulen können pro Jahr 210.000/- TSh, Internats-Primarschulen 350.000/- TSh verlangen, Tages-Sekundarschulen 150.000/- TSh, Internats-Sekundarschulen 380.000/- TSh. Sind Computer vorhanden, wird Verköstigung angeboten, kann das Schulgeld höher sein. In manchen Einrichtungen wird die Höhe des Schulgeldes von Eltern und Schulkuratorium bei einer Sitzung festgelegt. (DN 28.7.07; Guardian 28.7.07)

Der Generalsekretär des Verbandes privater Schulen sagte, die von der Regierung festgelegten Preise seien unrealistisch und nicht einzuhalten. Die Regierung solle dieses Thema den Zuständigen überlassen. Das Schulgeld hänge auch von dem ab, was die Eltern fordern, z. B. eine Klassengröße von 20 statt der normalen von 40-45. Außerdem seien viele Privatschulen viel besser als die staatlichen. (Guardian 31.7.07)

Förderung

Die Regierung zahlt für ca. 46.000 Schüler und Schülerinnen der Klassen 8-13 (Form I-VI), die aus armen Familien kommen, das Schulgeld.

Sie bezuschusst 10 Internatsschulen für Mädchen, die aus Hirtenfamilien entlegener Gebiete stammen.

10.000 Kinder, die in je zwei Dörfern von fünf Distrikten aus den schlimmsten Formen der Kinderarbeit gerettet wurden, bekommen im Rahmen des MEMKWA-Programms Unterricht. Es handelt sich dabei um ein Projekt, Kindern von 11 bis 13 Jahren, die nicht rechtzeitig eingeschult wurden, eine Chance zu geben. (DN 10.7.07)

Die Verwaltung der Arusha-Region will ihren "Spitzenschülern und -schülerinnen" ein Stipendium gewähren. Man wird heuer mit denen beginnen, die das Abschlussexamen der Primarschule machen, und sie bis Form VI unterstützen, auch länger, wenn sie im Studium besonders gute Leistungen bringen. Kürzlich wurde eine Schülerin, die zweitbeste Tansanias, mit 100.000/- TSh ausgezeichnet. (Arusha Times 14.7.07)

Kritik

Viele fürchten, in den Sekundarschulen sinke das Niveau, weil es in den meisten von Eltern errichteten keine Bibliotheken, keine Labors u. ä. gebe. (DN 4.3.07)

Die Oppositionsabgeordneten kritisierten scharf, dass der Staat die Bedeutung einer großen Zahl von Sekundarschulen sehr betone, dabei aber deren akademisches Niveau vernachlässige.

Das MEMKWA-Programm sei schlecht geplant worden. Die Schülerinnen seien Hausmädchen, die der Arbeit davonliefen, für die die Schule ein Spielplatz sei; viele seien bereits verheiratet oder geschieden, manche hätten schon Kinder. (DN 10.7.07)

Die Abgeordneten kritisierten die Situation der Schulen, vor allem derer in den Dörfern. Dort lebten die Lehrkräfte noch immer in Lehmhütten, die Auszahlung des Gehalts sei schwierig, der Lehrermangel dort besonders groß. Ungestraft schickten viele Eltern ihre Kinder nicht in die Schule. Kinder, die nach Klasse 7 aufhörten, blieben nahezu Analphabeten. (DN 11.7.07)

Auch viele Leiter von Sekundarschulen fürchten, wenn in jeder politischen Gemeinde, wie von der Regierung geplant, eine Sekundarschule eingerichtet wird, sinke die Qualität der Schulbildung. (Guardian 18.8.07)

Raumnot für Schüler und Lehrkräfte

Landesweit fehlen 11.776 Klassenzimmer. (Guardian 19.7.07)

