Zur tansanischen Eisenbahn - 04/2008

Aus Tansania Information
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Zwei Systeme

Tansania hat zwei Eisenbahnsysteme. Zur Zentralbahn gehört die Verbindung zwischen Dar-es-Salaam und Kigoma und die zwischen Tanga und Arusha. Ein Zweig führt nach Mwanza, wo die Zentralbahn durch Fähren mit der Uganda Railway verbunden ist. Von Tanga geht eine Eisenbahnlinie Richtung Kenia bis Taveta.

Das zweite System, 1.860 km, untersteht der Tanzania-Zambia Railway Authority (TAZARA). Es verbindet Dar-es-Salaam mit Kapiri Mposhi (Nord-Zambia). (The East African 25.12.07)

Zentralbahn

Die staatseigene Tanzania Railways Corporation (TRC) wurde 06 zur Tanzania Railways Ltd. (TRL) umstrukturiert. Seither ist sie ein Gemeinschaftsunternehmen der staatseigenen Reli Assets Holding Company (Rahco) und der Rites Company of India. Diese erwarb 51 % der Aktien, die Regierung behielt 49 %. <Vergl. Tans.-Inf. 4/06 S. 6> (Guardian 20./27.2.08; The E. A. 25.12.07)

Im Dez. 07 setzte die Regierung der TRL für die Verbesserung des Betriebes als Ultimatum März 08, denn es gebe ständig Klagen. Die Frist wurde dann jedoch auf zwei Jahre verlängert, weil es "nahezu unmöglich" sei, die ursprünglich gesetzte einzuhalten, sagte der zuständige Stellvertretende Minister. (Guardian 18.12.07/20./27.2.08)

Die Rahco plant, das 2.600 km lange, 100 Jahre alte Schienennetz zu modernisieren. Sie will die Spur internationalem Standard entsprechend verbreitern, um den Verkehr stärkerer Lokomotiven zu ermöglichen, die momentane Jahres-Kapazität von 700.000 t auf 4 Mio. t steigern, die Zahl der Passagiere von 400.000 auf 5 Mio. Im Augenblick werden 64 % der Transitwaren über die Straße transportiert. In Kooperation mit Rites of India besorgt die RAHCO Schwellen und Halterungen aus dem Ausland. Der Schotter soll aus einem Steinbruch der Dodoma-Region geholt werden. (The East African 11.2.08)

Tanga-Moshi-Arusha-Route

Die 437 km lange Strecke wird z. Zt. wegen größerer Sanierungsarbeiten nicht bedient. Das ist für viele Händler und Landwirte der Regionen Arusha, Kilimanjaro und Manyara und für den Hafen von Tanga sehr problematisch.

Die Route hat viele Seitenarme, die sie mit Fabriken, Mühlen, einem Zementwerk und dem Industriegebiet von Tanga verbinden.

Die Strecke wurde vor einem Jahrhundert von der deutschen Kolonialregierung gebaut, seither nie erneuert. Die TRL wird nun schadhafte Gleise ersetzen und neue Waggons und Lokomotiven einsetzen. Mit der Fertigstellung ist Mitte 09 zu rechnen. (DN 12.2.08; The East African 29.12.07/19.2.08)

Morogoro-Kidatu-Route

Die Gleise zwischen Morogoro und Kidatu sind von Buschwerk überwachsen. Doch die Zuckerrohrplantagen sind auf die Eisenbahn angewiesen. Fällt sie aus, droht die Wirtschaft dieses Gebietes zu stagnieren. Die TRL aber erklärt, man konzentriere sich nun auf die Hauptstrecke der Zentralbahn, die Tanga- und die Kidatu-Route müssten warten. (DN 12.2.08)

Isaka-Trockenhafen

Um die Auslieferung für Ruanda bestimmter Transitwaren, die am Hafen von Dar-es-Salaam, 1.000 km entfernt, ankamen, zu beschleunigen, wurde an der Station der Zentralbahn in Isaka (Shinyanga-Region) 1999 ein Trockenhafen angelegt. <Siehe Tans.-Inf. 12/00 S. 7> Ruanda besitzt dort ein Gebiet für die Lagerung von Containern und den üblichen Im- und Exportwaren. Bisher gibt es für den Weitertransport nur die 480 km lange Teerstraße bis Lusahunga. (East African Business Week 18.2.08)

Isaka-Kigali-Route

Anfang 09 soll mit dem Bau einer Eisenbahnverbindung zwischen Isaka und Kigali, der Hauptstadt Ruandas begonnen werden. Man rechnet mit einer Bauzeit von mindes-tens fünf Jahren. Auch eine Verbindung nach Bujumbura, der Hauptstadt Burundis, ist wünschenswert.

Beobachter meinten, die Konfrontationen in Kenia könnten die Aussichten dieser Pläne verbessern.

Man plant eine Breitspur-Bahn (1.435 mm), um größere Beförderungskapazität und Geschwindigkeit zu ermöglichen. Die Spur der Zentralbahn misst 1.000 mm, die der TAZARA 1.067 mm.

Weil es sich um bergiges Gelände handelt, benötigt man einige Tunnels.

Schon 1913 untersuchte die deutsche Kolonialregierung die Durchführbarkeit einer Eisenbahnverbindung zwischen Isaka und Kigali. (DN 26.1.08; Guardian 28.1.08; East African 11.3.08; East African Business Week 18.2.08)

Pendelverkehr in Dar geplant

Die TRL prüft die Möglichkeit, die in einigen Stadtteilen vorhandenen Gleise für Personen-, doch vor allem für Güter-Pendelverkehr zu verwenden. Priorität hat der Transport vom Dar-es-Salaamer Hafen zum Inland Container Depot (ICD) im Stadtteil Ubungo. Das Verkehrchaos würde verringert. Es handle sich bei diesen Plänen nicht um vorrangige, sagte der TRL-Geschäftsführer. (DN 10./13.2.08)

Wieder Personenverkehr von Dar nach Dodoma

Seit 1.11.07 fährt nach nahezu einem Jahr wieder ein Zug von Dar-es-Salaam nach Dodoma. Doch die Reisenden hatten mehr erwartet, nicht wieder alte, schmutzige Waggons. Die Lokomotiven sähen älter und maroder aus, als früher, meinen viele. Trotz allem ist es eine große Erleichterung, dass man nun wieder bis zum Viktoria- und zum Tansaniasee durchfahren kann, nicht mehr auf die Busse und ihre inflationären Preise angewiesen ist, und man vor Dieben auf der Hut sein muss. Zweimal in der Woche verkehrt die Eisenbahn nun zwischen Dar-es-Salaam und Mwanza bzw. Kigoma.

Doch der größte Teil der Fahrkarten wird durch die Hintertüre verkauft, bis zu 130% teurer als offiziell festgesetzt. Die Fahrkartenverkäufer versorgen die 'Schieber' und teilen sich den Gewinn mit ihnen. Die meisten Passagiere mussten ohne Fahrkarte einsteigen. Doch die TRL warf sie mit Hilfe der Eingreiftruppe der Polizei hinaus. Viele hatten nicht einmal Gelegenheit, ihr Gepäck zu holen. "Warum nimmt die Polizei nicht diejenigen fest, die die Fahrkarten durch die Hintertüre verkaufen", fragte einer.

Man hatte erwartet, die Zentralbahn funktioniere nun besser als früher, weil sie von der TRL, einem privaten Betreiber, übernommen wurde. (DN 2.11.07; Guardian 16.11.07)

Ende Febr. mussten Hunderte von Passagieren ca. vier Tage auf dem Bahnhof der TRL in Dar-es-Salaam warten. Starke Regenfälle hatten das Gleis streckenweise beschädigt. Die Wartenden berichteten, häufig komme es auch zu Ausfällen der Lokomotiven. Viele seien einfach zu alt. (Guardian 23.2.08)

Zum Güterverkehr auf der Zentralbahn

Nach kostspieligen Sanierungsarbeiten an den mutwillig beschädigten Gleisteilen der Zentralbahn, wurde der Frachtverkehr ins Inland am 5.2.08 wieder aufgenommen. Im Augenblick geht es der TRL vor allem um die Verbesserung des Gütertransports, denn dieser werfe am meisten ab für weitere Sanierungsmaßnahmen. Der Personenverkehr werde dann automatisch besser.

Das größte Problem der TRL ist der Mangel an Lokomotiven, denn die von der TRC übernommenen sind schadhaft, werden nun repariert.

Die TRL wird demnächst 25 Lokomotiven aus Indien leasen, weitere 35 in den kommenden zwei Jahren.

Obwohl die Transportgebühren um 34 % angehoben wurden, wuchs das Volumen der transportierten Güter beträchtlich. (DN 1./20.1.08; Guardian 20./27.2.08; The E. A. 19.2.08)