Die Stadtverwaltung von Arusha schickte Ende März weitere 200 Schüler und Schülerinnen in die bereits überfüllte Arusha-Tagessekundarschule. Für die vier Jahrgangsstufen (Form I-IV) stehen nur 15 Klassenzimmer zur Verfügung. Anfang 07 waren bereits 200 Schüler für die vier Form-One-Parallelklassen aufgenommen worden. Laut ministerieller Anweisung sollen max. 45 Schüler in einem Klassenzimmer sitzen. Nun werden es 100 sein. Außerdem fehlt es an Toiletten. 600 Schüler müssen mit drei Gruben zurecht kommen. Die Stadtverwaltung plant, bis Mitte 07 drei neue Sekundarschulen zu bauen und 60 Klassenzimmer in bereits vorhandenen Schulen einzurichten. (Arusha Times 31.3.07)

In einer Primarschule des Tarime-Distrikts (Mara-Region) gibt es für die 16 Lehrkräfte nur zwei Häuser. 14 richteten sich im Lehrerzimmer und im Vorratsraum ein. Außerdem fehlen acht Klassenzimmer. (Citizen 20.7.07)

Der Schulleiter einer Primarschule im Kisarawe-Distrikt (Küsten-Region) nahm vier Kollegen und eine Kollegin in sein Haus auf, weil man im Dorf keine Wohnungen mieten kann. Das Haus des Schulleiters hat keine Toilette. (Guardian 12.8.07)

Bauprojekte

2007 wurden 994 Dorfschulen errichtet. Alle Regionen, die bisher hinterher hinkten, Singida, Mtwara, Lindi, Kigoma und Shinyanga, wurden bei der Vergabe von Zuschüssen bevorzugt. Die Kilimanjaro-Region ist mit 298 die Region mit den meisten Sekundarschulen, die Shinyanga-Region die mit den wenigsten. Doch sie hat 1.099 Primarschulen, was besonders viel ist. (DN 16.4.07)

Lehrermangel

Laut Erziehungsministerium fehlten Ende letzten Jahres 9.671 Sekundarschullehrer. Bis April 07 wurden 6.668 eingestellt. Man erwartet neue Lehrkräfte aus privaten und staatlichen Hochschulen. (DN 21.4.07)

Im Jan. 07 wurden in einer neuen Sekundarschule der Küsten-Region 130 Schüler und Schülerinnen in Form I (Klasse 8) aufgenommen. Wenn der Schulleiter, einzige Lehrkraft der Schule, wegen offizieller Verpflichtungen nicht anwesend sein kann, muss der Erste Vertrauensschüler den Unterricht übernehmen. Anzuerkennen sei, dass die Regierung allen qualifizierten Primarschulabsolventen die Aufnahme in eine Sekundarschule ermögliche, sagte der Schulleiter. Nun müssen sie sich genau so anstrengen, damit die neuen Schulen genug Lehrkräfte bekommen. (Guardian 28.6.07)

Lehrerausbildung

Die Regierung ist entschlossen, bis Mai 2008 für das Entwicklungsprogramm der Sekundarschulen (SEDP) 7.534 Lehrkräfte auszubilden. Wegen des momentanen Lehrermangels will sie in allen pädagogischen Hochschulen Absolventen von Form VI (Klasse 13) und diejenigen, die einen Full Technician Course besuchten, in viermonatigen Schnellkursen zu Sekundarschullehrkräften, sog. 'licenced teachers', ausbilden, falls sie in den Unterrichtsfächern der Sekundarschule gut abgeschnitten haben. "Danach machen sie Fernkurse an der Open University of Tanzania (OUT). Das ist nur der Beginn der Ausbildung", sagte ein Verantwortlicher des Erziehungsministeriums. Es stellte für die Ausbildung von 3.000 solcher Lehrkräfte 5,2mrd/- TSh bereit. (Guardian 25.4./28.5./6.6.07)

Nur mit Zögern akzeptieren die voll ausgebildeten Lehrkräfte die 'licenced teachers'. Manche fürchten, sie verdürben die Moral der Kinder, die Bildungsentwicklung werde verzögert, diese Lehrkräfte seien zu jung, fast Altersgenossen der Schüler, ihnen fehle die Moral. Eine Schulleiterin aber betonte, sie habe nichts gegen diese Lehrkräfte. Schüler und Schülerinnen seien glücklich mit ihnen. "In unserem Distrikt leisten sie gute Arbeit." (Guardian 28.5.07)

Unterrichtssprache

Ein Abgeordneter riet der Regierung, zu überlegen, ob die Sprache der betreffenden Ethnie in bestimmten Gebieten als Unterrichtssprache verwendet werden könne. Es zeige sich, dass vor allem in den Dorfschulen viele Kinder die Prüfungen nicht bestehen, weil sie das Swahili nicht beherrschten. (Nipashe 9.3.07)

Obwohl vielfach gefordert wird, Swahili solle auch in Sekundarschulen als Unterrichtssprache dienen, nicht mehr Englisch, ziehen Schüler und Lehrkräfte der vier Sekundarschulen des Baga-moyo-Distrikts (Küsten-Region), in denen eine Umfrage durchgeführt wurde, Englisch vor. Allerdings konnten viele einen englischen Text kaum richtig lesen, während fast niemand Probleme mit Swahili hatte. (Guardian 29.5.07)

Lehrplan

Der Botschafter Fankreichs sagte: "Einwohner Frankreichs stellten 2 Mio. US$ zur Verfügung, damit Französischunterricht von der Primarschule bis zur Universität erteilt wird. Für die Tansanier ist es sehr wichtig zweisprachig zu werden, denn Ruanda und Burundi, zwei frankophone Länder, haben sich der EAC angeschlossen. Wer Französisch spricht, kann beim Internationalen Gericht in Arusha mitarbeiten." Die französische Regierung werde für Lehrmaterial sorgen, Lehrkräfte aus Frankreich einstellen. (Guardian 28.7.07; Citizen 28.7.07)

Prüfungen

2006 war das Ergebnis der Prüfung nach Form IV (Klasse 11) etwas schlechter als im Vorjahr.

Die Mädchen-Sekundarschulen schnitten besonders gut ab. 85 % bestanden die Swahili-Prüfung, 23,1 % die Prüfung in Mathematik. Es ist ein Fach, das die meisten für 'eine harte Nuss' halten. Bei 180 der 147.609 Absolventen war das Examen wegen Betrugs ungültig. Im Vorjahr war das bei 339 der Fall. (DN 10.2.07; Guardian 10.2.07)

Schulabbruch

2006 schlossen im Landesdurchschnitt 30 % der eingeschulten Kinder nicht mit Klasse 7 ab, 20 % der Sekundarschülerinnen und -schüler verließen die Schule vorzeitig. Die Situation ist in den Regionen sehr unterschiedlich.

Ursachen für vorzeitigen Schulabbruch: Schwangerschaft, Verheiratung, Kinderarbeit, Bummelei, Schwänzen. Präsident Kikwete sagte: "So schnell wie möglich müssen wir eine Lösung für dieses Problem finden." Jeder, der eine Schülerin schwängert, müsse bestraft werden. Manche seien erst 11 Jahre alt. "Das ist absurd." Eltern und Verantwortungsträger sollten dafür sorgen, dass die Mädchen die Schule abschließen. Bei den Hirten-Völkern verlangten viele Eltern von den Jungen, dass sie das Vieh hüten, statt in die Schule zu gehen. Doch auch in diesen Gruppen steige das Interesse an Bildung. "Wir hören Gutes aus der Arusha- und Manyara-Region. Den Maasai-Kindern wird jetzt erlaubt, in die Schule zu gehen", berichtete er. (IRIN 8.6./18.7.07)

Nachhilfe

Lehrkräften der staatlichen Schulen ist es streng verboten, Nachhilfestunden zu geben, denn das beeinträchtige ihre normalen Verpflichtungen. In der freien Zeit müssten Hefte korrigiert, Unterrichtstunden vorbereitet werden. (DN 31.7.07; Citizen 31.7.07)

Lehrkräfte meiden bestimmte Gebiete

Versetzte Sekundarschullehrkräfte, die nicht an ihrem Arbeitsplatz erscheinen, erhalten kein Gehalt und riskieren, entlassen zu werden. Es ist bekannt, dass sich einige Lehrkräfte einer Anstellung in weniger entwickelten Regionen entziehen; das sind u. a. die Regionen Rukwa, Shinyanga, Kigoma, Mtwara und Lindi. Die Stellvertretende Erziehungsministerin sagte, 06/07 habe man dem Iramba-Distrikt (Singida-Region) 206 neue Lehrkräfte zugeteilt. Nur 149 seien an ihrem Arbeitsplatz erschienen. (DN 11.8.07)

Disziplin

Damit kriminelle Elemente ausgeschlossen werden, will man das Benehmen aller Schüler und Schülerinnen, die eine staatliche Sekundarschule besuchen wollen, gründlich prüfen. Die Schulleiter der betreffenden Primarschulen müssen für Internatsschüler detaillierte, das Betragen betreffende Formulare ausfüllen. In den Schlafsälen wird wöchentlich nachgesehen, ob Drogen vorhanden sind, Alkohol genossen wird. Hintergrund dieser Maßnahmen sind hässliche Vorkommnisse in mehreren Schulen. Einige Schüler hatten Klappmesser, Eisenstangen und allerlei gefährliche Metallteile mitgebracht. Schwierige Schüler und Schülerinnen werden der Polizei übergeben, ungeachtet ihres Alters. "Das Taschengeld wird beim Finanzverwalter abgegeben, nur im Fall echter Bedürfnisse ausgehändigt. Manche haben viel Geld, was an schlechtem Verhalten schuld sein kann", sagte die Stellvertretende Erziehungsministerin. (DN 12.6.07)

Zwei Lehrer einer Sekundarschule in Dodoma mussten im Krankenhaus behandelt werden. Der eine hatte einen Schüler, der erst kam, als die anderen eine Schulaufgabe schrieben, zu warten geheißen. Er verschwand, kam wenig später mit dreien, die sich als seine Brüder vorstellten. Ehe der Lehrer reagieren konnte, wurden er und ein zweiter Lehrer, der ihm zu Hilfe eilte, niedergeschlagen, der erste an Schulter und Brustkorb schwer verletzt. Die Polizei reagierte nicht auf den Hilferuf der Lehrer. Einige Schüler sagten, die Lehrer seien zusammengeschlagen worden, weil sie die Schüler normalerweise barsch behandelten. Alle anderen Lehrkräfte schworen, sie würden streikten, bis ihre Kollegen aus dem Krankenhaus entlassen seien. (Guardian 2.8.07)

Die Hausmutter der Mariam Mädchen-Sekundarschule in Bagamoyo wies die Form IV-Schülerinnen an, die Schlafsäle zu putzen. Weil sich die Mädchen weigerten, wurde eine Reinigungsfirma beauftragt. Die Mädchen baten um die Schlafsaal-Schlüssel. Weil sie diese nicht erhielten, brachen sie die Türen auf. Darauf schickte die Schulleitung die Schülerinnen für eine Woche nach Hause und hieß sie, mit ihren Eltern und einem um Verzeihung bittenden Schreiben wieder zu kommen. Anfangs weigerten sich die Eltern, fragten, warum ihre Töchter Schlafzimmer putzen sollten. Später kehrten sie mit den Mädchen und Entschuldigungsschreiben der Eltern und der Schülerinnen zurück. Diese mussten die Schulordnung unterschreiben und wurden wieder aufgenommen. In dieser Schule der Holy Ghost Fathers, einer der zehn besten Schulen Tansanias, besuchen 600 Schülerinnen Form IV bis Form VI (Kl. 11-13). (Guardian 9.8.07)